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Nahost-Newsblog

Alle Meldungen zum Konflikt im Nahen Osten bis zum 17. April 2024

Im Nahen Osten hat Iran Israel angegriffen. Alle Neuigkeiten und Reaktionen dazu in unserem Newsblog.

09:21 Uhr

MITTWOCH, 17. APRIL

Den aktuellen Newsblog finden Sie hier:

06:06 Uhr

MITTWOCH, 17. APRIL

USA und EU kündigen Sanktionen gegen Iran an – die Nacht im Überblick

Die USA und die EU wollen mit neuen Sanktionen gegen den Iran nach dessen Grossangriff auf Israel einen neuen Krieg im Nahen Osten verhindern. Die Sanktionen richteten sich unter anderem gegen das Raketen- und Drohnenprogramm der Islamischen Republik und würden mit Verbündeten wie den G7-Staaten koordiniert, teilte der Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jake Sullivan, am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington mit.

Kurz zuvor hatte auch EU-Chefdiplomat Josep Borrell neue Sanktionen angekündigt. Die deutsche Bundesaussenministerin Annalena Baerbock will sich an diesem Mittwoch in Israel dafür einsetzen, dass die Krise nicht weiter befeuert wird.

Israels Aussenminister: Der Iran muss gestoppt werden

Israels Aussenminister Israel Katz sagte am Dienstag, er führe eine «diplomatische Offensive» an und habe Dutzende von Regierungen angeschrieben, um mehr Sanktionen gegen Teheran zu fordern. Diese sollten eine «militärische Antwort» flankieren, schrieb er auf der Plattform X (vormals Twitter), ohne Details zu nennen. «Der Iran muss jetzt gestoppt werden - bevor es zu spät ist», so Katz.

Nach einer Videoschalte der Aussenminister der EU-Staaten sagte EU-Chefdiplomat Borrell, er werde sein Team um Vorbereitungen für weitere Strafmassnahmen bitten. «Wir werden das Sanktionsregime (...) ausweiten und verschärfen.» Wann die geplanten neuen Sanktionen in Kraft gesetzt werden könnten, sagte er nicht.

Experten warnen vor weiterer Eskalation

Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kündigte einen Vergeltungsschlag gegen militärische Einrichtungen des Irans an. Israels Verteidigungsminister Joav Galant sagte am Dienstag, jeder Feind, der Israel bekämpfe, werde selbst zum Ziel. «Die Iraner werden nicht in der Lage sein, einen neuen Status der Abschreckung gegen den Staat Israel zu schaffen», so Galant. Sollten sich der Iran und Israel weiter mit Angriffen und Gegenangriffen überziehen, «führt das zu einer echten Eskalation», warnte Ofer Fridman, israelischer Ex-Offizier und Militärexperte am King’s College London, im «Wall Street Journal».

«So eine Eskalationsspirale entgleitet sehr schnell und sehr einfach, weil für beide Seiten sowohl Eskalation als auch Deeskalation riskant ist», sagte der Konflikt- und Protestforscher Tareq Sydiq von der Universität Marburg der Deutschen Presse-Agentur. «Man weiss nicht genau, wie die andere Seite reagieren wird und ab welchem Zeitpunkt ein Krieg auch unausweichlich wird. Das Risiko würde ich sehr hoch einschätzen.»

Britischer Premier rät Israel zur Besonnenheit

Der britische Premierminister Rishi Sunak riet in einem Telefonat mit Netanyahu zu Besonnenheit. Eine erhebliche Eskalation sei in niemandes Interesse. Sunak habe bei dem Gespräch am Dienstagnachmittag die Unterstützung Grossbritanniens für Israels Sicherheit und die Stabilität in der Region bekräftigt, teilte die britische Regierung mit. Der Iran habe sich schwer verrechnet und sei international zunehmend isoliert, während die G7-Gruppe eine diplomatische Antwort vorbereite.

Im Mittelpunkt der bis Freitag andauernden G7-Beratungen auf Capri werden auch Israels Militäraktion gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen und die verheerende humanitäre Lage der Zivilbevölkerung dort stehen. Zur G7-Runde gehören neben Deutschland die USA, Kanada, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Japan. Italien hat dieses Jahr den Vorsitz. (dpa)

20:11 Uhr

DIENSTAG, 16. APRIL

EU plant nach iranischem Angriff auf Israel neue Sanktionen

Der Iran muss nach seinem Raketen- und Drohnenangriff auf Israel mit neuen EU-Sanktionen rechnen. EU-Chefdiplomat Josep Borrell teilte am Dienstagabend nach einer Videoschalte der Aussenminister der Mitgliedstaaten mit, er werde sein Team um Vorbereitungen für weitere Strafmassnahmen bitten.

Den Angaben von Borrell zufolge sollen unter anderem Handelsbeschränkungen ausgeweitet werden, um dem Iran den Bau von Raketen zu erschweren. Zudem ist geplant, auch die Lieferung von Drohnen und Raketen an Verbündete in der Region ins Visier zu nehmen.

Für beide Massnahmen soll eine Sanktionsregelung ausgeweitet werden, die nach dem Beginn der iranischen Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit der Lieferung von Drohnen eingerichtet wurde. Über sie wurde bislang unter anderem die Ausfuhr von Bauteilen in den Iran verboten, die für den Bau und die Produktion von unbemannten Luftfahrzeugen verwendet werden. Zudem sind auch Personen und Organisationen von Strafmassnahmen betroffen.

Borrell selbst war nach Angaben von Diplomaten zunächst zurückhaltend in der Frage neuer Sanktionen gewesen. Als ein Grund gelten die Bemühungen, den Iran zu einem Festhalten an einem Abkommen zur Einschränkung seines Nuklearprogramms zu bewegen. Dieses soll verhindern, dass der Iran eine Atombombe baut.

Der Iran hatte Israel in der Nacht zu Sonntag mit Drohnen und Raketen angegriffen, die aber fast vollständig abgefangen wurden. Noch ist unklar, wie Israel auf den beispiellosen Luftangriff reagiert. Irans Angriff war eine Reaktion auf einen mutmasslich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus, bei dem zwei Generäle der einflussreichen Revolutionsgarden getötet wurden.

Borrell sagte nach der Videokonferenz der Aussenminister auch, man sei sich einig, dass eine weitere Eskalation verhindert werden müsse. Man fordere deswegen alle Beteiligten zu Zurückhaltung auf. Für die Bundesregierung nahm Europastaatssekretärin Anna Lührmann an der EU-Schalte bei. Sie vertrat Aussenministerin Annalena Baerbock, die kurzfristig nach Israel gereist war. (dpa)

18:13 Uhr

DIENSTAG, 16. APRIL

Israel: Hisbollah-Kommandeur bei Angriff im Libanon getötet

Bei einem Angriff im Südlibanon ist nach Angaben der israelischen Armee am Dienstag ein Kommandeur der Hisbollah getötet worden. Die proiranische Miliz bestätigte dessen Tod. Sie teilte jedoch nicht mit, wann, wo und wie genau das Hisbollah-Mitglied ums Leben kam. Libanons staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, zwei weitere Personen seien am Dienstag verletzt worden. Demnach wurde bei dem israelischen Angriff ein Auto in dem Ort Ain Baal nahe der israelischen Grenze getroffen.

Auch libanesische Medien berichteten unter Berufung auf Sicherheitsquellen aus dem Südlibanon, dass es sich bei dem Getöteten um ein führendes Mitglied der Hisbollah-Miliz handele. Die Person sei für jegliche militärische Aktivitäten der proiranischen Miliz in dem betroffenen Gebiet zuständig gewesen. Der Befehlshaber habe unter anderem Raketenstarts Richtung Israel geplant, hiess es von Israels Militär. Er wurde demnach von einem Fluggerät in der Gegend von Ain Baal getötet.

Israels Armee hatte zuvor zudem mitgeteilt, zwei Angriffsdrohnen auf israelischem Territorium registriert zu haben. Sie seien in der Gegend um Beit Hillel explodiert. Die Hisbollah reklamierte den Angriff später für sich. Er zielte nach Angaben der Miliz auf eine Plattform des israelischen Raketenabwehrsystems. (dpa)

17:35 Uhr

DIENSTAG, 16. APRIL

Israels Botschafter kündigt Schlag gegen Irans Militäreinrichtungen an

Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, einen Gegenschlag auf militärische Einrichtungen des Irans angekündigt. Israel werde keine zivilen Ziele angreifen, obwohl die Angriffe Teherans sehr wohl auch zivilen Zielen gegolten hätten, sagte Prosor am Dienstag dem Nachrichtensender Welt TV.

Die israelische Antwort werde sich «gegen diese militärischen Einrichtungen von den Mullahs und den Ajatollahs» richten. Darauf könne man nicht verzichten: «Wir müssen darauf reagieren. Es ist auch wichtig für die Region, dass diese Abschreckung - auch in dieser Region - ganz klar ist.»

Prosor unterstrich die Entschlossenheit Israels zum Gegenschlag, nannte aber keine Details. «Wann, wo und wie - das wird unser Kriegskabinett entscheiden», sagte er. Von den Verbündeten forderte er Verständnis für die israelische Position und härtere Sanktionen. «Erstmal hören wir zu - unseren Freunden - also den Vereinigten Staaten, Grossbritannien, Deutschland. Aber ich möchte in Erinnerung rufen, dass Iran gegen Israel ohne Provokation jetzt über 300 Raketen geschossen hat, um alles zu tun, wirklich, um israelische Zivilisten zu töten. Und wir müssen darauf reagieren.» (dpa)

16:10 Uhr

DIENSTAG, 16. APRIL

Libanon: Ein Toter nach israelischem Angriff

Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach libanesischen Angaben ein Mensch getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, zwei weitere Personen seien verletzt worden. Demnach wurde bei dem Angriff am Dienstag ein Auto in dem Ort Ain Baal nahe der israelischen Grenze getroffen. Ob es sich bei den Opfern um Mitglieder der Hisbollah-Miliz handelte, war zunächst nicht klar. Das israelische Militär teilte mit, die Angelegenheit zu prüfen.

Die Armee in Israel teilte mit, zwei Angriffsdrohnen auf israelischem Territorium registriert zu haben. Sie seien in der Gegend um Beit Hillel explodiert. Die Hisbollah reklamierte den Angriff später für sich. Er zielte nach Angaben der Miliz auf eine Plattform des israelischen Raketenabwehrsystems. (dpa)

14:16 Uhr

Dienstag, 16. April

Netanyahu zu einem möglichen Gegenangriff auf den Iran

«Wir werden auf den Iran reagieren, aber man muss es klug anstellen und nicht aus dem Bauch heraus. Sie müssen nervös sein, so wie sie uns nervös gemacht haben.» so der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nach Angaben des israelischen Kan-Senders bei einem Treffen mit Ministern seiner Likud-Partei. (dpa)

14:14 Uhr

Dienstagt, 16. April

Irans Präsident warnt Israel erneut vor Gegenangriff

Irans Präsident Ebrahim Raisi hat Israel erneut vor einem militärischen Gegenangriff gewarnt. «Die kleinste Aktion (Israels) gegen die nationalen Interessen des Irans wird umfangreiche und schmerzhafte Konsequenzen haben», sagte Raisi in einem Telefonat mit Katars Emir Hamad Al Thani laut dem Webportal seines Präsidialamts.

Der Iran hat zuletzt mehrmals Israel vor einer militärischen Antwort auf seinen Grossangriff gewarnt, bei dem in der Nacht zum Sonntag Hunderte Drohnen und Raketen Richtung Israel abgefeuert wurden. In dem Fall würde die iranische Reaktion «mindestens zehnmal drastischer» als die ersten Angriffe sein, so der Sicherheitsrat des Landes. Bislang habe der Iran die kleinste Form der Bestrafung für Israel gewählt, so der Rat in der Pressemitteilung. Israel will den iranischen Grossangriff auch nach Angaben der Militärführung des Landes nicht unbeantwortet lassen. (dpa)

14:12 Uhr

Dienstag, 16. April

UN-Menschenrechtsbüro: Mehr Einsatz gegen Eskalation im Nahen Osten

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, verlangt neue Anstrengungen aller Länder mit Einfluss zur Entspannung der gefährlichen Lage im Nahen Osten. Die verheerende humanitäre Krise im Gazastreifen müsse beendet werden, die Attacken im besetzten Westjordanland müssten aufhören und das Risiko einer Eskalation des Konflikts verhindert werden, teilte Türk am Dienstag in Genf mit.

Israel behindere weiterhin die Einfuhr und Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen, sagte Türk. Das sei ebenso wie die weitreichende Zerstörung ziviler Infrastruktur nach internationalem Recht verboten.

Türk verlangte die Freilassung der im Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln aus Israel, eine Feuerpause und vollen Zugang aller humanitären Helfer, um die Not der Zivilbevölkerung zu lindern. Die Menschen lebten unter verheerenden Bedingungen und seien vor neuen Militärschlägen nirgendwo sicher. Das UN-Menschenrechtsbüro habe Berichte erhalten, dass das israelische Militär während der Feierlichkeiten zum Ende des Fastenmonats Ramadan vergangene Woche mindestens acht Moscheen angegriffen habe.

Im Westjordanland würden Palästinenser ständig von Hunderten israelischen Siedler angegriffen, die oft vom Militär unterstützt würden. Nach der Tötung eines 14-jährigen Israeli aus einer Siedlerfamilie seien bei Racheakten vier Palästinenser getötet worden, darunter ein Kind. Israel sei als Besatzungsmacht verpflichtet, Palästinenser vor Siedlerattacken und rechtswidriger Gewalt durch Sicherheitskräfte zu schützen, so Türk. (dpa)

11:35 Uhr

Dienstag, 16. April

Israels Aussenminister: Auch politische Offensive gegen Iran gestartet

Der israelische Aussenminister Israel Katz hat nach dem iranischen Grossangriff auf Israel nach eigenen Worten eine «politische Offensive» gegen die Islamische Republik gestartet. «Ich habe heute Morgen Briefe an 32 Staaten geschickt und mit Dutzenden Aussenministern und führenden Repräsentanten auf der Welt gesprochen, schrieb er am Dienstag auf der Plattform X, vormals Twitter.

Dabei habe dazu aufgerufen, Sanktionen gegen das iranische Raketenprogramm zu verhängen und die Revolutionsgarden der islamischen Republik zu einer Terrororganisation zu erklären. Dies sei ein Weg, Teheran zu bremsen und zu schwächen. «Der Iran muss jetzt gestoppt werden - bevor es zu spät ist.»

Israels politische Kampagne gegen den Iran soll laut Katz eine militärische Antwort auf den Angriff Teherans mit mehr als 300 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen flankieren. Israel will den iranischen Grossangriff in der Nacht zum Sonntag auch nach Angaben der Militärführung des Landes nicht unbeantwortet lassen. (dpa)

06:09 Uhr

Dienstag, 16. April

IAEA besorgt über möglichen Angriff Israels auf Irans Atomanlagen

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, zeigt sich besorgt, dass Israel bei einem Vergeltungsschlag gegen den Iran dessen Atomanlagen angreifen könnte. «Wir sind immer besorgt über diese Möglichkeit», antwortet er in New York vor Medienschaffenden auf eine entsprechende Frage. Grossi ruft zu äusserster Zurückhaltung auf. Der Iran habe aus «Sicherheitserwägungen» seine Atomanlagen am Sonntag geschlossen, sagt Grossi weiter. Obwohl die Anlagen am Montag wieder geöffnet worden seien, habe er die IAEA-Inspektoren ferngehalten, bis man sehe, dass die Lage völlig ruhig sei. «Wir werden morgen wieder anfangen», sagt er. «Dies hat keine Auswirkungen auf unsere Inspektionstätigkeit.»

Die IAEA inspiziert regelmässig die wichtigsten iranischen Atomanlagen, darunter die Uran-Anreicherungsanlage in Natans, die das Herzstück des Atomprogramms des Irans bilden.

05:51 Uhr

Dienstag, 16. April

Israel wägt nach Irans Angriff Optionen ab - die Nacht im Überblick

Israel will den Iran für dessen Drohnen- und Raketenangriff bestrafen, ohne internationalen Rückhalt zu verlieren. Man wäge die weiteren Schritte ab, sagte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi am Montag. Auf einen Angriff mit so vielen Raketen auf Israel werde eine Reaktion folgen. Zugleich fügte Halevi hinzu: «Der Angriff des Irans hat neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit im Nahen Osten geschaffen. Wir bewerten die Lage und halten uns auf höchstem Niveau bereit.» Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte einem Bericht des israelischen Rundfunksenders Kan zufolge bei einem Treffen mit Ministern seiner Likud-Partei, auf den Angriff des Irans müsse eine kluge Reaktion folgen. Der Iran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion erfolge, so wie es Israel vor dem Angriff am späten Samstagabend ergangen sei.

EU könnte Iran mit neuen Sanktionen belegen

In der EU werden unterdessen mögliche neue Sanktionen gegen den Iran erwogen. Wie mehrere Diplomaten am Montagabend nach Gesprächen von Vertretern der Mitgliedstaaten in Brüssel sagten, dürfte das Thema an diesem Dienstag bei einer Videoschalte der Aussenminister auf den Tisch kommen. Neue Strafmassnahmen könnten demnach über eine Sanktionsregelung verhängt werden, die nach dem Beginn der iranischen Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine durch Drohnenlieferungen eingerichtet wurde. Über sie wurde bislang unter anderem die Ausfuhr von Bauteilen in den Iran verboten, die für den Bau und die Produktion von Drohnen verwendet werden. Zudem sind auch Personen und Organisationen von Strafmassnahmen betroffen.

Gegen neue scharfe Sanktionen könnte laut Diplomaten allerdings das Risiko einer Eskalation sprechen. So will der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell weiter versuchen, den Iran dazu bewegen, wieder ein Abkommen zur Einschränkung seines Nuklearprogramms einzuhalten. Es soll verhindern, dass der Iran eine Atombombe baut. Bei der wegen des iranischen Angriffs auf Israel einberufenen Videokonferenz am Dienstag soll grundsätzlich darüber gesprochen werden, wie die Europäische Union zu einer Deeskalation in der Region beitragen kann.

Erdogan spricht mit Emir von Katar über Gaza-Krieg

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte nach Angaben seines Büros mit dem Emir von Katar und forderte angesichts des Gaza-Krieges eine verstärkte Zusammenarbeit islamischer Länder. Diese müssten ihre Bemühungen verstärken, um Israels «brutale Angriffe» im Gazastreifen zu stoppen und das Land für «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» zur Rechenschaft zu ziehen, hiess es am Montag in einer Mitteilung des Präsidialamts. Es sei entscheidend, zügelnd auf Israel einzuwirken und mit gesundem Menschenverstand zu handeln, um eine Ausbreitung der Spannungen in der Region zu verhindern. Der iranische Angriff auf Israel wurde nicht explizit erwähnt. (dpa)

05:48 Uhr

Dienstag, 16. April

Swiss plant für den 16. April Wiederaufnahme der Flüge nach Tel Aviv

Swiss International Air Lines plant, ihre Passagierflüge nach Tel Aviv wieder aufzunehmen. Nach eingehender Analyse der Lage ist Swiss zum Schluss gekommen, dass sie einen sicheren Flugbetrieb gewährleisten kann, das teilte die Airline in einer Medienmitteilung mit. Der nächste Flug findet am Dienstag, 16. April statt.

23:05 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Netanyahu: «Kluge Reaktion auf Iran-Angriff nötig»

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat einem Bericht des Rundfunksenders Kan zufolge bei einem privaten Treffen mit Ministern seiner Likud-Partei betont, auf den Raketenangriff des Irans müsse eine kluge Reaktion folgen. Der Iran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion erfolge, so wie es Israel vor dem Angriff am späten Samstagabend ergangen sei.

Der Sender berichtete unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten, Israel habe zugesichert, die USA vor einem Gegenschlag zu informieren. Damit solle US-Truppen in der Region Zeit gegeben werden, sich auf iranische Vergeltungsmassnahmen vorzubereiten. (dpa)

22:47 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

USA wollen sich zu möglichem Gegenschlag Israels nicht äussern

Die US-Regierung möchte sich nach dem iranischen Raketen- und Drohnenangriff nicht öffentlich zu einem möglichen Gegenschlag Israels äussern. «Wir werden den Israelis das Wort überlassen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag. Die USA seien nicht an dem Entscheidungsprozess beteiligt.

Ähnlich äusserte sich auch Pentagon-Sprecher Pat Ryder. Auf die Frage, ob die USA besorgt seien, dass ein israelischer Vergeltungsschlag amerikanische Streitkräfte in der Region gefährden könne und die USA sich deshalb nicht daran beteiligen wollten, sagte er: «Ich möchte zu diesem Zeitpunkt nicht auf Hypothesen eingehen.» Es liege an Israel, zu entscheiden, ob es auf den iranischen Angriff reagieren werde oder nicht.

Ryder betonte erneut, die USA stünden an der Seite Israels und würden die nötigen Schritte unternehmen, um die eigenen Streitkräfte in der Region sowie den Verbündeten zu verteidigen. Die USA hatten nach dem iranischen Angriff ihr «eisernes Bekenntnis» zu Israels Sicherheit bekräftigt. (dpa)

21:41 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Israels Verteidigungsminister diskutiert weiteres Vorgehen in Rafah

Israels Verteidigungsminister Joav Galant hat am Montagabend mit Vertretern seines Ministeriums und der für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde das weitere Vorgehen in Rafah erörtert. Nach Angaben der Regierungspressestelle ging es auf dem Treffen vor allem um die Evakuierung von Zivilisten aus der Stadt im Süden des Gazastreifens und die Ausweitung von Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen.

Die Stadt an der Grenze zu Ägypten ist derzeit mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllt. International gab es deutliche Kritik an den israelischen Plänen eine Rafah-Offensive. (dpa)

21:09 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

USA: Berichte über konkrete Warnungen des Irans sind «Quatsch»

Der Iran hat die US-Regierung nach Darstellung aus Washington nicht über den Zeitpunkt, Ablauf und Umfang seines Angriffs auf Israel informiert. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, wies entsprechende Berichte am Montag entschieden zurück. «Die Vereinigten Staaten haben weder vom Iran noch von irgendjemand anderem Nachrichten erhalten, die Aufschluss über einen bestimmten Zeitpunkt, bestimmte Ziele oder Waffentypen, die sie abfeuern würden, gaben», sagte er.

Berichte darüber, dass das «spektakuläre und peinliche Scheitern» des Iran beabsichtigt gewesen sei und der Iran eine Frühwarnung abgegeben habe, um Israel bei der Vorbereitung seiner Verteidigung zu helfen und den potenziellen Schaden zu begrenzen, seien alle «kategorisch falsch». «Das ist Quatsch. Dieser Angriff ist gescheitert, weil er von Israel, den Vereinigten Staaten und einer Koalition anderer Partner, die sich für die Verteidigung Israels einsetzten, niedergeschlagen wurde.»

Angesichts des Ausmasses dieses Angriffs sei es «eindeutig Irans Absicht» gewesen, erhebliche Zerstörungen und Opfer zu verursachen», sagte Kirby. (dpa)

21:08 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Israels Generalstabschef: Es wird eine Antwort auf den Angriff geben

Auf den iranischen Raketen- und Drohnenangriff wird es nach den Worten des israelischen Generalstabschefs Herzi Halevi eine Antwort geben. Beim Besuch der Luftwaffenbasis Nevatim, die an der Abwehr des Angriffs am späten Samstagabend beteiligt gewesen war, sagte Halevi am Montag: «Während wir nach vorne blicken, erwägen wir unsere Schritte.» Auf einen Angriff mit so vielen Raketen auf das Territorium Israels werde eine Reaktion folgen.

Am Montag war erneut das israelische Kriegskabinett zusammengetreten. Eine offizielle Stellungnahme zu dem Treffen gab es zunächst nicht. Der Fernsehsender Channel 12 berichtete ohne Angabe von Quellen, es seien verschiedene Szenarien erörtert worden, wie auf den iranischen Grossangriff reagiert werden könne. Israels Ziel ist es demnach, dem Iran zu schaden, aber keinen umfassenden Krieg auszulösen. (dpa)

20:10 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Iran veröffentlicht Daten über Raketen und Drohnen von Grossangriff

Irans Staatsmedien haben nach dem Grossangriff auf Israel Informationen über die dabei verwendeten Raketen veröffentlicht. Nach Informationen der Staatsagentur Irna kamen unter anderem Mittelstreckenraketen vom Typ «Emad» und «Cheibarschekan» zum Einsatz. Letztere hat in der modernen Version eine Reichweite von gut 1800 Kilometern.

Die Raketen vom Typ «Emad» verfügen über einen Sprengkopf mit gut 750 Kilogramm und fliegen mindestens 1700 Kilometer weit. Sie werden laut Irna auch aus unterirdischen Raketensilos gestartet. Die Strecke vom Westen Irans bis Israel beträgt etwa 1000 Kilometer.

Bei der Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» hatten Irans Revolutionsgarden dem Bericht zufolge auch Marschflugkörper vom Typ «Paweh» auf Israel abgefeuert. Sie sollen laut der Staatsagentur bis zu 900 Kilometer pro Stunde fliegen können.

Die bei dem Vergeltungsschlag eingesetzten Drohnen waren vom Typ Shahed 136. Dabei handelt es sich um dieselben Kamikazedrohnen, die auch Russland im Kampf gegen die Ukraine einsetzt. Sie zeichnen sich vor allem durch eine günstige Bauweise aus. (dpa)

17:16 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Bericht: Mehrere Optionen in Israels Kriegskabinett besprochen

Bei den Beratungen des israelischen Kriegskabinetts sind einem Medienbericht zufolge mehrere Szenarien von Reaktionen auf den iranischen Grossangriff besprochen worden. Einige der Optionen seien von der Art her geringfügiger, andere hingegen intensiver, berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12 am Montagnachmittag. Israels Ziel ist es demnach, dem Iran zu schaden, aber keinen umfassenden Krieg auszulösen.

Bei der fast dreistündigen Sitzung des Gremiums unter Vorsitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu seien verschiedene Reaktionen mit unterschiedlichen Ausmassen auf den Tisch gelegt worden, berichtete der TV-Sender weiter. Einige der Optionen sind demnach sofort umsetzbar. Bei den Gesprächen über eine Antwort auf Teherans Angriff am Wochenende sei ebenfalls erörtert worden, dass Israel die Massnahmen mit seinem wichtigsten Verbündeten, den USA, abstimmen wolle. (dpa)

15:53 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Litauens Aussenminister fordert mehr Sanktionen gegen Iran

Nach dem iranischen Grossangriff auf Israel hat sich Litauens Aussenminister Gabrielius Landsbergis für weitere westliche Sanktionen gegen Teheran ausgesprochen. «Wir müssen die Sanktionen gegen Iran wegen seines regional destabilisierenden Verhaltens und seiner Unterstützung der russischen Aggression gegen die Ukraine sofort verschärfen», sagte Landsbergis am Montag nach einem Treffen mit seiner niederländischen Amtskollegin Hanke Bruins Slot in Vilnius. Beide Minister riefen dabei zur Deeskalation der Lage in Nahost auf. (dpa)

13:36 Uhr

Montag, 15. April

Irans Aussenminister spricht mit Borrell und Amtskollegen

Irans Aussenminister hat im Gespräch mit mehreren Amtskollegen den Grossangriff seines Landes auf Israel als «legitime Verteidigung» bezeichnet. In einem Telefonat mit dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell kritisierte Hussein Amirabdollahian erneut den mutmasslich israelischen Angriff auf Irans Botschaftsgelände in Syrien Anfang April, wie sein Ministerium am Sonntag mitteilte. Nach Untätigkeit der UN hätte Iran «keine andere Wahl (gehabt), als das zionistische Regime im Rahmen der legitimen Verteidigung zu bestrafen», hiess es weiter.

Amirabdollahian sprach auch erneut mit Bundesaussenministerin Annalena Baerbock, wie die Nachrichtenagentur Isna am Montag berichtete. In dem Gespräch sagte der Minister demnach, der Angriff auf Israel sei eine Warnung gewesen, die Konsequenzen des Überschreitens roter Linien zu verstehen. «Wenn das Regime Israel seine Abenteuerlust fortsetzen will, wird es eine unverzügliche und weitreichende Reaktion geben», sagte Amirabdollahian Isna zufolge.

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag Israel mit mehreren hundert Raketen und Kampfdrohnen angegriffen. Hintergrund war der mutmasslich israelische Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden.

Amirabdollahian telefonierte am Sonntag nach Angaben seines Ministeriums auch mit den Aussenministern von Saudi-Arabien, Syrien, Indien, Katar, Ägypten und Malta. Im Gespräch mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow warnte Irans Aussenminister vor einer harten Antwort, sollte Israel zurückschlagen. (dpa)

12:12 Uhr

Montag, 15. April

Israels Kriegskabinett kommt erneut für Beratungen zusammen

Israels Kriegskabinett kommt israelischen Medienberichten zufolge erneut zusammen, um über das weitere Vorgehen nach dem iranischen Grossangriff zu beraten. Am frühen Montagnachmittag (13.00 Uhr MESZ) werde das Kabinett ein zweites Mal innerhalb von 24 Stunden tagen, berichteten etwa die Nachrichtenseite ynet und die Tageszeitung «Haaretz». Dem Kriegskabinett steht Regierungschef Benjamin Netanjahu vor.

Bereits am Sonntag versammelte sich das Gremium. Nach dreistündigen Beratungen gab es Medienberichten zufolge jedoch keine Entscheidung darüber, wie auf den iranischen Angriff vom Wochenende reagiert werden soll. Bei der Sitzung seien jedoch mehrere Optionen für einen möglichen israelischen Vergeltungsschlag erörtert worden.

Nachdem der Iran am Wochenende nach israelischen Angaben mit rund 300 Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen hatte, ist noch immer unklar, wie Israel reagieren wird. Innerhalb der israelischen Regierung wird vor allem von sehr rechten Regierungspolitikern ein schnelles und hartes Vorgehen gefordert. Die Hardliner sind allerdings nicht im Kriegskabinett vertreten. Internationale Partner mahnen Israel hingegen zur Zurückhaltung, um eine Eskalation in der Region zu verhindern. (dpa)

10:02 Uhr

Montag, 15. April

US-Militär: Huthi im Jemen waren an Irans Angriff beteiligt

Die Huthi-Miliz im Jemen ist nach Darstellung des US-Militärs am iranischen Angriff gegen Israel beteiligt gewesen. US-Truppen hätten in dem Bürgerkriegsland eine Rakete auf einer Startvorrichtung sowie sieben Drohnen zerstört, teilte das US-Zentralkommando am Sonntag (Ortszeit) mit. Insgesamt habe das US-Militär mehr als 80 Drohnen und mindestens sechs ballistische Raketen aus dem Iran und dem Jemen zerstört worden, die Israel erreichen sollten.

Nach US-Darstellung kamen die Angriffe am Samstagabend und in der Nacht zum Sonntag auch aus dem Irak und Syrien. Die Huthi bezeichneten Irans Angriff auf Israel als «berechtigt», erklärten zunächst aber nicht, inwieweit sie selbst daran beteiligt waren.

Die Huthi-Miliz kontrolliert grosse Gebiete vor allem im Norden des Jemen, einem verarmten Land im Süden der Arabischen Halbinsel. Mithilfe des Irans haben sie ihr Waffenarsenal in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Ihre Drohnen haben eine Reichweite von bis zu 2500 Kilometern, die das Potenzial haben, etwa Tausende im Nahen Osten stationierte US-Truppen zu treffen. Zudem verfügt die Miliz über ballistische Raketen und Marschflugkörper. Seit Beginn des Gaza-Kriegs greifen die Huthi vor allem Handelsschiffe mit mutmasslichem Bezug zu Israel vor der jemenitischen Küste an. (dpa)

09:53 Uhr

Montag, 15. April

Israels Heimatschutz hebt nach Iran-Angriff Beschränkungen wieder auf

Der israelische Heimatschutz hat Beschränkungen für die Zivilbevölkerung, die vor dem iranischen Grossangriff verhängt worden waren, wieder aufgehoben. Es gebe keine Einschränkungen mehr für Bildungsaktivitäten, am Arbeitsplatz oder bei Versammlungen, teilte der Heimatschutz am Montag auf seiner Webseite mit.

Ausnahmen gelten weiterhin für die sogenannten Konfliktzonen, etwa am Rande des Gazastreifens und an der Grenze zum Libanon. Dort dürfen sich draussen nur bis zu 30 Menschen und drinnen nur bis zu 300 Menschen versammeln. Die Bürger sind dort auch dazu angehalten, bei Aktivitäten darauf zu achten, dass sie im Notfall rasch Schutzräume aufsuchen können.

Erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik hatte der Iran seinen Erzfeind Israel in der Nacht zum Sonntag direkt angegriffen. Nach Angaben Israels wurden insgesamt rund 300 Geschosse abgefeuert, fast alle jedoch von Israel sowie seinen Verbündeten abgefangen. (dpa)

06:00 Uhr

Montag, 15. April

UN-Chef sieht Nahen Osten am Rande des Abgrunds - Nacht im Überblick

Nach dem beispiellosen Angriff des Irans auf Israel behält sich der jüdische Staat eine militärische Reaktion vor. Der Iran habe «jede rote Linie überschritten», sagte Israels Vertreter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats am Sonntag in New York. Sein Land habe nun wiederum das Recht, Vergeltung zu üben. Eine Entscheidung darüber habe das israelische Kriegskabinett bei mehr als dreistündigen Beratungen am Nachmittag aber noch nicht gefällt, berichtete die Zeitung «Times of Israel».

In den kommenden Tagen sollten weitere Gespräche geführt werden, meldete auch das Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf einen israelischen Beamten. Bei der Sitzung seien mehrere Optionen für einen möglichen Vergeltungsschlag erörtern worden.

Warnungen vor Flächenbrand in Nahost

UN-Generalsekretär António Guterres rief zur dringenden Deeskalation auf. «Der Nahe Osten steht am Rande des Abgrunds», sagte Guterres bei der Sicherheitsratssitzung. «Die Menschen in der Region stehen vor der realen Gefahr eines verheerenden grossen Konflikts. Jetzt ist die Zeit, zu entschärfen und zu deeskalieren. Jetzt ist die Zeit für maximale Zurückhaltung», sagte er. «Weder die Region noch die Welt können sich mehr Krieg leisten.»

Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden demokratischen Industriestaaten (G7) verurteilten den iranischen Grossangriff aufs Schärfste und bekräftigten ihre volle Unterstützung für Israels Sicherheit. «Mit seinem Vorgehen hat der Iran einen weiteren Schritt zur Destabilisierung der Region getan und riskiert, eine unkontrollierbare regionale Eskalation zu provozieren», hiess es in einer gemeinsamen Erklärung nach einer von der italienischen Präsidentschaft einberufenen Videoschalte der G7-Gruppe am Sonntagabend.

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen erklärten Erzfeind Israel direkt angegriffen. Israels Armee berichtete von rund 300 Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern, die fast alle abgefangen worden seien. Der Iran stellte den Angriff als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dar. Am 1. April waren bei einem mutmasslich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syriens Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani sagte bei der Sondersitzung des mächtigsten UN-Gremiums, die Islamische Republik habe ihr Recht auf Selbstverteidigung ausgeübt: «Diese Aktionen waren notwendig und verhältnismässig.» Israels Vertreter Erdan hielt dagegen: «Wir sind kein Frosch im kochenden Wasser. Wir sind ein Land der Löwen. Nach so einer massiven und direkten Attacke auf Israel darf die ganze Welt - und Israel am allermeisten - nicht tatenlos bleiben. Wir werden unsere Zukunft verteidigen.»

USA: Müssen sorgfältig über Risiken einer Eskalation nachdenken

US-Präsident Joe Biden hielt den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach Darstellung aus Washington dazu an, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den Iran und dessen Folgen sorgfältig abzuwägen. Biden habe Netanjahu in einem Telefonat am Samstagabend (Ortszeit) «sehr deutlich» gemacht, dass man «sorgfältig und strategisch über die Risiken einer Eskalation nachdenken» müsse, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Sonntag in Washington. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter hatten dabei geholfen, Irans Grossangriff gegen Israel abzuwehren.

Iran warnt vor Gegenangriff

Irans Nationaler Sicherheitsrat warnte Israel vor einer militärischen Antwort. «Wenn das zionistische Regime weiterhin Bösartigkeiten gegen den Iran fortsetzen will, wird es eine Antwort erhalten, die mindestens zehnmal grösser ist als der jüngste Angriff», zitierte das Portal «Nur News» aus einer Mitteilung des Rats. Iran habe die geringste Form der Bestrafung für Israel gewählt und lediglich Militäreinrichtungen attackiert.

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari bezeichnete den Drohnen- und Raketenangriff auf Israel indes als beispiellosen Angriff, der auf eine ebenso beispiellose Verteidigung gestossen sei. «Wir sind weiterhin in höchster Alarmbereitschaft und beurteilen die Lage», betonte Hagari. «In den letzten Stunden haben wir Einsatzpläne für Angriffs- und Verteidigungsmassnahmen genehmigt.»

Vor der Sitzung des Kriegskabinetts hatte der israelische Aussenminister Israel Katz in einem Interview des Armeesenders erklärt: «Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig.»

Bericht: Hamas legt Gegenvorschlag für Geisel-Deal vor

Hagari sagte weiter, Israel habe nicht seine Mission im Gazastreifen aus den Augen verloren, «unsere Geiseln aus den Händen des iranischen Stellvertreters Hamas zu befreien». Die Hamas habe einen Kompromissvorschlag der Vermittler für einen Geisel-Deal abgelehnt. Die Islamistenorganisation und der Iran wollten den Nahen Osten in Aufruhr versetzen, so Hagari.

Unterdessen berichtete die israelische Zeitung «Haaretz» in der Nacht zum Montag, die Hamas habe den Vermittlern einen Gegenvorschlag für ein Geisel-Abkommen vorgelegt. Dieser sehe erst nach Ablauf einer 42-tägigen Feuerpause die Freilassung israelischer Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen sowie einen schrittweisen Rückzug der israelischen Truppen aus Gaza vor, schrieb die Zeitung unter Berufung auf palästinensische und arabische Quellen. Das israelische Militär würde demnach in einer ersten sechswöchigen Phase die Kämpfe einstellen und sich aus den städtischen Zentren an die Peripherie des abgeriegelten Küstengebiets zurückziehen.

Zugleich würde palästinensischen Vertriebenen die Rückkehr in den nördlichen Gazastreifen ermöglicht, hiess es. Während dieser Zeit wolle die Hamas nach allen Geiseln in dem umkämpften Gebiet suchen und herausfinden, in welchem Zustand sie sind. In einer zweiten Phase müsste sich Israels Armee auf israelisches Gebiet zurückziehen. Erst dann würde der Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge beginnen, hiess es.

Israels Führung war bisher davon ausgegangen, dass noch knapp 100 der rund 130 in Gaza verbliebenen Geiseln am Leben sind. Nun wird aber befürchtet, dass deutlich mehr tot sein könnten. Israel will sich die Möglichkeit offenhalten, die Kämpfe nach einer Feuerpause fortzusetzen. (dpa)

03:02 Uhr

Montag, 15. April

Israel noch ohne Entscheidung zu Reaktion auf Irans Angriff

Israels Staatsführung hat Medienberichten zufolge noch nicht entschieden, wie sie auf den iranischen Angriff vom Wochenende reagieren soll. Das Kriegskabinett habe bei mehr als dreistündigen Beratungen am Sonntagnachmittag keinen Beschluss über das weitere Vorgehen gefasst, berichtete die Zeitung «Times of Israel». In den kommenden Tagen sollten weitere Gespräche geführt werden, meldete auch das Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf einen israelischen Beamten. Bei der Sitzung seien mehrere Optionen für einen möglichen israelischen Vergeltungsschlag erörtern worden.

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen erklärten Erzfeind Israel direkt angegriffen. Israels Armee berichtete von rund 300 Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern, die fast alle abgefangen worden seien. Der Iran stellte die Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dar. Am 1. April waren bei einem mutmasslich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

Auf den Strassen von Teheran feiern Iraner den Angriff auf Israel. 
Bild: Bild: Abedin Taherkenareh / EPA

Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani sagte bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats, die Islamische Republik habe ihr Recht auf Selbstverteidigung ausgeübt: «Diese Aktionen waren notwendig und verhältnismässig.» Israels Vertreter Gilad Erdan hielt dagegen, der Iran habe «jede rote Linie überschritten» und sein Land habe nun wiederum das Recht, Vergeltung zu üben. Irans Nationaler Sicherheitsrat warnte Israel vor einer militärischen Antwort auf die Vergeltungsschläge.

US-Präsident Joe Biden hielt Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach Darstellung aus Washington dazu an, einen möglichen Schlag gegen den Iran und dessen Folgen sorgfältig abzuwägen. In dem Telefonat zwischen den beiden am Samstagabend (Ortszeit) habe Biden Netanjahu «sehr deutlich» gemacht, dass man «sorgfältig und strategisch über die Risiken einer Eskalation nachdenken» müsse, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Sonntag. (dpa)

23:18 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

UN-Chef vor Sicherheitsrat: «Naher Osten am Rande des Abgrunds»

Nach dem Angriff des Irans auf Israel hat UN-Generalsekretär António Guterres vor dem Sicherheitsrat dringend zur Deeskalation aufgerufen. «Der Nahe Osten steht am Rande des Abgrunds», sagte Guterres am Sonntag bei einer Sondersitzung des Gremiums in New York. «Die Menschen in der Region stehen vor der realen Gefahr eines verheerenden grossen Konflikts. Jetzt ist die Zeit, zu entschärfen und zu deeskalieren. Jetzt ist die Zeit für maximale Zurückhaltung.»

Die Sondersitzung war auf Bitten Israels einberufen worden. Zuvor hatte der Iran in der Nacht zum Sonntag erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen. Die Revolutionsgarden feuerten nach eigenen Angaben Dutzende Drohnen und Raketen ab. Die Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» wurde als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dargestellt. Am 1. April waren bei einem mutmasslich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

«Wir haben eine gemeinsame Verantwortung, auf Frieden hinzuarbeiten», sagte Guterres vor dem Sicherheitsrat. «Weder die Region noch die Welt können sich mehr Krieg leisten.» (dpa)

21:35 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Irans Sicherheitsrat warnt Israel vor Gegenangriff

Irans Nationaler Sicherheitsrat hat Israel vor einer militärischen Antwort auf die Vergeltungsschläge gewarnt. «Wenn das zionistische Regime weiterhin Bösartigkeiten gegen den Iran fortsetzen will, wird es eine Antwort erhalten, die mindestens zehnmal grösser ist als der jüngste Angriff», zitierte das Portal Nur News unter Berufung auf eine Mitteilung des Rats. Iran habe die kleinste Form der Bestrafung für Israel gewählt und lediglich Militäreinrichtungen attackiert, hiess es in der Mitteilung weiter.

Bei der Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» hatte Irans Militär in der Nacht zu Sonntag mit einem massiven Raketen- und Drohnenangriff Vergeltung für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien geübt. Am 1. April waren bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

Das mächtige Gremium befasst sich mit Fragen rund um die nationale Sicherheit. Neben dem Präsidenten als Vorsitzenden gehören dem Rat mit rund einem Dutzend Mitgliedern mehrere Minister und Generäle an. Der Rat trifft Entscheidung über dem Parlament, die nach Zustimmung durch den Religionsführer final sind. (dpa)

21:08 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Selenski: Echte Verteidigung wie in Israel

Der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski hat vom Westen mehr Bemühungen bei der Umsetzung der gegen Russland verhängten Sanktionen gefordert, um die immer stärker werdenden russischen Angriffe zu stoppen. «Leider ist die Hilfe für die Ukraine immer noch begrenzt, und der russische Staat hat immer noch Zugang zu wichtigen Komponenten, die für die Herstellung von Raketen und Drohnen benötigt werden», sagte er am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache.

Selenski forderte vom Westen mehr Unterstützung bei der Abwehr der russischen Luft- und Raketenangriffe und verwies auf die weitgehend erfolgreiche Abwehr der iranischen Angriffe auf Israel in der Nacht zum Sonntag. «Die ganze Welt sieht, was echte Verteidigung ist, und sie sieht, dass sie möglich ist», sagte Selenski. Die Welt habe auch gesehen, dass Israel bei der Verteidigung nicht allein war und von Verbündeten unterstützt wurde. «Und wenn die Ukraine sagt, dass ihre Verbündeten nicht die Augen vor den russischen Raketen und Drohnen verschliessen sollten, dann bedeutet das, dass sie handeln müssen, und zwar mit Nachdruck.»

Es sei keine Zeit mehr zu verlieren, appellierte er an den Westen. «Es ist nicht die Rhetorik, die den Himmel schützt, es sind nicht die Gedanken, die die Produktion von Raketen und Drohnen für den Terror einschränken», sagte Selenski. Je länger die Hilfe auf sich warten lasse, desto mehr Vertrauen gewinne das russische Militär. «Die Ukraine, der Nahe Osten und alle anderen Teile der Welt haben gleichermassen einen gerechten und dauerhaften Frieden verdient.» (dpa)

20:36 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Präsident Herzog: Wir schützen Europa vor dem Reich des Bösen

Der israelische Präsident Izchak Herzog hat in einem Interview des britischen Fernsehsenders Sky News den Angriff Irans auf Israel als «wirklichen Krieg» bezeichnet. Nach Angaben der israelischen Regierungspressestelle sagte Herzog am Sonntag in dem Interview: «Es ist an der Zeit, dass die Welt diesem Reich des Bösen in Teheran gegenübertritt und dem iranischen Regime klarmacht, dass es damit nicht durchkommt.»

Er wies auch auf die Verbündeten des Irans hin, etwa die Huthi-Miliz im Jemen, die durch Angriffe auf Schiffe im Roten Meer weltweit zu höheren Lebenshaltungskosten beitrage und erwähnte iranische Drohnen, die im Ukraine-Krieg von russischer Seite zum Einsatz kämen. «Wir sind hier, um Europa vor diesem Reich des Bösen zu schützen, und es ist an der Zeit, dass das klar wird», betonte Herzog. (dpa)

20:12 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Moskau und Teheran warnen vor weiteren Provokationen

Wenige Stunden nach dem iranischen Angriff auf Israel und vor einer drohenden Reaktion des israelischen Militärs haben die Aussenminister Russlands und des Irans vor «neuen gefährlichen Provokationen» gewarnt. Diese könnten nach Meinung des russischen Aussenministers Sergej Lawrow und seines iranischen Kollegen Hussein Amirabdollahian zu verstärkten Spannungen in Nahost führen. «Wie festgestellt wurde, können eine weitere Eskalation der Situation in der Region und neue gefährliche provokative Handlungen zu einer Zunahme der Spannungen im Nahen Osten führen», berichtete das russische Aussenamt am Sonntag über den Inhalt des Telefonats der beiden Minister.

Nach Meinung der Minister sollte sich vielmehr der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit dem Fall befassen. «Die Verhinderung solcher Szenarien und die Beseitigung ihrer Ursachen sollte Gegenstand der vorrangigen Aufmerksamkeit des UN-Sicherheitsrates sein», hiess es. (dpa)

20:03 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Israels Generalstabschef lobt US-Unterstützung

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hat am Sonntag dem Kommandeur des US-Zentralkommandos (CENTCOM) für Unterstützung bei der Abwehr des iranischen Drohnen- und Raketenangriffs gedankt. Die enge Zusammenarbeit des Militärs beider Staaten habe zu einer starken Verteidigungskoalition geführt, die sich in der vergangenen Nacht bewährt habe, sagte ein Armeesprecher am Sonntag. Halevi habe mit Mitgliedern des US-Generalstabs ausserdem über die Einschätzung der Lage nach dem Angriff Irans gesprochen, hiess es. Ein israelischer Armeesprecher berichtete zudem am Abend, dass die Armee etwa zwei Reservebrigaden für operative Massnahmen an die Front in Gaza verlegen werde. (dpa)

19:27 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Hisbollah nennt iranischen Angriff «tapfer und weise»

Die pro-iranische Hisbollah-Miliz hat den iranischen Angriff gegen Israel am Sonntag als «tapfere und weise Entscheidung» bezeichnet. In einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme beglückwünschte die Schiitenmiliz den Iran zu dem Angriff mit Drohnen und Raketen. Die Islamische Republik habe trotz Drohungen, Druck und Einschüchterungsmassnahmen von ihrem natürlichen Recht Gebrauch gemacht, hiess es darin weiter.

In der Nacht waren auch aus Hisbollah-Stellungen im Libanon Raketen in den Norden Israels abgefeuert worden. Als Reaktion griffen Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe am Sonntag Ziele im Osten des Libanon an. (dpa)

19:10 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

G7-Gruppe verurteilt iranischen Grossangriff auf Israel aufs Schärfste

Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden demokratischen Industriestaaten (G7) haben den iranischen Grossangriff auf Israel aufs Schärfste verurteilt und ihre volle Unterstützung für die Sicherheit des jüdischen Staates bekräftigt. «Mit seinem Vorgehen hat der Iran einen weiteren Schritt zur Destabilisierung der Region getan und riskiert, eine unkontrollierbare regionale Eskalation zu provozieren», hiess es in einer gemeinsamen Erklärung nach einer von der italienischen Präsidentschaft einberufenen Videoschalte der G7-Gruppe am Sonntagabend.

Eine solche Eskalation müsse verhindert werden. Die G7-Gruppe forderte den Iran und seine Stellvertreter in der Region auf, ihre Angriffe einzustellen. «Wir sind bereit, weitere Massnahmen zu ergreifen, jetzt und als Reaktion auf weitere destabilisierende Initiativen», hiess es in der Mitteilung weiter. Die Staats- und Regierungschefs bekräftigten zudem ihre volle Solidarität mit dem jüdischen Staat sowie ihr Engagement für seine Sicherheit.

In dem Zusammenhang rief die G7-Gruppe ausserdem dazu auf, die Feindseligkeiten im Gazastreifen zu beenden und alle von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln freizulassen. Die G7-Staaten versicherten, ihre Anstrengungen für die humanitäre Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen fortzusetzen. (dpa)

18:00 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Syrien: Irans Angriff gegen Israel ist dessen «legitimes Recht»

Syriens Regierung von Präsident Baschar al-Assad hat den iranischen Angriff gegen Israel als gerechtfertigt bezeichnet. Teheran habe ein «legitimes Recht» auf solch eine Attacke nach dem Angriff gegen seine Botschaft in Damaskus am 1. April, sagte Aussenminister Faisal al-Mikdad am Sonntag laut einem Bericht der syrischen Staatsagentur Sana.

In einem Telefonat mit seinem iranischen Amtskollegen Hussein Amirabdollahian sprach er demnach von einem «legitimen Recht auf Selbstverteidigung» Teherans. In einer Erklärung des syrischen Aussenministeriums hiess es zudem, dass der Angriff auch dem Recht auf Selbstverteidigung gemäss Artikel 51 der UN-Charta entspreche. (dpa)

17:12 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

«Beispiellose Eskalation»: EU verurteilt Angriff Irans gegen Israel

Die EU hat den Angriff des Irans gegen Israel mit Drohnen und Raketen auf das Schärfste verurteilt. «Dies ist eine beispiellose Eskalation und eine Bedrohung für die regionale Sicherheit», teilte EU-Chefdiplomat Josep Borrell am Sonntag im Namen der Staatengemeinschaft mit. «Wir appellieren an alle Parteien, äusserste Zurückhaltung zu üben.» In dieser äusserst angespannten regionalen Situation könne eine weitere Eskalation in niemandes Interesse sein, so Borrell weiter.

In dem Statement bekräftigte er weiterhin das Engagement der Europäischen Union für die Sicherheit Israels. «Die EU ist weiterhin fest entschlossen, zur Deeskalation und zur Sicherheit in der Region beizutragen, und steht zu diesem Zweck in engem Kontakt mit allen Seiten.» Er habe mit dem iranischen Aussenminister Hussein Amirabdollahian gesprochen, um ihm diese Botschaften zu übermitteln und ihn aufzufordern, nicht weiter zu eskalieren, schrieb Borrell am Sonntagnachmittag auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Für Dienstag hat Borrell ein ausserordentliches Treffen der EU-Aussenminister einberufen. (dpa)

16:38 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Israel: Militär greift Hisbollah-Stellung im Ostlibanon an

Die israelische Armee hat am Sonntag Ziele im Osten des Libanons angegriffen. Kampfflugzeuge des Militärs hätten als Reaktion auf die in der Nacht auf den Norden Israels abgefeuerten Raketen eine bedeutende Hisbollah-Waffenproduktionsstätte in der von der Schiitenmiliz beherrschten Gegend von Nabi Sheet in der Nähe der Stadt Baalbek angegriffen, teilte die Armee mit. Nach Angaben von libanesischen Sicherheitskreisen und der proiranischen Hisbollah sind drei Menschen verletzt worden.

Libanesische Sicherheitsquellen berichteten, dass ein zweistöckiges Gebäude von den israelischen Kampfflugzeugen getroffen worden sei. Die Hisbollah sei in dem Gebiet daraufhin in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.

Es kommt eher selten vor, dass Ziele von Israels Militär so weit entfernt von der israelisch-libanesischen Grenze angegriffen werden. Baalbek liegt in etwa 100 Kilometer von ihr entfernt. Die Stadt bildet in der Region einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt, über den viele Agrartransporte laufen. Sie gilt zudem als Hochburg der Hisbollah. (dpa)

16:00 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Israels Aussenministerium: «Iran muss Preis für Aggression bezahlen»

Nach dem Angriff des Irans auf Israel mit Raketen und Drohnen hat das israelische Aussenministerium gefordert, der Iran müsse einen Preis für die Aggression bezahlen. Dazu gehöre als sofortige Reaktion die Einstufung der iranischen Revolutionsgarden, die die Angriffe durchgeführt hätten, als Terrororganisation, hiess es in der Mitteilung vom Sonntag, die Aussenamtssprecher Lior Haiat auch auf der Plattform X (vormals Twitter) verbreitete. Dem Iran müssten schmerzhafte Sanktionen auferlegt werden, einschliesslich im Bereich von Raketen.

Der iranische Angriff sei von zusätzlichen Terrorangriffen durch irakische Milizen, die Huthi-Miliz im Jemen und die Hisbollah im Libanon begleitet worden, so Haiat. Die Attacke beweise, was Israel seit Jahren erkläre: Der Iran sei die grösste Bedrohung der regionalen Stabilität und stehe hinter den Terrorangriffen in der Region. (dpa)

15:41 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Frankreich ruft Staatsbürger auf, Iran vorübergehend zu verlassen

Nach dem Angriff des Irans auf Israel hat Frankreich seinen Staatsbürgern im Iran empfohlen, das Land aufgrund des Risikos einer militärischen Eskalation vorübergehend zu verlassen. Laut französischen Medien hat das Aussenministerium am Sonntag auch nachdrücklich darum gebeten, äusserste Vorsicht bei Reisen walten zu lassen, Menschenansammlungen im Land zu vermeiden und sich über die Situation informiert zu halten.

Laut der Tageszeitung «Le Monde» hielten sich 2023 rund 1000 Franzosen im Iran auf. Bereits vor dem Angriff rief der französische Aussenminister Stéphane Séjourné angesichts befürchteter Eskalationen dazu auf, nicht nach Israel, in den Libanon und den Iran oder die palästinensischen Gebiete zu reisen. (dpa)

14:46 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Irans Aussenminister: Verbündete 72 Stunden vor Angriff gewarnt

Der Iran hat nach Worten seines Aussenministers Verbündete in der Region im Vorfeld über einen Angriff auf Israel unterrichtet. «Natürlich haben wir unseren Freunden in den Ländern der Region 72 Stunden vor der Operation mitgeteilt, dass die Antwort des Irans in Form einer legitimen Verteidigung definitiv und sicher ist», sagte Hussein Amirabdollahian laut der iranischen Nachrichtenagentur Isna am Sonntag. Ob den Verbündeten damit auch der genaue Zeitpunkt mitgeteilt wurde, war nicht klar.

«Wir betrachten die Sicherheit unserer Nachbarn und der Region als die Sicherheit der Islamischen Republik Iran», fügte der Minister hinzu und sagte: «Wir haben davor gewarnt, dass wenn die Vereinigten Staaten den Luftraum oder Boden der entsprechenden Länder zur Verteidigung von Tel Aviv nutzen, amerikanische Militärstützpunkte in dem (jeweiligen) Land zum Ziel genommen werden.» (dpa)

13:51 Uhr

Sonntag, 14. April

Revolutionsgarden: Angriff war begrenzt in «Ausmass und Grösse»

Der massive Vergeltungsschlag auf Israel hätte nach Darstellung der iranischen Revolutionsgarden deutlich stärker ausfallen können. «Wir haben eine Operation begrenzt in Ausmass und Grösse gegen das zionistische Regime ausgeführt», sagte der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami, laut der Nachrichtenagentur Tasnim am Sonntag. Der Angriff hätte deutlich grösser sein können, «aber wir haben den Umfang der Operation auf den Teil der Einrichtungen beschränkt, den das Regime für den Angriff auf unser Konsulat (in Syrien) genutzt hat», zitierte die Agentur den Kommandeur weiter.

Die Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» war ein Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien. Am 1. April waren bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

Salami sagte weiter, die Revolutionsgarden hätten sich entschieden, eine neue Gleichung aufzustellen. «Diese neue Gleichung besagt, dass wir ab jetzt, wann immer das zionistische Regime unsere Interessen, Besitztümer, Individuen und Bürger angreift, werden wir von der Islamischen Republik Iran aus Vergeltung üben.» (dpa)

13:34 Uhr

Sonntag, 14. April

Sunak bestätigt: Britsche Jets haben Drohnen abgeschossen

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat den Einsatz britischer Jets zur Abwehr iranischer Drohnen bestätigt. Kampfflugzeuge hätten «eine Reihe» iranischer Angriffsdrohnen abgeschossen, sagte Sunak am Sonntag. Zuvor war bekannt geworden, dass Grossbritannien zusätzliche Flugzeuge in die Region verlegt hatte.

Zum iranischen Angriff sagte Sunak: «Das war eine gefährliche und unnötige Eskalation, die ich auf das Schärfste verurteilt habe.» Der Premier lobte die koordinierte Aktion der Verbündeten. Dadurch seien fast alle Drohnen und Raketen, die in Richtung Israel abgefeuert worden waren, abgefangen worden. Dies habe nicht nur in Israel, sondern auch in Nachbarländern wie Jordanien Leben gerettet. (dpa)

13:06 Uhr

Sonntag, 14. April

Papst Franziskus: Gewaltspirale im Nahen Osten unbedingt verhindern

Angesichts des iranischen Grossangriffs auf Israel muss nach den Worten von Papst Franziskus eine Gewaltspirale im Nahen Osten unbedingt verhindert werden. «Ich appelliere von ganzem Herzen, keine Massnahmen zu ergreifen, die eine Gewaltspirale in Gang setzen und die Region in einen noch grösseren Kriegskonflikt stürzen könnten», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom. Niemand dürfe die Existenz der anderen bedrohen, so der Pontifex.

Der 87 Jahre alte Franziskus verfolge zudem im Gebet und mit Besorgnis sowie Trauer die Nachrichten, die ihn in den vergangenen Stunden über die Verschlechterung der Lage in Israel aufgrund des Vorgehens des Irans erreicht haben. «Beten wir für den Frieden», rief er die Tausenden auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen auf. «Kein Krieg mehr! Keine Angriffe mehr! Keine Gewalt mehr! Ja zum Dialog und Ja zum Frieden.» (dpa)

13:05 Uhr

Sonntag, 12. April

Iran bestellt deutschen, britischen und französischen Botschafter ein

Der Iran hat nach eigenen Angaben die Botschafter Deutschlands, Grossbritanniens und Frankreichs einbestellt. Das iranische Aussenministerium begründete die Massnahme am Sonntag mit «unverantwortlichen Positionen» der Länder bezüglich des iranischen Angriffs auf Israels. Details wurden nicht genannt. Aus Berlin lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die schweren iranischen Luftangriffe auf Israel «mit aller Schärfe» verurteilt. Auch Grossbritannien und Frankreich verurteilten den Angriff, die beiden Länder waren in der Nacht zu Sonntag zudem beim Abfangen von Geschossen gegen Israel aktiv. (dpa)

13:04 Uhr

Sonntag, 14. April

Hamas begrüsst Irans Angriff auf Israel

Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat den Grossangriff des Irans auf Israel begrüsst. Es sei Teherans «natürliches und verdientes Recht», den jüdischen Staat nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus vor knapp zwei Wochen anzugreifen, hiess es einer Mitteilung am Sonntag. Bei dem Luftangriff in Damaskus waren zwei Brigadegeneräle und weitere Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet worden. (dpa)

13:02 Uhr

Sonntag, 14. April

Irans Präsident Raisi: Haben Israel eine Lektion erteilt

Irans Revolutionsgarden haben nach den Worten von Präsident Ebrahim Raisi dem Erzfeind Israel eine «Lektion» erteilt. «Die Bestrafung des Aggressors, die das aufrichtige Versprechen des mächtigen und weisen Führers der Islamischen Revolution war, hat sich erfüllt», sagte Raisi laut einer Mitteilung des Präsidialamts. Gleichzeitig warnte Raisi auch Israels Verbündete vor Gegenangriffen: «Wir raten den Anhängern des Besatzungsregimes, diese verantwortungsvolle und verhältnismässige Aktion der Islamischen Republik Iran zu würdigen.» (dpa)

13:01 Uhr

Sonntag, 14. April

Viele Flughäfen im Iran bis Montag ausser Betrieb

Zahlreiche Flughäfen im Iran sind nach dem Grossangriff auf Israel noch bis Montag ausser Betrieb. Wie die iranische Nachrichtenagentur Isna am Sonntag berichtete, seien neben dem Hauptstadtflughafen bei Teheran auch weitere Städte betroffen. Vor allem im Westen des Landes wurde demnach der Flugbetrieb bis Montag 6.00 Uhr Ortszeit (4.30 Uhr MESZ) eingestellt. Dies galt unter anderem für die Metropolen Tabris, Kermanschah und Ahwas, aber auch für die Flughäfen in Schiras und Isfahan im Landesinneren. (dpa)

12:59 Uhr

Sonntag, 14. April

Aussenminister: Israel wägt Vorgehen nach Iran-Angriff genau ab

Israel will nach dem iranischen Grossangriff nach den Worten von Aussenminister Israel Katz sein Vorgehen genau abwägen. Er betonte in einem Interview des israelischen Armeesenders am Sonntag: «Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig.» Die konkrete Frage einer möglichen Reaktion werde allerdings in einem angemessenen Rahmen unter Vorsitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu besprochen. Katz vertraue darauf, dass dort die angemessenen und richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Der israelische Fernsehsender Channel 12 und weitere Medien berichteten am Mittag übereinstimmend, dass sich das Kriegskabinett um 14.30 Uhr (MESZ) versammeln werde, um über das weitere Vorgehen zu beraten. (dpa)

11:32 Uhr

Sonntag, 14. April

Nahost Nahostexpertin: Direkter Angriff Irans auf Israel ist ein Wendepunkt

Die bekannte Nahostexpertin Maha Yahya hat den direkten und massiven Angriff des Irans auf Israel in der Nacht zum Sonntag als Wendepunkt in dem schon seit langem währenden Konflikt dieser beiden Ländern bezeichnet. «Wir stehen offen gesagt am Rande eines gefährlichen Abgrunds», sagte die Direktorin der US-Denkfabrik Carnegie Middle East Center am Sonntag dem US-Sender CNN. «Wir befinden uns nicht länger in einem Schatten- oder Stellvertreterkrieg zwischen diesen beiden Ländern.»

Dass der Iran gleich mehr als 300 Drohnen und Raketen in Richtung Israel feuerte, bezeichnete Yahya als «riesige Eskalation». Sie glaube aber, dass «die Iraner wussten, dass das meiste davon gestoppt werden würde, dass die USA, Grossbritannien, Frankreich, Jordanien und andere helfen würden, die Drohnen und Raketen abzuschiessen». Die meisten Waffen seien ausserhalb des israelischen Luftraums abgefangen worden. «Ich denke also, offen gesagt, ich sah es als einen grossen Eskalationsschritt, aber es hatte sehr viel von einer Lichtshow.»

Mit Blick auf die israelische Regierung sagte Yahya: «Sie streben nach einer militärischen Eskalation zu einer Zeit, in der uns nur eine diplomatische Lösung weg vom Abgrund eines umfassenden Krieges in der gesamten Region bringen kann. (...) Niemand kann gewinnen.» Die USA müssten jetzt ihren Einfluss in der Region unter Beweis stellen, auch wenn dies jetzt noch schwieriger geworden sei. «Ehrlich gesagt, es muss eine regionale Waffenruhe geben.» (dpa)

11:12 Uhr

Sonntag, 14. April

Frankreich verurteilt Angriff Irans auf Israel und ruft zur Zurückhaltung auf

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Schlag des Irans gegen Israel verurteilt. Der beispiellose Angriff drohe die Region zu destabilisieren, warnte der Staatschef am Sonntagmorgen auf der Plattform X (früher Twitter): «Frankreich arbeitet mit seinen Partnern an einer Deeskalation und ruft zur Zurückhaltung auf». Macron sprach in dem Tweet seine Solidarität mit dem israelischen Volk aus und hob die Bedeutung der Sicherheit Israels für Frankreich hervor. Nach Angaben des israelischen Armeesprechers, Daniel Hagari, gehört Frankreich zu der Koalition, die zur Abwehr des Angriffs beigetragen hat. Hagari zufolge soll das Land Technologien zur Überwachung des Luftraums zur Verfügung gestellt haben. (dpa)

11:10 Uhr

Sonntag, 14. April

Israels Nachbar Jordanien fängt Flugobjekte ab

Israels Nachbarland Jordanien hat beim nächtlichen Angriff des Irans mit Drohnen und Raketen mehrere Flugobjekte abgefangen. Das teilte das jordanische Kabinett dem Fernsehsender Al-Mamlaka zufolge am Sonntag nach einer Sitzung mit. Jordanien liegt zwischen dem Iran und Israel.

Die Armee werde auf alle Bedrohungen antworten, die die Sicherheit der Bürger gefährde oder Jordaniens Territorium und dessen Luftraum. An mehreren Orten seien Teile der Flugkörper vom Himmel gefallen, grösseren Schaden oder Verletzte habe es dabei aber nicht gegeben.

Al-Mamlaka berichtete, dass unter anderem im Süden der Hauptstadt Amman Teile einer Rakete vom Himmel fielen. In sozialen Medien machte ein Video die Runde, die ausgebrannte Teile einer Rakete zeigen sollen, die in einer Wohngegend auf der Strasse zwischen geparkten Autos liegt. (dpa)

09:53 Uhr

Sonntag, 14. April

Jordanien, Irak und Libanon öffnen Luftraum nach iranischem Angriff

Israels regionale Nachbarländer Jordanien, Irak und Libanon haben ihren jeweiligen Luftraum nach dem iranischen Angriff wieder geöffnet. Die zivile Luftfahrbehörde Jordaniens, das über Hunderte Kilometer an Israel grenzt, teilte den Schritt am Sonntagmorgen mit - nach einer rund zehnstündigen Schliessung seit Samstagabend. Flughäfen und Fluggesellschaften seien über den Schritt informiert worden und der Betrieb laufe wieder normal, sagte der Leiter der Behörde dem jordanischen Fernsehsender Al-Mamlaka.

Jordanien hatte seinen Luftraum angesichts militärischer Spannungen am Samstagabend gesperrt. Begründet wurde der Schritt der Behörde mit Sicherheitsbedenken sowie «in Anbetracht der eskalierenden Risiken in der Region». Während Irans Angriff auf Israel in der Nacht zum Sonntag fielen Berichten zufolge in Jordanien Teile von abgeschossenen Raketen vom Himmel.

Auch im Irak wurde der Luftraum nach einer Schliessung am Samstagabend wieder geöffnet, wie die Behörde für zivilie Luftfahrt ankündigte. «Alle Risiken, die die Sicherheit der zivilen Luftfahrt beeinträchtigen, wurden überwunden», hiess es in einer Mitteilung vom Sonntagmorgen. Im Zuge des Angriffs war es im Nordirak in der Provinz Erbil, wo unter anderem ein US-Konsulat und eine US-Militärbasis liegen, zu mehreren Explosionen gekommen. Berichte über grössere Schäden oder Opfer gab es nicht. Der Irak liegt wie Jordanien zwischen dem Iran und Israel.

Im Libanon, der im Süden an Israel grenzt, wurde der Luftraum ebenfalls wieder geöffnet. Der Verkehr am Flughafen der Hauptstadt Beirut laufe wieder, berichtete der staatliche Fernsehsender. Am Morgen kam es dort Berichten zufolge teilweise zu Gedränge und Verzögerungen. (dpa)

09:52 Uhr

Sonntag, 14. April

Zentralrat der Juden: Sanktionen gegen Iran auf Maximum erhöhen

Als Reaktion auf den direkten Angriff des Irans auf Israel hat der Zentralrat der Juden scharfe Sanktionen gegen Teheran gefordert. «Deutschland und die EU dürfen keine Zweifel an einer klaren und harten Position gegenüber Teheran lassen», teilte ein Sprecher des Zentralrats am Sonntag mit. «Die Sanktionen müssen auf ein Maximum erhöht, die iranischen Revolutionsgarden endlich als Terrororganisation gelistet werden.» Bereits seit dem 7. Oktober ziehe der Iran die Fäden des Terrors gegen Israel und die westliche Welt, nun greife das «radikale Regime» selbst an. Am 7. Oktober hatten Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppen ein beispielloses Massaker in Israel verübt. (dpa)

09:51 Uhr

Sonntag, 14. April

Irans Generalstabschef spricht von erfolgreicher Operation

Irans Militärführung hat den Grossangriff auf Israel als erfolgreich bewertet. «Der Grund für diese Operation war die Überschreitung der roten Linien durch das zionistische Regime, die für uns nicht tragbar war», zitierte die Nachrichtenagentur Isna am Sonntag Irans Generalstabschef Mohammed Bagheri. Die Vergeltungsschläge gegen Israel seien erfolgreich gewesen. Mit «zionistischem Regime» meint die iranische Führung den Erzfeind Israel. (dpa)

09:04 Uhr

Sonntag, 14. April

Israels Militärsprecher: Iran wollte mit Angriff Ergebnisse erzielen

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari hat die Idee, der Angriff des Irans auf Israel könnte eine Art geplanter Show ohne echte Schadensabsicht gewesen sein, vehement zurückgewiesen. «Ich glaube, der Iran wollte Ergebnisse erzielen und dies ist ihm nicht gelungen», sagte Hagari am Sonntag im Gespräch mit Journalisten.

Der Einsatz ballistischer Raketen durch den Iran sei eine klare Eskalation gewesen. Mit Blick auf eine mögliche Reaktion Israels sagte der Militärsprecher: «Wir prüfen die Situation und zeigen dem Kabinett die Pläne, wir sind bereit, zu unternehmen, was für die Verteidigung Israels notwendig ist.» Man sei auch auf weitere Bedrohungen durch den Iran vorbereitet. (dpa)

09:02 Uhr

Sonntag, 14. April

Irans UN-Mission warnt Israel vor Gegenangriffen

Der Iran hat Israel nach dem massiven iranischen Vergeltungsschlag in der Nacht zum Sonntag vor einem Gegenangriff gewarnt. «Sollte das israelische Regime erneut einen militärischen Angriff durchführen, wird die Antwort des Irans mit Sicherheit stärker und entschlossener ausfallen», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna aus einem Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres. (dpa)

08:16 Uhr

Sonntag, 14. April

Israels Präsident dankt nach Irans Angriff dem eigenen Militär

Israel Präsident Izchak Herzog hat sich nach dem abgewehrten iranischen Grossangriff auf sein Land beim israelischen Militär, seinem Volk und dem Verbündeten USA bedankt. «Seid gesegnet, liebe Soldaten und Kommandeure», schrieb Herzog am Sonntagmorgen auf der Plattform X (vormals Twitter) und fügte hinzu: «Segne die Koalition der Nationen unter der Führung der USA» und ihrem Präsidenten. Israels Militär konnte nach eigenen Angaben - auch dank der Mithilfe des US-Militärs - 99 Prozent der aus dem Iran in der Nacht zum Sonntag abgefeuerten Geschosse abfangen. Das israelische Volk habe eine «aussergewöhnliche Widerstandsfähigkeit» bewiesen, schrieb Herzog. «Gemeinsam werden die Kräfte des Guten die Kräfte des Bösen besiegen», so der israelische Präsident weiter.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schrieb auf X: «Wir haben abgeschossen, wir haben gebremst. Gemeinsam werden wir siegen». Erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik hatte der Iran seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen. Die Operation «Aufrichtiges Versprechen» war ein Vergeltungsschlag für die Tötung ranghoher Offiziere in Syrien. Am 1. April waren bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden. (dpa)

08:15 Uhr

Sonntag, 14. Aprl

Von der Leyen verurteilt Irans Angriff auf Israel

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den iranischen Angriff auf Israel verurteilt und alle Seiten zur Besonnenheit aufgerufen. «Ich verurteile den unverhohlenen und ungerechtfertigten Angriff auf Israel auf Schärfste. Und ich fordere den Iran und seine Stellvertreter auf, diese Angriffe unverzüglich einzustellen», schrieb von der Leyen am Sonntagmorgen auf der Plattform X (ehemals Twitter). «Alle Akteure müssen nun von einer weiteren Eskalation absehen und sich für die Wiederherstellung der Stabilität in der Region einsetzen», forderte die Kommissionschefin weiter. (dpa)

07:52 Uhr

Sonntag, 14. April

Israels Militär: 99 Prozent der Geschosse aus dem Iran abgefangen

Israels Militär hat nach eigenen Angaben 99 Prozent der Geschosse aus dem Iran abgefangen. Teheran habe «mehr als 300 Bedrohungen verschiedener Art losgeschickt», sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntag. «Die iranische Bedrohung ist auf die israelische Überlegenheit in der Luft und im technologischen Bereich getroffen, in Kombination mit einer starken, kämpferischen Koalition, die gemeinsam den Grossteil der Bedrohungen abgefangen hat.»

Hagari sprach von einem «sehr bedeutsamen strategischen Erfolg». Von 170 unbemannten Flugkörpern, die der Iran losgeschickt habe, seien «null auf das israelische Gebiet vorgedrungen». Dutzende seien von israelischen Kampfjets abgeschossen worden, von der israelischen Luftabwehr sowie «der Luftwaffe und Luftabwehr unserer Partner». Auch von mehr als 30 Marschflugkörpern, die der Iran abgefeuert habe, sei keiner nach Israel eingedrungen.

«Von mehr als 120 ballistischen Raketen sind nur wenige nach Israel vorgedrungen und der Rest wurde abgefangen», sagte Hagari weiter. «Sie schlugen im Bereich der Flugbasis Nevatim ein und verursachten nur leichten Schaden an der Infrastruktur.» Die Basis funktioniere normal weiter. Der Iran habe gedacht, er habe die Basis lahmlegen können.

Es habe auch Angriffe aus dem Irak und dem Jemen gegeben, aber sie hätten Israel nicht erreicht, sagte der Sprecher. Dutzende Raketen seien vom Libanon auf den Norden Israels gefeuert worden. Dabei sei niemand verletzt worden. «Im vergangenen halben Jahr haben wir eng mit unseren Partnern zusammengearbeitet, vornweg Centcom der USA, Grossbritannien und Frankreich und weitere Länder, die heute Nacht aktiv waren», erklärte Hagari. (dpa)

07:50 Uhr

Sonntag, 14. April

Israels Luftraum nach Angriff des Irans wieder geöffnet

Nach dem Grossangriff des Irans auf Israel ist der israelische Luftraum am Sonntagmorgen wieder geöffnet worden. Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv funktioniere wieder normal, berichteten israelische Medien. In der Nacht waren wegen des Angriffs verschiedene Flüge gestoppt worden. Der Luftraum war sieben Stunden lang geschlossen. Der Flughafen Ramon im Süden solle vorerst weiter geschlossen bleiben, hiess es.

06:56 Uhr

Sonntag, 14. April

Reagiert Israel mit Gegenangriff?

Offen war zunächst, ob Israel auf den massiven iranischen Vergeltungsschlag mit einem Gegenangriff reagieren würde. Das Sicherheitskabinett habe Netanjahu sowie Benny Gantz, Minister im Kriegskabinett, und Verteidigungsminister Joav Galant befugt, Entscheidungen über das weitere Vorgehen zu treffen, berichtete der Fernsehsender Channel 12.

Israels Generalstabschef Herzi Halevi führe im Einsatzzentrum der Luftwaffe eine Lagebeurteilung durch, teilte das Militär in der Nacht mit. «Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern», hatte Galant am Freitag gewarnt. (dpa)

06:54 Uhr

Sonntag, 14. April

London schickt zusätzliche Kampfjets nach Nahost

Grossbritannien schickt als Reaktion auf Irans Angriffe weitere Kampfflugzeuge in die Region, wie Verteidigungsminister Grant Shapps mitteilte. «Diese Jets werden bei Bedarf alle Luftangriffe innerhalb der Reichweite unserer bestehenden Missionen abfangen», hiess es. (dpa)

06:45 Uhr

Sonntag, 14. April

UN-Chef Guterres: Reale Gefahr verheerender Eskalation in Nahost

Nach dem Angriff des Irans auf Israel sieht UN-Generalsekretär António Guterres das Risiko einer katastrophalen Zuspitzung der Lage in Nahost. «Ich bin zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region. Ich fordere alle Parteien auf, grösstmögliche Zurückhaltung zu üben, um Massnahmen zu vermeiden, die zu grösseren militärischen Konfrontationen an mehreren Fronten im Nahen Osten führen könnten», teilte Guterres am Samstag (Ortszeit) in New York. Er verurteilte den Angriff des Irans «aufs Schärfste» und forderte eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten. (dpa)

06:43 Uhr

Sonntag, 14. April

Militärsprecher: Nur wenige Raketen in Israel eingeschlagen

Der Iran hat bei seinem Grossangriff auf Israel nach Angaben des israelischen Militärs rund 200 Drohnen und Raketen eingesetzt. Darunter seien Dutzende Boden-Boden-Raketen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht zum Sonntag. «Die grosse Mehrheit der Raketen wurde von unserer Raketenabwehr noch ausserhalb der Grenzen Israels abgefangen», sagte Hagari. Nur eine kleine Anzahl von Raketen sei auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Dabei sei ein Mädchen verletzt worden. Ausserdem wurde Hagari zufolge eine Militärbasis im Süden des Landes getroffen und leicht beschädigt.

Israelische Kampfflugzeuge hätten mehr als zehn iranische Marschflugkörper ausserhalb des israelischen Staatsgebiets abgefangen, erklärte der Militärsprecher. Dutzende unbemannte Flugkörper seien ebenfalls ausserhalb von Israel gestoppt worden. «Das Ereignis ist noch nicht vorbei», sagte Hagari. Es würden noch Drohnen abgefangen, auch Raketenangriffe seien weiterhin möglich. Dutzende Flugzeuge seien noch in der Luft. Die Armee unternehme alles Notwendige, um die Bürger Israels zu schützen. (dpa)

06:39 Uhr

Sonntag, 14. April

Explosionen nahe Erbil im Nordirak - Sirenen am US-Konsulat

Im Nordirak ist es nach dem iranischen Angriff gegen Israel zu mehreren Explosionen gekommen. Augenzeugen und kurdischen Medien zufolge gingen in der Nacht zum Sonntag rund 20 Raketen in der Provinz Erbil nieder, wo unter anderem ein US-Konsulat und eine US-Militärbasis liegen. An dem Konsulat seien Warnsirenen zu hören gewesen. Über mögliche Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Berichte. Ein Anwohner sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Explosionen hätten einige Scheiben bersten lassen. Einige Menschen seien in Panik geraten. (dpa)

06:37 Uhr

Sonntag, 14. April

China nach iranischem Angriff auf Israel besorgt

China hat sich nach dem iranischen Angriff auf Israel «zutiefst besorgt» über die jüngste Eskalation im Nahen Osten gezeigt. Peking rufe alle betroffenen Seiten auf, Ruhe zu bewahren, um eine weitere Zunahme der Spannungen zu vermeiden, teilte das chinesische Aussenministerium am Sonntag weiter mit. Die verschärfte Lage sei der jüngste Ausdruck dessen, dass sich der Gaza-Konflikt ausbreite. China rufe die internationale Gemeinschaft und vor allem einflussreiche Länder auf, sich in konstruktiver Weise für Frieden und Stabilität in der Region einzusetzen.

Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz die schweren iranischen Luftangriffe auf Israel «mit aller Schärfe» verurteilt, nachdem er am Sonntag in der zentralchinesischen Metropole Chongqing gelandet war. Am Montag ist die Weiterreise nach Shanghai geplant, am Dienstag will der Kanzler in Peking Chinas Präsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Qiang treffen. (dpa)

06:20 Uhr

Sonntag, 14. April

Swiss streicht Flüge

Der Iran hat Raketen-Angriffe auf Israel gestartet. Nahezu alle Airlines stornieren deshalb seit Samstagabend ihre Flüge nach Tel Aviv - auch die Swiss. Ihre Flüge nach Fernost sind massiv betroffen. Für die Swiss arbeiten in Tel Aviv sieben Mitarbeitende, die für die Wartung und Abfertigung der Flugzeuge zuständig sind. Mit ihnen stehe man in stetigem Kontakt, teilte Swiss in einer Medienmitteilung mit. (has)

06:16 Uhr

Sonntag, 14. April

Nach Angriff Irans auf Israel: UN-Sicherheitsrat plant Sondersitzung

Nach dem Angriff des Irans auf Israel plant der UN-Sicherheitsrat eine Sondersitzung. Per Brief an die maltesische UN-Botschafterin Vanessa Frazier, deren Land derzeit dem Gremium vorsitzt, habe er um ein entsprechendes Treffen des Sicherheitsrats gebeten, teilte der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan über die Online-Plattform X, vormals Twitter, mit. Aus Diplomatenkreisen hiess es, dass Treffen in New York könne noch am Sonntag stattfinden, wahrscheinlich um 22 Uhr MESZ.

Zuvor hatte der Iran erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen. Die Revolutionsgarden feuerten nach eigenen Angaben Dutzende Drohnen und Raketen ab. Die Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» wurde als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dargestellt. Am 1. April waren bei einem mutmasslich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich daraufhin «zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region». (dpa)

06:53 Uhr

Sonntag, 14. April

Iran warnt die USA

Irans Revolutionsgarden richteten eine scharfe Drohung an die USA. «Jede Unterstützung und Beteiligung an der Beeinträchtigung der Interessen Irans» werde eine «entschiedene Reaktion der Streitkräfte der Islamischen Republik Iran nach sich ziehen», hiess es in einer Erklärung der Revolutionswächter, die in der Nacht zu Sonntag im Staatsfernsehen verlesen wurde.

Nach dem mutmasslich von Israel geführten Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in Syrien am 1. April hatte der Iran wiederholt angekündigt, Vergeltung zu üben. Bei dem Luftangriff waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden getötet worden. Der Iran macht Israel für ihren Tod verantwortlich. (dpa)

06:14 Uhr

Sonntag, 14. April

Biden kündigt nach Irans Angriff Beratungen mit G7-Partnern an

US-Präsident Joe Biden hat den iranischen Angriff «auf das Schärfste» verurteilt und für diesen Sonntag Beratungen der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien angekündigt. Er werde die Staats- und Regierungschefs der G7 zusammenrufen, «um eine gemeinsame diplomatische Reaktion auf den dreisten Angriff des Irans zu koordinieren», teilte Biden am späten Samstagabend (Ortszeit) in Washington mit. Er habe kurz zuvor mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert und ihm Amerikas unerschütterliche Unterstützung für die Sicherheit Israels zugesichert. Israel sei in der Lage gewesen, eine beispiellose Angriffswelle abzuwehren. Dies sei «eine klare Botschaft an seine Feinde, dass sie die Sicherheit Israels nicht wirksam bedrohen können».

Der Iran hatte den erklärten Erzfeind Israel in der Nacht erstmals direkt angegriffen. Bei dem Grossangriff wurden nach Angaben des israelischen Militärs rund 200 Drohnen und Raketen abgefeuert. Die grosse Mehrheit der Raketen fing Israels Luftabwehr nach Militärangaben noch ausserhalb der Grenzen Israels ab. Nur eine kleine Anzahl von Raketen sei auf israelischem Gebiet eingeschlagen, Todesopfer oder grössere Schäden gab es demnach nicht.

Das US-Militär habe im Laufe der vergangenen Woche Flugzeuge und Zerstörer zur Abwehr ballistischer Raketen in die Region verlegt, um die Verteidigung Israels zu unterstützen, erklärte Biden. Die USA hätten Israel so dabei helfen können, «fast alle ankommenden Drohnen und Raketen abzuschiessen». Streitkräfte oder Einrichtungen der USA seien von den iranischen Angriffen zwar nicht betroffen gewesen. Man werde aber weiterhin wachsam gegenüber sämtlichen Bedrohungen sein, erklärte Biden weiter. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter, Biden habe Netanjahu in dem Telefonat gesagt, die USA würden sich ungeachtet ihres militärischen Beitrags zu Israels Selbstverteidigung nicht an «offensiven Operationen gegen den Iran beteiligen». (dpa)

06:51 Uhr

Sonntag, 14. April

Biden telefoniert mit Netanjahu

US-Präsident Joe Biden telefonierte noch in der Nacht mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Wie die israelische Regierung am frühen Sonntagmorgen mitteilte, führten beide ihr Gespräch nach Beratungen des israelischen Sicherheitskabinetts und des Kriegskabinetts. Das Weisse Haus teilte anschliessend mit, Biden habe den iranischen Angriff «auf das Schärfste» verurteilt und das«eiserne Bekenntnis» der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt. (dpa)

06:47 Uhr

Sonntag, 14. April

Israels Rettungsdienst nach Angriff Irans: Zehnjährige schwer verletzt

Bei dem Grossangriff des Irans auf Israel ist nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom ein zehnjähriges Mädchen schwer verletzt worden. Es handele sich um eine Beduinin aus dem Umkreis der Stadt Arad in der Negev-Wüste, teilte der Rettungsdienst in der Nacht zum Sonntag mit. Der Rettungsdienst hatte zunächst berichtet, es habe bei den iranischen Angriffen keine Verletzten gegeben. (dpa)

06:17 Uhr

Sonntag, 14. April

Israels Heimatschutz gibt nach Irans Angriff Entwarnung

Der israelische Heimatschutz hat nach dem Grossangriff Irans auf Israel vorerst Entwarnung gegeben. Die Einwohner im Norden und Süden des Landes müssten sich nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten, hiess es in einer Mitteilung auf der Webseite des Heimatschutzes. (dpa)

23:45 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Sunak verurteilt iranischen Angriff auf Israel «auf das Schärfste»

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat den iranischen Angriff auf Israel «auf das Schärfste» verurteilt. «Diese Angriffe bergen die Gefahr, die Spannungen zu verschärfen und die Region zu destabilisieren», sagte Sunak einer Mitteilung vom Samstagabend zufolge. «Der Iran hat wieder einmal gezeigt, dass er vorhat, Chaos in seinem eigenen Hinterhof zu stiften.»

Sunak sagte, Grossbritannien werde sich weiterhin für die Sicherheit Israels und aller regionalen Partner, einschliesslich Jordanien und Irak, einsetzen. «Gemeinsam mit unseren Verbündeten arbeiten wir dringend daran, die Lage zu stabilisieren und eine weitere Eskalation zu verhindern. Niemand möchte mehr Blutvergiessen sehen», sagte Sunak. (dpa)

23:39 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Israels Armeesprecher: Gefährliche Eskalation des Irans

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari hat die Angriffe aus dem Iran am Samstagabend als «schwerwiegende und gefährliche Eskalation» beschrieben. Nach Angaben des israelischen Fernsehens hat der Iran eine dritte Welle von Drohnen auf den Weg nach Israel geschickt. Insgesamt gehe Israel von mehr als 100 Drohnen aus. Ausserdem hat der Iran Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Es ist der erste direkte Angriff des Irans auf seinen Erzfeind Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versammelte wegen der Angriffe am Samstagabend im Hauptquartier in Tel Aviv das Kriegskabinett.

Die Iran-Expertin Sima Shine im israelischen Fernsehen: «Dies ist ein beispielloses Ereignis. Der Iran hat sein Paradigma verändert.» Es ist auch das erste Mal seit 1991, dass Israel von einem UN-Mitgliedsstaat angegriffen wird. Damals hatte der Irak Dutzende Scud-Raketen auf israelisches Gebiet gefeuert.

«Wir überwachen die iranischen Killerdrohnen, die nach Israel unterwegs sind, sehr eng», sagte Hagari. «Unsere defensiven und offensiven Fähigkeiten sind auf dem höchsten Bereitschaftslevel vor diesem Grossangriff des Irans.» Die israelische Armee gehe gemeinsam mit den Verbündeten Israels «mit ganzer Kraft» vor, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen. (dpa)

23:36 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Irak und Libanon schliessen Luftraum wegen Angriff auf Israel

Der Irak und der Libanon haben wegen des iranischen Angriffs mit Dutzenden Drohnen auf Israel ihren Luftraum geschlossen. Das bestätigten der irakische Transportminister, Abdel Rasak Sadaui, sowie der libanesische Transportminister, Ali Hamiyeh, am Samstagabend. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass auch der jordanische Luftraum für den zivilen Luftverkehr geschlossen worden war. (dpa)

23:31 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Israelische Armee: Mehr als 100 iranische Drohnen

Israel geht von über 100 Drohnen aus, die vom Iran abgefeuert wurden. Das berichtet CNN. Laut einer Erklärung des Büros des israelischen Premierministers findet aktuell eine Sitzung des Kriegskabinetts im Hauptquartier der israelischen Streitkräfte auf dem Militärstützpunkt Kirya in Tel Aviv statt. Auf X (ehemals Twitter) schrieb der israelische Aussenminister Israel Katz: Wir alle müssen angesichts der grossen Herausforderungen, vor denen wir stehen, unsere Einheit als Volk und als Land bewahren. Nur gemeinsam werden wir gewinnen. (zen)

23:15 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Iranische Staatsmedien: Auch Raketen auf Israel abgefeuert

Irans Revolutionsgarden haben laut dem Staatsfernsehen gegen Israel auch Raketen abgefeuert. Begleitet von einem massiven Drohnenangriff sei das die «Antwort auf die jüngsten Verbrechen des zionistischen Regimes», hiess es in einer live im Fernsehen verlesenen Erklärung der Revolutionsgarden. (dpa)

22:49 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

USA: Iran hat mit einem Luftangriff gegen Israel begonnen

Auch die US-Regierung hat den Beginn eines iranischen Luftangriffs gegen Israel bestätigt. US-Präsident Joe Biden werde fortlaufend über die Lage informiert und werde sich am Samstagnachmittag mit seinem Sicherheitsteam im Weissen Haus zu Beratungen treffen, teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit. Der Angriff werde sich «wahrscheinlich über mehrere Stunden hinziehen». (dpa)

22:03 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Iran soll Angriff auf Israel gestartet haben: Dutzende Drohnen unterwegs

Der Iran hat nach israelischen Angaben einen Drohnenangriff gegen Israel gestartet. Dies bestätigte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend. Es werde mehrere Stunden dauern, bis die Drohnen israelisches Gebiet erreichen könnten.

Das Militär sei in höchster Alarmbereitschaft und überwache die Situation, hiess es in einer Mitteilung, die die Armee über Telegram versendete. Das Luftabwehrsystem sei in höchster Alarmbereitschaft ebenso wie Kampfjets und Marineschiffe. Sprecher Hagari betonte, die Armee beobachte die Lage und alle Abwehrsysteme seien bereit. Zudem werde der GPS-Empfang in verschiedenen Landesteilen unterdrückt.

Israel hatte angesichts der angespannten Sicherheitslage kurz vor dem Angriff die Alarmbereitschaft weiter erhöht: Die Armee gab neue Schutzanweisungen für die Zivilbevölkerung heraus, die zunächst von Samstagabend bis Montagabend gelten sollten. US-Präsident Joe Biden wurde im Weissen Haus erwartet, um mit seinem Sicherheitsteam über die Angriffe zu beraten. (dpa)

21:00 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

USA sichern Israel volle Unterstützung zu – akute Bedrohung

Angesichts eines drohenden Vergeltungsschlags des Irans gegen Israel hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin seinem israelischen Kollegen Joav Galant die «unerschütterliche Unterstützung der USA» zugesichert. In einem Telefonat hätten die beiden über «akute regionale Bedrohungen» gesprochen, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Samstag in Washington mit. Austin habe deutlich gemacht, dass Israel «auf die volle Unterstützung der USA» bei der Verteidigung gegen jegliche Angriffe des Iran und seiner Stellvertreter zählen könne.

Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, teilte auf X (vormals Twitter) mit, er habe ebenfalls am Samstag mit seinem israelischen Counterpart Zachi Hanegbi über die Ereignisse im Nahen Osten gesprochen. Auch er habe die «eiserne Verpflichtung» der USA für die Sicherheit Israels bekräftigt. (dpa)

20:54 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Sorge vor Iran-Angriff: Neue Schutzanweisungen für Israels Bevölkerung

Angesichts der Sorge vor einem möglichen iranischen Vergeltungsangriff hat die israelische Armee am Samstagabend neue Schutzanweisungen für die Zivilbevölkerung veröffentlicht. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte vor Journalisten, es solle von Sonntag an keinen Schulunterricht oder andere Bildungsaktivitäten, keine Ferienlager und keine organisierten Ausflüge geben. Am Sonntag beginnen zweiwöchige Schulferien zum jüdischen Pessach-Fest.

Der Heimatschutz veröffentlichte auf seiner Webseite ausserdem weitere Anweisungen. Diese sollten am Samstagabend um 23.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MEZ) beginnen und zunächst 48 Stunden lang gelten.

Demnach dürfen in den Gebieten, die nicht in der Nähe des Gazastreifens oder des Libanons liegen, bis zu 1000 Menschen an Versammlungen teilnehmen. In den sogenannten Konfliktzonen dürfen sich draussen bis zu 30 und drinnen bis zu 300 Menschen versammeln. Am Arbeitsplatz sollen die Bürger besonders in diesen Gebieten darauf achten, dass sie notfalls rasch einen Schutzraum erreichen können. (dpa)

19:43 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

USA verurteilen Beschlagnahmung von Frachter durch Iran

Die USA haben die Beschlagnahmung eines Containerschiffs durch den Iran nahe der Strasse von Hormus im Golf von Oman aufs Schärfste verurteilt. Ein ziviles Schiff ohne Provokation festzusetzen, sei ein eklatanter Verstoss gegen das Völkerrecht, schrieb die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats des Weissen Hauses, Adrienne Watson, am Samstag auf der Plattform X (früher Twitter). Sie nannte das Vorgehen der iranischen Revolutionsgarden in internationalen Gewässern einen Akt der Piraterie.

Der Iran müsse das Schiff und die Besatzung, die aus indischen, philippinischen, pakistanischen, russischen und estnischen Staatsangehörigen bestehe, unverzüglich freilassen, forderte Watson. «Wir werden mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um den Iran für sein Vorgehen zur Rechenschaft zu ziehen.»

Die iranische staatliche Nachrichtenagentur Irna hatte am Samstag berichtet, dass die Marine der iranischen Revolutionsgarden ein Containerschiff mit Verbindungen zu Israel beschlagnahmt habe und es sich auf dem Weg in iranische Gewässer befinde. Nach Angaben der US-Regierung fährt das Schiff «MSC Aries» unter portugiesischer Flagge und ist in britischem Besitz. (dpa)

15:34 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Vermisster Israeli tot - Weitere Siedlergewalt im Westjordanland

Ein im israelisch besetzten Westjordanland vermisster 14-jähriger Junge aus einer israelischen Siedlung ist tot. Seine Leiche sei bei der Siedlung Malachei HaShalom gefunden worden, teilte die Armee am Samstag mit. Über die Todesursache wurde zunächst nichts mitgeteilt. Nach seinem Verschwinden am Vortag hatten gewalttätige Siedler palästinensische Bewohner angegriffen. Dabei starb in der Nähe von Ramallah ein Palästinenser, weitere 25 wurden verletzt. Auch am Samstag kam es nach Augenzeugen und Angaben palästinensischer Medien wieder zu Siedlergewalt gegen Palästinenser. Ein Palästinenser sei schwer verletzt worden. Die Angaben beider Seiten liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Am Freitag waren Siedler aus einem illegalen Aussenposten mit Schusswaffen in das Dorf Al-Mughajir 20 Kilometer nordöstlich von Ramallah eingedrungen. Israelische Medien berichteten, dass zuerst israelische Sicherheitskräfte in Al-Mughajir einrückten, um dort nach dem Siedler-Jungen zu suchen. Bewohner bewarfen die Soldaten mit Steinen und Brandsätzen. Drei Soldaten erlitten demnach leichte Verletzungen. Anschliessend drangen Hunderte Siedler in das Dorf ein, um palästinensisches Eigentum zu zerstören, wie Augenzeugen berichteten. Nach Angaben der Dorfverwaltung setzten sie Dutzende Autos und mehrere Häuser in Brand. (dpa)

13:21 Uhr

Samstag, 13. April

Iran setzt Containerschiff mit Verbindung zu Israel fest

Die Marine der iranischen Revolutionsgarden hat ein Containerschiff festgesetzt. Das Schiff habe eine Verbindung zu Israel und befinde sich in der Region am Persischen Golf, berichtete am Samstag die Nachrichtenagentur Tasnim, die als Sprachrohr der Revolutionsgarden gilt. Auf einem von der Agentur verbreiteten Foto ist zu sehen, wie sich ein Kommandosoldat von einem Militärhubschrauber auf das Deck des Schiffes abseilt. Nähere Informationen waren zunächst nicht bekannt.

Zuvor hatte die zur britischen Marine gehörende Behörde UKMTO über den Fall berichtet und ihn im Golf von Oman, etwa 50 Seemeilen nordöstlich der Hafenstadt Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten, verortet. In den Gewässern hatte Irans Marine in der Vergangenheit bereits Öltanker und Containerschiffe beschlagnahmt.

Berichten zufolge handelte es sich um die «MSC Aries». Nach Informationen des israelischen Armee-Senders fährt das Containerschiff unter der Flagge Portugals und hat vermutlich unter anderem israelische Eigner, wie der Sender auf X schrieb. Das nach Angaben des Schiffsortungsdienstes Vessel Finder 366 Meter lange Schiff befand sich auf der Fahrt aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Indien. Die letzte Position sei demnach am Freitagnachmittag empfangen worden, als der Containerriese vor Dubai unterwegs war.

Die militärischen Spannungen in der Region sind so gross wie seit Jahren nicht mehr. Nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in Syrien, bei dem zwei Brigadegeneräle getötet wurden, hat die Staatsführung in Teheran dem Erzfeind Israel mit Vergeltung gedroht. Beobachter sehen die verfeindeten Länder am Rande einer kriegerischen Eskalation.

Die Strasse von Hormus, eine etwa 55 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Iran und Oman, gilt als eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den weltweiten Ölexport. Die USA werfen der iranischen Marine regelmässig vor, den zivilen Schiffsverkehr in der Strasse von Hormus und im angrenzenden Golf von Oman zu behindern. (dpa)

13:20 Uhr

Samstag, 13. April

Niederlande schliessen Vertretungen in Teheran und Erbil für Besucher

Angesichts eines möglicherweise näher rückenden iranischen Vergeltungsschlags gegen Israel schliessen die Niederlande ihre Botschaften in Teheran sowie im irakischen Erbil am Sonntag für Besucher. Dies sei angesichts der steigenden Spannungen zwischen dem Iran und Israel beschlossen worden, teilte das Aussenministerium in Den Haag am Samstag mit. Die übrige Arbeit dort werde aber fortgesetzt. Im Laufe des Sonntags werde entschieden, ob die Konsularabteilungen der beiden Vertretungen am Montag wieder öffnen. Am Samstag sind die Vertretungen der Niederlande in der Region ohnehin für Besucher geschlossen.

Am Freitag bereits hatte das Aussenministerium niederländischen Staatsbürgern geraten, alle nicht zwingend notwendigen Reisen nach Israel und in die kurdische Autonomieregion im Irak zu verschieben. Die zunehmenden Spannungen zwischen dem Iran und Israel seien «sehr besorgniserregend», sagt die niederländische Aussenministerin Hanke Bruins Slot, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete.

Am 1. April waren bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Die iranische Führung hat seitdem mehrfach mit Vergeltung gedroht. (dpa)

13:19 Uhr

Samstag, 13. April

Neue israelische Angriffe im Gazastreifen und im Südlibanon

Während die Sorge vor einem militärischen Flächenbrand im Nahen Osten wächst, hat Israel weitere Ziele im Gazastreifen und im Südlibanon angegriffen. Nachdem am Freitagabend mehrere aus dem Küstenstreifen auf Israel abgefeuerte Raketen abgefangen worden seien, habe Artillerie die Abschussorte unter Feuer genommen, teilte die Armee am Samstag mit. Kampfflugzeuge hätten zudem drei Abschussrampen mit 20 Raketen vernichtet. Insgesamt seien am Freitag mehr als 30 Ziele in allen Teilen des Gazastreifens aus der Luft angegriffen worden. Bodentruppen hätten ihren Kampf gegen die islamistische Hamas fortgesetzt.

Im Südlibanon hätten Kampfflugzeuge nach Angaben der israelischen Armee eine grosse militärische Anlage der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz bei dem Ort Rihan zerstört. Eine Bestätigung aus dem Libanon oder Angaben zu möglichen Opfern gab es zunächst nicht. Am Freitagnachmittag war der Norden Israels mit etwa 40 Raketen von dem nördlichen Nachbarland aus angegriffen worden. Einige seien abgefangen worden, andere in offenes Gelände eingeschlagen. Verletzte habe es nicht gegeben, betonte die Armee. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

10:07 Uhr

samstag, 13. April

Das Schweizer Aussendepartement rät von Reisen in den Iran ab

Die Entwicklung der Situation sei ungewiss und eine erhebliche Verschlechterung der Sicherheitslage in der Region jederzeit möglich, wie der Webseite des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zu entnehmen ist. (has)

09:52 Uhr

Samstag, 13. April

Auch die Swiss meidet den iranischen Luftraum

Die Fluggesellschaft Swiss meidet angesichts der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten den iranischen Flugraum. Die Airline hat am Freitagabend beschlossen, betroffene Flüge umzuleiten, wie sie am Samstag mitteilte. Die betroffenen Flüge dauern nach Angaben der Swiss dadurch um bis zu 90 Minuten länger.

Betroffen seien die Verbindungen von und nach Hongkong, Bangkok, Singapur, Delhi und Mumbai, hiess es. Die Regelung gelte bis zum 18. April. Zudem meide die Swiss während des betreffenden Zeitraums auf diesen Strecken nachts auch den israelischen und den libanesischen Luftraum.

Zuvor hatten bereits Fluglinien wie die Swiss-Muttergesellschaft Lufthansa, Austrian Airlines und Qantas beschlossen, den iranischen Luftraum vorübergehend zu meiden.

09:52 Uhr

Samstag, 13. April

Das Schweizer Aussendepartement rät von Reisen in den Iran ab

Die Entwicklung der Situation sei ungewiss und eine erhebliche Verschlechterung der Sicherheitslage in der Region jederzeit möglich, wie der Webseite des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zu entnehmen war.

06:17 Uhr

Samstag, 13. April

Auswärtiges Amt: Deutsche sollen Iran verlassen - Nacht im Überblick

Angesichts eines möglicherweise näher rückenden iranischen Vergeltungsschlags gegen Israel hat das Auswärtige Amt in Berlin alle deutsche Staatsangehörige im Iran aufgefordert, das Land zu verlassen. Zugleich warnte es vor Reisen in den Iran. «Die derzeitigen Spannungen in der Region, insbesondere zwischen Israel und Iran, bergen die Gefahr einer plötzlichen Eskalation», teilte das Auswärtige Amt am Freitagabend mit. Demnach kann sich die Sicherheitslage schnell und ohne Vorwarnung verschlechtern. «Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass von einer Eskalation auch Luft-, Land- und Seetransportwege betroffen sein könnten, mit entsprechenden möglichen Beeinträchtigungen von Ein- und Ausreisen nach Iran», hiess es weiter. Auch Österreich rief seine Landsleute auf, das Land zu verlassen. Zuvor hatten mehrere Länder, darunter Grossbritannien und Frankreich, Reisewarnungen ausgesprochen.

US-Präsident Joe Biden sagte am Freitag, seiner Erwartung nach stehe ein Angriff eher «früher als später» bevor. Er wolle sich aber nicht zu Geheimdienstinformationen äussern. Zudem warnte er den Iran. Auf die Frage einer Journalistin, was seine Botschaft an Teheran sei, sagte Biden in Washington: «Lasst es.» Die Führung in Teheran warnte wiederum einem Medienbericht zufolge Washington davor, sich in die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran einzumischen. Die Sorge vor einer Ausweitung der Eskalation zu einem regionalen Flächenbrand wächst.

Mittlerweile verstärken die USA ihre Militärpräsenz in der Region. «Wir verlegen zusätzliche Mittel in die Region, um die regionalen Abschreckungsbemühungen zu verstärken und den Truppenschutz für US-Streitkräfte zu erhöhen», sagte ein US-Verteidigungsbeamter der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Washington.

Am 1. April waren bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Die iranische Führung hat seitdem mehrfach mit Vergeltung gedroht. Israel müsse bestraft werden, hatte Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei am Mittwoch bekräftigt. Derweil verlängerte die deutsche Lufthansa die Aussetzung geplanter Flüge in und aus der iranischen Hauptstadt Teheran bis Donnerstag.

Israel und USA: Schulter und Schulter

Vor dem Hintergrund der iranischen Bedrohung rücken Israel und die USA enger zusammen. Der Oberbefehlshaber des US-Regionalkommandos Centcom, General Michael Erik Kurilla, war bereits am Donnerstag zu einem Besuch in Israel eingetroffen. «Unsere Feinde glauben, sie können Israel und die USA auseinanderdividieren», sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Freitag nach einem Treffen mit Kurilla. «Aber das Gegenteil ist wahr», sagte er. «Sie bringen uns einander näher und stärken unsere Bande. Wir stehen Schulter an Schulter.» US-Präsident Biden hatte Israel bereits am Donnerstag Israel die «eiserne Unterstützung» der USA zugesagt, sollte der Iran seine Angriffsdrohungen wahr machen. «Wir haben uns der Verteidigung Israels verschrieben», sagte er am Freitag. «Wir werden helfen, Israel zu verteidigen, und der Iran wird keinen Erfolg haben.»

Das Verhältnis Bidens zu Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu war zuletzt schwer belastet. Der US-Präsident stiess sich an Netanjahus Weigerung, seine Politik in Hinblick auf den Gaza-Krieg zu ändern. Die israelische Führung macht aus US-Sicht zu wenig, um der Not leidenden palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ausreichend humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. Washington bemängelt zudem, dass Netanjahu keine Bereitschaft zeigt, eine schlüssige Konzeption für die - möglichst von Palästinensern getragene - Verwaltung des Gazastreifens nach Beendigung des Gaza-Kriegs vorzulegen.

Teheran droht auch den USA

Die Führung in Teheran sieht wiederum in Washingtons Engagement für Israel Potenzial für eine zusätzliche Eskalation. «Der Iran hat der Biden-Administration über Vermittlung mehrerer arabischer Länder Anfang der Woche eine Botschaft zukommen lassen», schrieb der gewöhnlich gut informierte israelische Journalist Barak Ravid am Freitagabend auf der Nachrichtenseite axios.com unter Berufung auf drei US-Beamte. Die Botschaft habe gelautet: «Wenn die USA in die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran eingreifen, dann werden US-Streitkräfte in der Region zum Zielpunkt von Angriffen.»

Die USA unterhalten unter anderem Stützpunkte in Syrien, im Irak und in Jordanien, die im Zuge des Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eingerichtet worden waren. Nach Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober griffen mit dem Iran verbündete Milizen aus Syrien und dem Irak immer wieder diese Stützpunkte an. Der Iran selbst trat aber dabei nie in Erscheinung. Grössere US-Militärbasen befinden sich seit vielen Jahren in den Golfstaaten Bahrain und Katar. Bahrains Hauptstadt Manama ist der Heimathafen der 5. US-Flotte.

Israels Armee: «Jederzeit und für jedes Szenario gerüstet»

Israel gibt sich angesichts der Aussicht auf einen iranischen Angriff selbstsicher. «Die israelischen Streitkräfte sind bestens vorbereitet, sowohl in Hinblick auf ihre offensiven als auch ihre defensiven Fähigkeiten», sagte Militärchef Herzi Halevi am Freitag nach einer Lagebesprechung des Generalstabs.  Die Armee beobachte permanent die Vorgänge im Iran und an anderen Schauplätzen und bereite sich in Abstimmung mit den USA darauf vor, «existierende und potenzielle Bedrohungen zu bewältigen». «Unsere Streitkräfte sind jederzeit und für jedes Szenario gerüstet», betonte Halevi.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich indes besorgt über einen möglicherweise bevorstehenden Vergeltungsangriff des Irans auf Israel. Man nehme die Situation «sehr ernst», sagte Scholz am Freitag in Berlin.

Iranischer Top-Militär auf Botschaftsgelände in Syrien bei Angriff getötet

Die Konfrontation Israels mit dem Iran ist eine indirekte Folge des Gaza-Kriegs. Die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz Hisbollah greift seit Kriegsbeginn aus dem Libanon heraus den Norden Israels an. Bei dem Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April wurden der iranische Brigadegeneral Mohammad Resa Sahedi, ein hochrangiges Mitglied der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), sowie weitere hohe iranische Militärs getötet. Sahedi war laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim als Kommandeur der IRGC-Auslandseinheit für Operationen in Syrien und im Libanon verantwortlich. (dpa)

16:02 Uhr

FREITAG, 12. APRIL

Israel: Erste Hilfslieferung über neuen Übergang zum Gazastreifen

Israel hat nach Angaben der Armee erste Hilfslieferungen über einen neuen Grenzübergang zum stark zerstörten Norden des Gazastreifens in das Gebiet gebracht. Der Übergang sei schon am Donnerstag in Betrieb gegangen und erste Lastwagen seien in den Küstenstreifen eingefahren, teilte die Armee am Freitag mit. Die Ladung sei zuvor am grossen Grenzübergang Kerem Schalom im Süden des Gazastreifens kontrolliert worden.

Wo genau sich der neue Übergang befindet, wie viele Lastwagen in den Gazastreifen fuhren und was sie geladen hatten, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Auch die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde bestätigte die Öffnung des neuen Übergangs. In einem von der Armee auf Telegram veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Lastwagen in der Dunkelheit ganz langsam über unbefestigte Wege fahren. Auf ihren offenen Ladeflächen sind in Plastik eingeschweisste grosse Pakete zu sehen.

Israel hatte zuvor unter zunehmendem internationalem Druck insbesondere der USA angekündigt, die Lieferung von deutlich mehr Hilfsgütern in das umkämpfte Palästinensergebiet zu erleichtern. Verteidigungsminister Joav Galant hatte in dem Zusammenhang die Öffnung eines neuen Übergangs von Israel in den Norden des Gazastreifen in Aussicht gestellt. Dort ist die Lage für die verbliebenen Bewohner besonders prekär.

Zunächst war erwogen worden, den bis zum Kriegsbeginn für Personen bestimmten Übergang Erez im Norden des Gazastreifens für Waren zu öffnen. Der Übergang war jedoch bei dem Überfall von Terroristen der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober erheblich beschädigt worden. Dort wurden auch viele Israelis getötet. In Medienberichten war dann von einem Übergang zwischen dem Kibbuz Zikim und der Ortschaft As-Siafa im Gazastreifen einige Kilometer westlich von Erez die Rede gewesen.

Israel steht während des Kriegs gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen zunehmend unter Druck, mehr humanitäre Hilfslieferungen in das umkämpfte Gebiet zu lassen. Hilfsorganisationen beschreiben die Lage als katastrophal und warnen vor einer Hungersnot. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen starben seit Kriegsbeginn 33'634 Menschen, weitere mehr als 76'200 seien verletzt worden. (dpa)

12:06 Uhr

Freitag, 12. April

Hamas-Kommandeur getötet?

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen Kommandeur der islamistischen Hamas getötet, der für Angriffe auf Hilfskonvois verantwortlich gewesen sei. Ridwan Mohammed Abdullah Ridwan habe in der Ortschaft Dschabalia im Norden des Küstenstreifens bewaffnete Angriffe auf Hilfslieferungen befohlen, um sie unter Kontrolle der Hamas zu bekommen, teilte die Armee am Freitag mit.

Gerade aus dem Norden gibt es immer wieder Berichte über eine Hungersnot. Aus Kreisen der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurde der Tod des Mannes zwar bestätigt. Nach ihrer Darstellung war der Polizeichef in Dschabalia aber für den Schutz von Hilfslieferungen zuständig. Die Angaben beider Seiten liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die israelische Armee setzte unterdessen nach eigenen Angaben ihre Angriffe gegen Hamas-Terroristen fort. Unter anderem seien Kommandoposten und Tunnel zerstört sowie eine ungenannte Zahl von Gegnern getötet worden. Allein am Donnerstag habe die israelische Luftwaffe 60 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die Artillerie habe vor allem Gebiete in der Mitte des nur rund 45 Kilometer langen und zwischen 6 und 14 Kilometer breiten Gebiets beschossen.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza-Stadt unter anderem der Firas-Markt und zwei Moscheen getroffen. Bei einem israelischen Angriff auf ein grösseres Gebäude starben nach Angaben der Gesundheitsbehörde mindestens 25 Menschen. (dpa)

10:35 Uhr

Freitag, 12. April

David Cameron warnt Iran

Grossbritanniens Aussenminister David Cameron hat sich angesichts eines möglichen iranischen Vergeltungsangriffs auf Israel besorgt geäussert und den Iran vor einer Eskalation gewarnt. «Ich habe heute Aussenminister (Hussein) Amirabdollahian deutlich gemacht, dass der Iran den Nahen Osten nicht in einen grösseren Konflikt hineinziehen darf», teilte Cameron am Donnerstagabend auf der Plattform X (früher Twitter) mit.

«Ich bin zutiefst besorgt über die Möglichkeit einer Fehlkalkulation, die zu weiterer Gewalt führen könnte. Der Iran sollte stattdessen daran arbeiten, zu deeskalieren und weitere Angriffe zu verhindern», schrieb Cameron. Auch Aussenministerin Annalena Baerbock hatte am Donnerstag mit Amirabdollahian telefoniert.

Nach einem mutmasslich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien am 1. April haben die Drohungen aus Teheran in Richtung Israel jüngst zugenommen. Der Angriff sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen und Israel müsse bestraft werden, hatte Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei am Mittwoch gesagt.

Amirabdollahian seinerseits kritisierte laut einer Mitteilung seines Ministeriums, dass die britische Regierung den Angriff auf Irans Botschaftsgelände nicht verurteilt hatte. Stattdessen forderte er Anstrengungen, um eine Feuerpause im Gaza-Krieg zu erwirken. (dpa)

06:15 Uhr

Freitag, 12. April

Die Nacht auf Freitag im Überblick

Israel ist nach eigenen Angaben auf einen möglichen Vergeltungsschlag des Irans vorbereitet. «Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern», sagte der israelische Verteidigungsminister Joav Galant in einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin, wie die israelische Regierung am Donnerstagabend bekannt gab. Austin sicherte Galant erneut «die eiserne Unterstützung der USA für Israels Verteidigung angesichts der wachsenden Drohungen durch den Iran und seine regionalen Stellvertreter» zu, so das Pentagon. Wie das «Wall Street Journal» am Freitagmorgen unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle berichtete, bereitet sich Israel auf einen Angriff des Irans auf den Süden oder Norden Israels vor, der schon «in den nächsten 24 bis 48 Stunden» erfolgen könnte.

Nach einem mutmasslich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien am 1. April nahmen die Drohungen aus Teheran in Richtung Israel jüngst zu. Der Angriff sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen und Israel müsse bestraft werden, hatte Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei am Mittwoch gesagt. Pläne für einen Angriff würden zwar diskutiert, es sei aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden, zitierte das «Wall Street Journal» eine Person, die von Irans Führung unterrichtet worden sei. Israels Armee sei auf einen Angriff gegen Israel und «die daraus folgende Verteidigung» vorbereitet, hatte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Donnerstag gesagt.

Diplomatische Bemühungen um Deeskalation

US-Aussenminister Antony Blinken rief derweil seine Kollegen in China, der Türkei und Saudi-Arabien auf, den Iran von einer Eskalation abzuhalten. Eine Reihe von Telefonaten hätten in den vergangenen 24 Stunden stattgefunden, teilte der Sprecher des US-Ministeriums, Matthew Miller, am Donnerstag mit. Ähnliche Gespräche würden auch mit europäischen Verbündeten und Partnern geführt. «Eine Eskalation liegt nicht im Interesse des Irans. Sie liegt nicht im Interesse der Region. Und sie liegt nicht im Interesse der Welt», sagte Miller.

Die US-Botschaft in Israel gab vor dem Hintergrund der Drohungen eine Sicherheitswarnung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Aus Gründen der Vorsicht sei es Mitarbeitern der US-Regierung und ihren Familienangehörigen bis auf Weiteres untersagt, ausserhalb der Grossräume der Städte Tel Aviv, Jerusalem und Be’er Scheva im Süden des Landes zu reisen, teilte die US-Botschaft in Jerusalem am Donnerstag auf ihrer Internetseite mit. Die Lufthansa verlängerte unterdessen die Aussetzung geplanter Flüge in und aus der iranischen Hauptstadt Teheran. «Aufgrund der aktuellen Situation setzt Lufthansa nach sorgfältiger Evaluation ihre Flüge von und nach Teheran bis voraussichtlich einschliesslich Samstag, 13. April, aus», teilte ein Unternehmenssprecher am frühen Freitagmorgen auf dpa-Anfrage mit.

Hamas: Feuerpause nötig zum Auffinden von Geiseln

Unterdessen wachsen im Gaza-Krieg die Befürchtungen, dass mehr israelische Geiseln in dem umkämpften Küstengebiet tot sein könnten, als bisher angenommen. Das Schicksal der Entführten könne nur während einer Waffenruhe aufgeklärt werden, sagte Basem Naim, Mitglied des Politbüros der islamistischen Hamas, am Donnerstagabend in einer auf Telegram verbreiteten Stellungnahme. Teil der Verhandlungen sei es, ein Abkommen über eine Feuerpause zu erreichen, «um genügend Zeit und Sicherheit zu haben, um endgültige und genauere Daten über die gefangenen Israelis zu sammeln». Naim reagierte damit auf Fragen von Medienvertretern, ob die Hamas den jüngsten Vorschlag der USA abgelehnt habe, weil sie in einer ersten Phase keine 40 Geiseln freilassen könne.

Die erste Phase eines dreistufigen Abkommens sah nach Medienberichten die Freilassung von Frauen, Soldatinnen, Männern über 50 Jahren sowie von Männern unter 50 Jahren mit schweren medizinischen Problemen vor. In den jüngsten Verhandlungen habe die Hamas aber erklärt, sie habe keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien. Die Entführten befänden sich an verschiedenen Orten im umkämpften Gazastreifen und in der Hand von verschiedenen Gruppen, sagte Naim in der Stellungnahme. Einige von ihnen lägen auch zusammen mit getöteten Palästinensern «unter den Trümmern», sagte der ranghohe Hamas-Funktionär. «Wir verhandeln, um schwere Ausrüstung für diesen Zweck zu bekommen».

Israel war bislang zuvor davon ausgegangen, dass noch knapp 100 der rund 130 in dem abgeriegelten Küstengebiet verbliebenen Geiseln am Leben sind. Der Kompromissvorschlag der USA war am Sonntagabend nach Medienberichten bei den Verhandlungsgesprächen in Kairo präsentiert worden. Der Vorschlag sah demnach vor, dass die Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt. Israel solle wiederum bis zu 150 000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden Gazas gestatten. Die Hamas pocht auf einen dauerhaften Waffenstillstand und den vollständigen Abzug der israelischen Truppen. Israel behält sich die Möglichkeit offen, die Kämpfe nach einer Feuerpause bis zum vollständigen Sieg über die Hamas fortzusetzen.

US-Entwicklungsbehörde geht von Hungersnot im Gazastreifen aus

Die Leiterin der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) geht unterdessen davon aus, dass es in Teilen des Gazastreifens bereits eine Hungersnot gibt. Bei einer Anhörung im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Kongresses wurde Samantha Power am Mittwoch danach gefragt, ob diese Einschätzung insbesondere für den Norden des abgeriegelten Küstengebiets zutreffe. Sie antwortete mit «ja». Damit ist Power laut US-Medien vom Donnerstag die erste US-Regierungsvertreterin, die öffentlich diese Einschätzung bestätigt. Die offizielle Einstufung als Hungersnot bedeutet, dass mindestens 20 Prozent der Bevölkerung von extremem Mangel an Nahrung betroffen sind. Israel steht wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen international stark in der Kritik.

Nach Angaben der israelischen Behörden hat sich in der vergangenen Woche der Inhalt von etwa 600 Lastwagen mit Hilfsgütern hinter der Grenze zu dem Küstengebiet aufgestaut. In den vergangenen Tagen sei die Menge der Hilfslieferungen über die Grenzübergänge Kerem Schalom und Nitzana erheblich erhöht worden, teilte die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde am Donnerstag mit. Allerdings gingen die Abholung und Verteilung der Hilfsgüter durch die UN-Organisationen nur schleppend voran. «Wir haben die Betriebszeiten verlängert und wir haben zusätzliche Mittel für die Sicherheitskontrollen bereitgestellt - jetzt sind Sie an der Reihe, Ihren Job zu machen. Die Engpässe liegen nicht auf der israelischen Seite», hiess es in einer Mitteilung der israelischen Behörde. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. (dpa)

22:41 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

Israel: Hilfslieferungen hinter Grenzübergang zu Gaza aufgestaut

Im Gazastreifen hat sich nach Angaben der israelischen Behörden in der vergangenen Woche der Inhalt von etwa 600 Lastwagen mit Hilfsgütern aufgestaut. In den vergangenen Tagen sei die Menge der Hilfslieferung in den abgeriegelten Küstenstreifen über die Grenzübergänge Kerem Schalom und Nitzana erheblich erhöht worden, teilte die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde am Donnerstag mit. Allerdings gingen die Abholung und Verteilung der Hilfsgüter durch die UN-Organisationen nur schleppend voran, sodass Israel keine weitere Hilfe liefern könne.

Auf der Online-Plattform X (vormals Twitter) teilte die Cogat-Behörde Fotos, die grosse Mengen an Hilfsgütern auf der anderen Seite des Grenzübergangs Kerem Schalom im Gazastreifen zeigen sollen. Grund für den Stau ist nach Cogat-Angaben der Mangel an logistischen Kapazitäten und Arbeitskräften vonseiten der UN-Organisationen. Die Behörde kann nach eigenen Angaben keine weiteren Hilfsgüter nach Gaza liefern, wenn die vorhandenen Lieferungen nicht von den Hilfsorganisationen abgeholt würden.

«Wir haben die Betriebszeiten verlängert und wir haben zusätzliche Mittel für die Sicherheitskontrollen bereitgestellt - jetzt sind Sie an der Reihe, Ihren Job zu machen. Die Engpässe liegen nicht auf der israelischen Seite», hiess es in einer Mitteilung der Behörde. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden.

James McGoldrick, UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Jerusalem, sagte dem US-Sender CNN, es gebe zahlreiche logistische Komplikationen und es dauere, diese zu lösen. Ausserdem machten die von Israel verhängten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit innerhalb des Gazastreifens die Dinge komplizierter. Zwar kämen viele Lastwagen aus Israel an, aber diese Lastwagen könnten nicht automatisch in den Gazastreifen fahren. Ladungen müssten erst abgeladen und beispielsweise nach Wasser, Lebensmitteln und medizinischen Artikeln sortiert werden. Dann würden Lastwagen wieder beladen und dann könnten sie nach Gaza fahren.

Israel, das seit Oktober die islamistische Terrororganisation Hamas bekämpft, steht wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen international stark in der Kritik. Insbesondere im Norden des Küstengebiets sei die Lage besonders schlecht, warnen Hilfsorganisationen. Es drohe eine Hungersnot. Israel kündigte deswegen in der vergangenen Woche an, die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen zu erhöhen. (dpa)

19:59 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

Israel: Wichtiger Hamas-Geldgeber im Gazastreifen getötet

Israel hat nach eigenen Angaben einen wichtigen Geldgeber der islamistischen Hamas bei einem Luftangriff im Gazastreifen getötet. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Hamas sei Nasser Jakub Dschabber Nasser für die Finanzierung eines grossen Teils der militärischen Aktivitäten der Terrororganisation in Rafah im Süden des abgeriegelten Küstengebiets verantwortlich gewesen, teilte die Armee am Donnerstag mit.

Im Dezember vergangenen Jahres hatte Dschabber Nasser demnach Hunderttausende von Dollar an die Hamas für ihre militärischen Aktivitäten überwiesen. Israels Militär teilte weiter mit, er habe sich in Rafah aufgehalten und sei bei dem Angriff «ausgeschaltet» worden.

In Rafah drängen sich mehr als eine Million Flüchtlinge. Trotz internationaler Warnungen plant Israel dort einen militärischen Einsatz, um die nach israelischen Angaben letzten Bataillone der Hamas zu zerschlagen. (dpa)

15:27 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

Sanitäter: Sechs Tote bei Luftangriff Israels in Rafah

Bei einem mutmasslichen israelischen Luftangriff in der Stadt Rafah im Gazastreifen sind nach Angaben von Sanitätern am Donnerstag sechs Menschen getötet worden. Ein israelischer Armeesprecher äusserte sich auf Anfrage nicht zu dem konkreten Vorfall. Er teilte lediglich mit: «Als Reaktion auf die barbarischen Angriffe der Hamas ist die israelische Armee im Einsatz, um die militärischen und administrativen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören.» Anders als die Hamas halte die Armee sich an internationales Recht und bemühe sich darum, Schaden an Zivilisten zu verringern.

Trotz massiver internationaler Warnungen plant Israel einen militärischen Einsatz in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten, wo sich mehr als eine Million Flüchtlinge drängen. Israel will dort die letzten Bataillone der Hamas zerschlagen, um ein Wiedererstarken der Terrororganisation nach dem Krieg zu verhindern.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik. (dpa)

14:45 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

Israel beginnt neuen Militäreinsatz im zentralen Teil Gazas

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht zum Donnerstag einen Militäreinsatz im zentralen Abschnitt des Gazastreifens begonnen. In einer Mitteilung der Armee war die Rede von einer «präzisen Operation auf der Basis von Geheimdienstinformationen, mit dem Ziel, Terroraktivisten auszuschalten und Terror-Infrastruktur im Zentralabschnitt Gazas zu treffen». Vor dem Vorrücken von Bodentruppen hätten israelische Kampfflugzeuge Terrorziele über und unter der Erde angegriffen.

Nach Angaben von Sanitätern wurden bei einem Luftangriff auf ein Wohnhaus in dem Flüchtlingsviertel Nuseirat im zentralen Teil des Gazastreifens mindestens fünf Palästinenser getötet. Die israelischen Streitkräfte gehen seit Oktober gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen vor.

Die Armee teilte mit, während des Einsatzes in der Nacht hätten Soldaten «einen bewaffneten Terroristen identifiziert, der in der Nähe israelischer Truppen aus einem Terror-Tunnel kam und in eine militärische Einrichtung ging». Ein Kampfjet habe ihn getroffen, als er sich den Truppen genähert habe. Es seien auch mehrere Raketenabschussrampen gefunden worden. Auch die Marine habe mehrere Ziele in dem Gebiet beschossen.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als sechs Monaten 33 545 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 76 000 weitere verletzt worden. Die Zahlen, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik. Aus dem Süden des Gazastreifens hatte Israel seine Truppen zuletzt weitgehend abgezogen. (dpa)

06:00 Uhr

Donnerstag, 11. April

USA stehen nach Irans Drohung «eisern» zu Israel - Nacht im Überblick

Die USA haben Israel angesichts von Drohungen des Irans ihren Beistand zugesichert. Wie er Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gesagt habe, sei das Bekenntnis der USA für die Sicherheit Israels «gegen diese Bedrohungen durch den Iran und seine Stellvertreter eisern», sagte US-Präsident Joe Biden am Mittwoch. «Lassen Sie es mich noch einmal sagen: eisern».

«Eisern» will Joe Biden zu Israel stehen.
Bild: Michael Reynolds / EPA

Auch sein Aussenminister Antony Blinken bekräftigte in einem Gespräch mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant, dass die USA ihrem Verbündeten Israel bei «jeglichen Bedrohungen durch den Iran und seinen Stellvertretern» zur Seite stehen würden, teilte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am späten Mittwochabend (Ortszeit) mit. US-Geheimdienstberichte zeigten, dass ein Angriff auf israelische Einrichtungen durch den Iran oder seine Stellvertreter unmittelbar bevorstehen könnte, berichtete am selben Tag das «Wall Street Journal» unter Berufung auf US-Beamte.

Biden: Iran droht mit bedeutendem Angriff

Nach dem mutmasslich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien hatte Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei am Mittwoch seine Drohung gegen Israel bekräftigt. Der Angriff sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen. «Das boshafte Regime (Israel) hat einen Fehler gemacht, in diesem Fall muss es bestraft werden, und wird bestraft werden», sagte der Religionsführer. Anfang April waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Mehrfach hat Irans Führung seither mit Vergeltung gedroht - es besteht Sorge vor einer Eskalation. Wie und wann der Iran reagiert, ist jedoch völlig offen. Biden sagte bei einer Pressekonferenz mit Japans Ministerpräsidenten Fumio Kishida am Mittwoch, dass der Iran «mit einem bedeutenden Angriff auf Israel droht». «Wir werden alles tun, was wir können, um die Sicherheit Israels zu schützen», versprach er.

Hamas besteht nach Tötung von Kindern ihres Auslandschefs auf Forderungen

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen waren am selben Tag nach Angaben der islamistischen Hamas drei Söhne und vier Enkelkinder des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija getötet worden. Israels Armee teilte mit, es seien drei Mitglieder des militärischen Hamas-Arms bei Terroraktivitäten im Gazastreifen durch den Angriff eines Kampfjets «ausgeschaltet» worden. Das Militär bestätigte, dass es sich dabei um die Söhne Hanijas handelte. Für den Tod der Enkelkinder gab es keine Bestätigung. «Ich danke Gott für diese Ehre, die er uns mit dem Märtyrertod meiner drei Söhne und einiger Enkelkinder erwiesen hat», zitierte der katarische Fernsehsender Al-Dschasira den Hamas-Chef. Laut dem «Wall Street Journal» soll er noch zehn weitere Kinder haben. Hanija sagte, der Angriff sei ein Beweis für Israels «Versagen» und werde die Positionen der Hamas bei den indirekten Verhandlungen über eine Feuerpause und Freilassung weiterer Geiseln nicht beeinflussen.

Die Hamas bestehe weiterhin auf einem dauerhaften Waffenstillstand im Gaza-Krieg, berichtete Al-Dschasira weiter. Hanija, Vorsitzender des Hamas-Politbüros, führt Berichten zufolge mit einem Teil seiner Familie seit Jahren ein Luxusleben in Katar. Er gilt als «übergreifender» Chef der islamistischen Hamas, während Jihia al-Sinwar Chef im Gazastreifen ist. Das Politbüro gilt als oberste Entscheidungsinstanz und hat 15 Mitglieder. Es sei unklar, ob die Tötung von Hanijas Kindern die Dynamik bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe wesentlich verändern werde, da sich die Entscheidungsfindung eher auf al-Sinwar und den militärischen Hamas-Flügel konzentriert habe, so das «Wall Street Journal».

Bericht: Hamas lehnt US-Vorschlag zu Waffenruhe ab

Einen von den USA vorgebrachten Kompromissvorschlag bei den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe wurde weitgehend von der Hamas abgelehnt, wie das «Wall Street Journal» am Mittwoch unter Berufung auf nicht näher genannte Vermittler berichtete. Die Terrororganisation plane stattdessen, einen eigenen Gegenvorschlag einzubringen. Aus Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut hiess es unterdessen, die Verhandlungen verblieben im Status quo. Israel lehnt ein dauerhaftes Ende des Krieges ohne einen entscheidenden Sieg über die Hamas ab. Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es derzeit nicht. Nach Gesprächen in Kairo hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen.

Unterdessen wird der Kommandeur der US-Truppen in der Region, General Michael Erik Kurilla, dem «Wall Street Journal» zufolge in dieser Woche in Israel erwartet. Er habe schon vor dem Angriff in Damaskus geplant, nach Israel zu reisen, um in erster Linie die Logistik für den Bau einer provisorischen Schiffsanlegestelle vor der Küste Gazas zu besprechen, mit dem Ziel, die humanitären Hilfslieferungen auszuweiten. Nun werde erwartet, dass auch die iranischen Drohungen gegen Israel und die Frage, wie die USA darauf reagieren könnten, Thema bei Kurillas Gesprächen sein werden, hiess es. Dem Bericht zufolge wird Kurilla voraussichtlich auch mit Israels Verteidigungsminister Galant zusammentreffen.

Die Lufthansa hatte aufgrund der gegenwärtigen Lage in Nahost entschieden, die Flüge von und in die iranische Hauptstadt Teheran bis zu diesem Donnerstag auszusetzen. «Wir beobachten permanent die Lage im Nahen Osten und stehen im engen Kontakt mit den Behörden», hiess es. Die Entscheidung war am 6. April bekannt gegeben worden.

Israels Verteidigungsminister kündigt Öffnung neuen Gaza-Übergangs an

Galant hatte am Mittwoch die Öffnung eines neuen Übergangs im Norden des Gazastreifens angekündigt. Dies sei einer von mehreren Schritten, der die Lieferung von deutlich mehr Hilfsgütern in das umkämpfte Palästinensergebiet erleichtern solle, sagte er vor Journalisten in Tel Aviv. Ziel sei, Güter auch über den Hafen von Aschdod rascher in den Gazastreifen zu bringen und die Sicherheitskontrollen zu erleichtern. Durch den neuen Zugang im Norden solle der Druck auf den bestehenden Übergang Kerem Schalom im Süden verringert werden.

«Wir wollen Gaza mit Hilfslieferungen überschwemmen, und wir erwarten, 500 Lastwagen am Tag zu erreichen», sagte Galant. Israel steht während des Kriegs gegen die Hamas im Gazastreifen zunehmend unter Druck, mehr humanitäre Hilfslieferungen in das Gebiet zu lassen. Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot. Nach einer deutlichen Warnung von Biden hatte Israel am Freitag angekündigt, den Hafen Aschdod und den Grenzübergang Erez für Hilfstransporte öffnen zu wollen. Bislang ist Erez im Norden aber geschlossen. Galant bezog sich aber nun offenbar auf einen alternativen Übergang näher am Mittelmeer.

Biden ermahnt Netanyahu: Hilfslieferungen für Gaza reichen nicht

US-Präsident Biden forderte Israels Ministerpräsidenten Netanjahu auf, seine Zusagen zur Verbesserung der humanitären Versorgung in Gaza einzuhalten. Was an Hilfsgütern in das Küstengebiet gelange, sei noch nicht genug und müsse mehr werden, sagte Biden am Mittwoch. Er reagierte bei der Pressekonferenz mit Kishida in Washington auf die Frage, welche Konsequenzen er ziehen werde, wenn Netanyahu seinen Kurs nicht ändere, und ob er erwäge, weitere Waffenlieferungen an Israel im Zweifel an Bedingungen zu knüpfen. Der Demokrat sagte dazu: «Wir werden sehen, was er tut, um die Zusagen einzuhalten, die er mir gegenüber gemacht hat.» Biden hatte Netanjahu zuletzt mehrfach auch öffentlich scharf kritisiert und ihm unter anderem vorgeworfen, sein Vorgehen in Gaza sei ein «Fehler». (dpa)

22:15 Uhr

Mittwoch, 10. April

Israels Verteidigungsminister kündigt Öffnung neuen Gaza-Übergangs an

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat am Mittwoch die Öffnung eines neuen Übergangs im Norden des Gazastreifens angekündigt. Dies sei einer von mehreren Schritten, der die Lieferung von deutlich mehr Hilfsgütern in das umkämpfte Palästinensergebiet erleichtern solle, sagte Galant vor Journalisten in Tel Aviv. Ziel sei, Güter auch über den Hafen von Aschdod rascher in den Gazastreifen zu bringen und die Sicherheitskontrollen zu erleichtern. Durch den neuen Zugang im Norden solle der Druck auf den bestehenden Übergang Kerem Schalom im Süden des Gazastreifens verringert werden.

Auch die Hilfslieferungen über Jordanien sollten verstärkt werden, sagte Galant. Er sprach dabei von zwei Routen und einer Zusammenarbeit mit der jordanischen Luftwaffe. Auch die Kooperation mit internationalen Organisationen solle verbessert werden, um Vorfälle wie den tödlichen Angriff auf Gaza-Helfer künftig zu vermeiden.

Galant sprach ausserdem über gemeinsame Projekte mit den USA im Bereich der Hilfslieferungen von See aus sowie Infrastruktur-Projekte wie Wasserleitungen.

Der Verteidigungsminister sagte: «Wir wollen Gaza mit Hilfslieferungen überschwemmen, und wir erwarten, 500 Lastwagen am Tag zu erreichen.» Mit diesem Ziel sollten Sicherheitskontrollen erleichtert und die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern verbessert werden.

Israel steht während des Kriegs gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen zunehmend unter Druck, mehr humanitäre Hilfslieferungen in das umkämpfte Gebiet zu lassen. Hilfsorganisationen beschreiben die Lage als katastrophal und warnen vor einer Hungersnot.

Nach einer deutlichen Warnung des US-Präsidenten Joe Biden hatte Israel am Freitag angekündigt, den Hafen Aschdod und den Grenzübergang Erez für Hilfstransporte öffnen zu wollen, um die Versorgungslage im Norden Gazas zu verbessern. Bislang ist der Grenzübergang Erez im Norden des Gazastreifens aber weiter geschlossen. Galant bezog sich aber nun offenbar auf einen alternativen Übergang näher am Mittelmeer. (dpa)

21:02 Uhr

Mittwoch, 10. April

Biden ermahnt Netanjahu: Hilfslieferungen für Gaza reichen nicht

US-Präsident Joe Biden hat Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu aufgefordert, seine Zusagen zur Verbesserung der humanitären Versorgung im Gazastreifen einzuhalten. Was an Hilfsgütern in das Küstengebiet gelange, sei noch nicht genug und müsse mehr werden, sagte Biden am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida in Washington. Ausserdem stehe die Öffnung eines Grenzübergangs im Norden weiter aus.

Biden reagierte auf die Frage, welche Konsequenzen er ziehen werde, wenn Netanjahu seinen Kurs nicht ändere, und ob er erwäge, weitere Waffenlieferungen an Israel im Zweifel an Bedingungen zu knüpfen. Der Demokrat sagte dazu: «Wir werden sehen, was er tut, um die Zusagen einzuhalten, die er mir gegenüber gemacht hat.» Biden hatte Netanjahu zuletzt mehrfach auch öffentlich scharf kritisiert und ihm unter anderem vorgeworfen, sein Vorgehen in Gaza sei ein «Fehler».

Israel, das seit Oktober die islamistische Hamas im Gazastreifen bekämpft, steht wegen der hohen Zahl ziviler Opfer in dem Konflikt und wegen der Beschränkung humanitärer Hilfe für die palästinensische Bevölkerung international stark in der Kritik. Vor allem im Norden des abgeriegelten Küstengebiets sei die Lage katastrophal, warnen Hilfsorganisationen. Es drohe eine Hungersnot.

Nach einer deutlichen Warnung Bidens hatte Israel am Freitag angekündigt, den Hafen Aschdod und den Grenzübergang Erez für Hilfstransporte öffnen zu wollen, um die Versorgungslage im Norden Gazas zu verbessern. Bislang ist der Grenzübergang Erez im Norden des Gazastreifens aber weiter geschlossen.

Biden betonte, er habe sehr «offen und direkt» mit Netanjahu und anderen Vertretern der israelischen Führung gesprochen. Netanjahu habe verschiedene Schritte zugesagt, um mehr Nahrung und Medikamente in den Gazastreifen zu lassen und die Zahl ziviler Opfer zu minimieren.

Gleichzeitig betonte der US-Präsident, das Engagement der USA für die Sicherheit Israels sei unumstösslich. «Wir werden alles tun, was wir können, um die Sicherheit Israels zu schützen», versprach er. Biden beklagte, der Iran drohe damit, einen «bedeutenden Angriff» gegen Israel zu starten.

Biden forderte einmal mehr eine Freilassung der restlichen Geiseln aus der Hand der Hamas sowie eine sechswöchige Waffenruhe in dem Konflikt, um mehr Hilfen für die Zivilbevölkerung nach Gaza zu schaffen. Es liege ein neuer Vermittlungsvorschlag dazu auf dem Tisch. Nun sei es an der Hamas, diesen Vorschlag anzunehmen. (dpa)

19:14 Uhr

Mittwoch, 10. April

Hamas lehnt US-Vorschlag zu Waffenruhe im Gaza-Krieg ab

Ein von den USA vorgebrachter Kompromissvorschlag bei den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg wurde einem Medienbericht zufolge weitgehend von der islamistischen Hamas abgelehnt. Die Terrororganisation plane stattdessen, einen eigenen Gegenvorschlag einzubringen, berichtete das «Wall Street Journal» am Mittwoch unter Berufung auf nicht näher genannte «Vermittler».

Aus Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut hiess es unterdessen, die Verhandlungen verblieben im Status quo. Am Dienstag teilten die gleichen Quellen mit, dass die Verhandlungen «nicht gut» liefen. Die Israelis seien demnach nur am «Geisel-Thema», nicht aber an einer Waffenruhe interessiert. Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es derzeit nicht. Nach Gesprächen in Kairo hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen.

Der Kompromissvorschlag der USA wurde am Sonntagabend von CIA-Direktor William Burns bei Verhandlungsgesprächen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo präsentiert. Der Vorschlag sieht vor, dass die Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der mehr als 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt - darunter 100, die wegen Mordes an Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Israel solle wiederum bis zu 150 000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden des Küstengebiets gestatten.

Die Hamas pocht auf einen dauerhaften Waffenstillstand und den vollständigen Abzug der israelischen Truppen aus dem umkämpften Küstengebiet. Die israelische Regierung behält sich die Möglichkeit offen, die Kämpfe nach einer Feuerpause fortzusetzen. Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. (dpa)

18:07 Uhr

Mittwoch, 10. April

Söhne und Enkel von Hamas-Chef Hanija bei Angriff Israels getötet

Bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen sind am Mittwoch nach Hamas-Angaben drei Söhne und drei Enkelkinder des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija getötet worden. Hamas-Kreise in Beirut bestätigten einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur Schihab. Sie seien demnach in einem Fahrzeug in dem Flüchtlingslager Al-Schati im Nordteil des Küstenstreifens getroffen worden.

«Ich danke Gott für diese Ehre, die er uns mit dem Märtyrertod meiner drei Söhne und einiger Enkelkinder erwiesen hat», zitierte der katarische Fernsehsender Al-Dschasira den Hamas-Chef. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht. Hanija, Vorsitzender des Hamas-Politbüros, lebt mit einem Teil seiner Familie seit Jahren in Katar.

Hanija ist seit 2017 Vorsitzender des Politbüros der Hamas. Er war 2021 vom sogenannten Schura-Rat für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Er gilt als «übergreifender» Chef der islamistischen Hamas, während Jihia al-Sinwar Chef im Gazastreifen ist. Hanija wurde 1963 im Flüchtlingslager Al-Schati geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Hamas war 1987 während des ersten Palästinenseraufstands Intifada gegen die israelische Besatzung als Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft gegründet worden. Das Politbüro gilt als oberste Entscheidungsinstanz und hat 15 Mitglieder.

Bei dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober, der den Gaza-Krieg auslöste, waren mehr als 1200 Menschen getötet und über 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. Israel hatte anschliessend die gezielte Tötung der Hamas-Spitze angekündigt. Laut Hamas-Innenministerium waren bereits im Oktober mehrere Angehörige von Hanija bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet worden. (dpa)

12:51 Uhr

MITTWOCH, 10. APRIL

Spanien kündigt baldige Anerkennung eines Palästinenserstaates an

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat eine baldige Anerkennung eines Palästinenserstaates angekündigt und Israel heftig kritisiert. «Spanien ist bereit, den palästinensischen Staat anzuerkennen», sagte der Sozialist am Mittwoch im Parlament in Madrid. Er habe sich mit den Regierungschefs von Irland und Malta getroffen, um diesen bedeutenden Schritt voranzutreiben. Die Anerkennung sei richtig, «weil die gesellschaftliche Mehrheit es verlangt, sie im geopolitischen Interesse Europas liegt und weil die internationale Gemeinschaft dem palästinensischen Staat nicht helfen kann, wenn sie ihn nicht anerkennt», betonte Sánchez.

Zugleich griff er die israelische Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an. «Die völlig unverhältnismässige Reaktion der israelischen Regierung auf den Terroranschlag der Hamas setzt Jahrzehnte des humanitären Rechts ausser Kraft und droht, den Nahen Osten und damit die ganze Welt zu destabilisieren», sagte er. In der Region spiele sich eine der beklagenswertesten humanitären Katastrophen dieses Jahrhunderts ab. «Zusätzlich zu den mehr als 33 000 Toten im Gazastreifen leiden jeden Tag eine Million unschuldiger Zivilisten Hunger, eine halbe Million Menschen hat Angstzustände oder Depressionen und jeden Tag verlieren zehn Kinder ein Bein oder einen Arm, oft ohne Betäubung amputiert», klagte Sánchez. (dpa)

10:11 Uhr

MITTWOCH, 10. APRIL

Irans Staatsoberhaupt bekräftigt Drohung gegen Israel

Nach dem mutmasslich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien hat Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei seine Drohung gegen Israel bekräftigt. Der Angriff sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen, sagte der Religionsführer am Mittwoch bei einer Gebetszeremonie zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Israel habe einen Fehler gemacht und «muss und wird bestraft werden».

Chamenei ist der mächtigste Mann in der Islamischen Republik und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Er ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Chamenei richtete zudem deutliche Kritik an westliche Staaten, die im Gaza-Krieg als Verbündete Israels auftreten, insbesondere an die USA und Grossbritannien. Sie hätten Israel aufhalten sollen, jedoch ihre Pflicht nicht erfüllt. «Diese Regierungen haben der Welt die böse Natur der westlichen Zivilisation gezeigt.»

Anfang April waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Mehrfach hat die iranische Führung seither mit Vergeltung gedroht - es besteht Sorge vor einer Eskalation. Wie und wann der Iran reagiert, ist jedoch völlig offen.

Der israelische Aussenminister Israel Katz reagierte auf die erneute Drohung aus Teheran und kündigte an, dass Israel auf einen möglichen iranischen Vergeltungsschlag reagieren würde. In einem Post auf Farsi auf der Online-Plattform X (vormals Twitter) schrieb er: «Wenn der Iran von seinem Territorium aus angreift, wird Israel reagieren und im Iran angreifen.» Den gleichen Text teilte er zudem auf Hebräisch und markierte Chamenei. (dpa)

06:00Uhr

Mittwoch, 10. April

Ramadan endet ohne Waffenruhe in Gaza – die Nacht im Überblick

Die weltweiten Hoffnungen, dass bis zum Ende des für Muslime heiligen Fastenmonats Ramadan eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zustande kommt, haben sich nicht erfüllt. Während Millionen Muslime in aller Welt an diesem Mittwoch das Fest des Fastenbrechens begehen, dauern die zähen indirekten Verhandlungen über eine Feuerpause und Freilassung von Geiseln in Gaza an - mit ungewissem Ausgang.

Derweil treibt Israel sein umstrittenes Vorhaben für eine Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden Gazas voran. Allerdings teilte Israels Verteidigungsminister Joav Galant Medienberichten zufolge seinem US-Kollegen Llyod Austin mit, dass es noch keinen Termin für eine Offensive gebe. Damit habe Galant seinem Regierungschef Benjamin Netanjahu widersprochen, hiess es. Netanjahu hatte am Montag noch öffentlich erklärt, der Termin für eine Offensive in Rafah stehe fest.

Berichte: Israel arbeitet weiter an Evakuierungsplänen für Rafah

Galant habe in einem Telefonat mit Austin gesagt, Israel sei derzeit noch dabei, Pläne für die Evakuierung der dortigen Zivilbevölkerung fertigzustellen, berichteten die israelischen Zeitungen «Haaretz», «The Times of Israel» und das Nachrichtenportal «Axios» am Dienstagabend. Die US-Regierung will Israel von einem grossangelegten Einsatz in Rafah abhalten. US-Aussenminister Antony Blinken erwartet von Israel vorerst Stillhalten. Für die kommende Woche sei ein Treffen mit einer israelischen Delegation geplant, um über die Bedenken der US-Seite gegen einen solchen Einsatz zu sprechen, sagte Blinken am Dienstag in Washington.

«Ich gehe nicht davon aus, dass vor diesen Gesprächen irgendwelche Massnahmen ergriffen werden», betonte er. Man sei nach wie der Überzeugung, dass ein grösserer Einsatz in Rafah extrem gefährlich für die Zivilisten wäre.» Die israelische Seite habe der US-Regierung auch keinen Termin für eine Rafah-Offensive genannt, sagte Blinken.

Bericht: Israel kauft 40'000 Zelte für geplante Räumung von Rafah

Als Vorbereitung einer Offensive kauft Israel laut einem Medienbericht jedoch schon mal rund 40 000 Zelte für die Unterbringung evakuierter Zivilisten. Die «Jerusalem Post» berichtete am Dienstag, der Kauf diene dazu, den Weg für einen Militäreinsatz in der Stadt an der Grenze zu Ägypten «in der nahen Zukunft» zu ebnen. Es gab keine offizielle Mitteilung über den Erwerb der Zelte. Ein israelischer Repräsentant bestätigte lediglich die Vorbereitung von Tausenden von «Unterkünften». Nach UN-Schätzungen drängen sich in Rafah mehr als eine Million Flüchtlinge aus anderen Teilen des umkämpften Küstengebiets.

Weisses Haus: Israel hat keinen glaubwürdigen Plan für Rafah vorgelegt

Israel hat aus Sicht der US-Regierung weiter keinen überzeugenden Plan zum Schutz der dortigen Zivilbevölkerung im Fall einer Bodenoffensive vorgelegt. Er habe noch keinen «glaubwürdigen und durchführbaren» Plan für die Umsiedlung der Menschen in Rafah gesehen, der detailliert darlege, wie die Zivilisten untergebracht und medizinisch versorgt werden könnten, sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Dienstag in Washington.

«So bleiben unsere Bedenken bestehen, und wir müssen nun abwarten, was passiert, und die Vereinigten Staaten werden entsprechend reagieren.» Sullivan betonte, dass es Kommunikationskanäle mit der israelischen Regierung gebe.

Blinken: Bewerten Israels humanitäre Schritte auf längere Sicht

Die US-Regierung reagiert ausserdem abwartend auf Israels Zusagen zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen. «Was zählt, sind Ergebnisse - und zwar nachhaltige Ergebnisse», sagte Blinken am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit seinem britischen Amtskollegen David Cameron in Washington. «Und darauf werden wir in den kommenden Tagen sehr genau achten», betonte Blinken.

Nach Darstellung Israels sind in den vergangenen Tagen deutlich mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangt. 468 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern seien am Dienstag inspiziert worden und nach Gaza gefahren, schrieb die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige Cogat-Behörde auf der Plattform X (vormals Twitter). «Dies ist die höchste Zahl von Lastwagen mit Hilfsgütern, die seit Beginn des Krieges an einem Tag in den Gazastreifen gefahren sind.»

Hamas-Kreise: Israelis sind nicht an Waffenruhe interessiert

Mit Blick auf die laufenden Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln sagte Sullivan, dass öffentliche Erklärungen der Hamas «nicht gerade ermutigend» seien. Allerdings gebe es noch keine Antwort der Hamas auf einen Vorschlag, der aktuell auf dem Tisch liege, sagte Sullivan. Er habe mit den Verhandlungspartnern in Katar gesprochen und diese gedrängt, sich um eine Antwort der Hamas zu bemühen.

Aus Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut hiess es, die Verhandlungen liefen derzeit «nicht gut». Die Israelis seien nur am «Geisel-Thema» interessiert, nicht aber an einer Waffenruhe. Offizielle Angaben zum Verhandlungsstand gibt es nicht. Nach Gesprächen in Kairo hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen.

Israels Militär: Hisbollah-Stellungen in Syrien angegriffen

Das israelische Militär griff unterdessen nach eigenen Angaben erneut Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz in Syrien an. Wie die Armee am Dienstagabend bekannt gab, wurde militärische Infrastruktur der Miliz attackiert, die diese nach präzisen geheimdienstlichen Erkenntnissen «an der syrischen Front» genutzt habe. Man mache «das syrische Regime für alle Aktivitäten verantwortlich, die auf seinem Territorium stattfinden», hiess es. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben die Angriffe zugenommen. Nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff vor wenigen Tagen auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syrien hatte die Hisbollah erklärt, der Angriff werde nicht ohne Folgen bleiben. Auch der Iran hat mit Vergeltung gedroht. Der Iran ist der grösste Unterstützer der Hisbollah. Die Miliz kämpft politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel.

Irland will einen Staat Palästina formell anerkennen

Irland hat sich unterdessen für eine Zweistaatenlösung ausgesprochen und will Palästina in Kürze formell als Staat anerkennen. Das sagte der stellvertretende irische Premier und Aussenminister Micheál Martin am Dienstagabend Medienberichten zufolge in Dublin. Die Anerkennung hinauszuzögern, sei «nicht länger glaubwürdig oder haltbar». Irland gehört seit Kriegsbeginn zu den Kritikern des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. Mit einer Zweistaatenlösung ist ein unabhängiger palästinensischer Staat gemeint, der friedlich Seite an Seite mit Israel existiert.

Israels Ministerpräsident Netanjahu lehnt dies ebenso ab wie die Hamas. Auslöser des Krieges war ein Massaker, das Terroristen der Hamas sowie anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübten. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Bei israelischen Gegenangriffen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher 33 360 Palästinenser in Gaza getötet, wobei die unabhängig kaum zu überprüfende Angabe nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheidet. (dpa)

14:19 Uhr

Dienstag, 9. April

Hamas-Kreise: Israelis sind nicht an Waffenruhe interessiert

Die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg laufen nach Informationen aus Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut «nicht gut». Die Israelis seien demnach nur am «Geisel-Thema» interessiert, nicht aber an einer Waffenruhe.

Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es bisher nicht. Nach Gesprächen in Kairo hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen.

Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. Das «Wall Street Journal» berichtete unter Berufung auf arabische Vermittler von einem aktuellen Kompromissvorschlag der USA.

In dem Bericht hiess es, der von CIA-Direktor William Burns in Kairo am Sonntagabend präsentierte Vorschlag sehe vor, dass die islamistische Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der mehr als 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt - darunter 100, die wegen Mordes an Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Israel solle wiederum bis zu 150 000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden des Küstengebiets gestatten. (dpa)

11:19 Uhr

Dienstag, 9. April

Israel: Weiterer Hamas-Kommandeur im Gazastreifen getötet

Israel hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff einen weiteren Kommandeur der islamistischen Hamas im Gazastreifen getötet. Hatem Alramery habe zum militärischen Flügel der Hamas gehört und sei in dem Flüchtlingslager Magasi im Zentrum des Küstenstreifens für den Beschuss Israels zuständig gewesen, teilte die Armee am Dienstag mit.

Die Hamas betonte hingegen, bei einem Luftangriff auf ein Gebäude in Magasi seien fünf Menschen getötet worden, darunter der Bürgermeister der Stadt, Hatem al-Ghamri. Eine militärische Führungsrolle des Mannes wurde von der Terrororganisation nicht bestätigt. Die israelische Armee veröffentlichte ein Foto des Getöteten, das Al-Ghamri zeigt, und betonte, die leicht unterschiedliche Schreibweise seines Namens sei Folge der Übersetzung aus dem Arabischen. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Im Flüchtlingslager Chan Junis im Süden des Gazastreifens tötete die israelische Armee zudem nach eigenen Angaben am Montag einen ungenannten Terroristen, der an dem Massaker in Israel am 7. Oktober teilgenommen habe. Bei dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet, der den Krieg auslöste, waren mehr als 1200 Menschen getötet und über 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. Bis heute werden dort nach israelischen Informationen noch 133 Menschen festgehalten, davon sollen noch knapp 100 am Leben sein. (dpa)

10:16 Uhr

Dienstag, 9. April

Türkei erlässt Handelsbeschränkungen gegen Israel

Die türkische Regierung hat Beschränkungen für den Handel mit Israel beschlossen und diese mit dem Vorgehen des Landes im Gazastreifen begründet. Künftig gelten zunächst Exportbeschränkungen auf mehrere Güter, darunter etwa Stahl-, Aluminium- und Eisenprodukte sowie weitere Baustoffe, wie aus einer Mitteilung des türkischen Handelsministeriums von Dienstag hervorging.

Das Ministerium beschuldigte Israel in der Mitteilung, für ein «Massaker an den Palästinensern» verantwortlich zu sein. Die Beschränkungen würden gelten, bis Israel eine Waffenruhe verkünde und ungehindert Hilfe in den Gazastreifen komme.

Alle Einwohner Gazas sind nach UN-Angaben von hoher, akuter Ernährungsunsicherheit, die Hälfte von ihnen sogar von katastrophaler Ernährungsunsicherheit betroffen. Israel wurde immer wieder vorgeworfen, die Hilfslieferungen zu behindern. Nach einer deutlichen Warnung des Verbündeten USA hatte Israel kürzlich Schritte beschlossen, um mehr humanitäre Hilfe im Gazastreifen zu ermöglichen.

Die beschlossenen Ausfuhrbeschränkungen sind nun auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Drucks auf die türkische Regierung im eigenen Land zu verstehen. Präsident Recep Tayyip Erdogan wurde aus weiten Teilen der Opposition Doppelmoral vorgeworfen, weil er Israel einerseits scharf angehe, aber die Handelsbeziehungen mit dem Land uneingeschränkt aufrechterhalte. (dpa)

05:46 Uhr

Dienstag, 9. April

Vermittler drängen auf Kompromiss im Gaza-Krieg - Nacht im Überblick

Während Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Pläne für eine Bodenoffensive in Rafah im Gazastreifen bekräftigt, wollen die USA den Verhandlungen über eine Waffenruhe laut Medienberichten mit einem neuen Kompromissvorschlag zum Erfolg verhelfen. Wie das «Wall Street Journal» am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf arabische Vermittler berichtete, sieht der von CIA-Direktor William Burns in Kairo am Sonntagabend präsentierte Vorschlag vor, dass die islamistische Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der mehr als 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt - darunter 100, die wegen Mordes an Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Israel solle wiederum bis zu 150 000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden des Küstengebiets gestatten.

Derweil sagte der rechtskonservative Ministerpräsident Netanjahu, ein Termin für eine Offensive gegen die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens stehe fest. Nähere Details nannte er nicht. Die USA als wichtigster Verbündeter und auch Deutschland haben Israel wiederholt vor einer grossangelegten Offensive in Rafah gewarnt.

USA warten auf Antwort der Hamas

Auch das Nachrichtenportal «Axios» berichtete über Burns’ neuen Vorschlag, der laut israelischen Beamten auf Bedingungen aufbaue, die bei früheren Verhandlungen diskutiert worden seien. Der neue Vorschlag verlange Kompromisse von beiden Konfliktparteien. Israels Sicherheitskabinett wird laut «Axios» voraussichtlich an diesem Dienstag zusammentreten, um den Vorschlag zu erörtern.

Die Hamas-Delegation wiederum verliess Kairo am Sonntagabend für Beratungen mit ihrer Spitze. Man warte jetzt auf die Antwort des Anführers der Hamas in Gaza, Jihia al-Sinwar, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby. Dies könne ein paar Tage dauern. «Wenn Sie mich fragen, ob ich heute optimistischer bin als noch vor ein paar Tagen, würde ich «ja» sagen», zitierte das Nachrichtenportal einen Sprecher des Aussenministeriums in Katar. Der politischen Führung des Golfemirats werden besonders enge Verbindungen zur Hamas nachgesagt.

Dem von Burns vorgelegten Vorschlag zufolge müsste die Hamas Zugeständnisse bezüglich der Anzahl und Identität der von ihr freizulassenden Geiseln eingehen, hiess es weiter. Ein zentraler Punkt betreffe die Forderung Israels, dass die Islamistenorganisation 40 der vermutlich noch 100 lebenden Geiseln freilässt, auch wenn einige von ihnen die ursprünglichen Kriterien für eine Freilassung aus humanitären Gründen nicht erfüllen, berichtete «Axios». Die erste Phase eines Abkommens sähe demnach die Freilassung von Frauen, Soldatinnen, Männern über 50 Jahren sowie von Männern unter 50 Jahren mit schweren gesundheitlichen Problemen vor.

In den jüngsten Verhandlungen habe die Hamas erklärt, keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien zu haben. Ranghohe israelische Beamte hielten dies für zutreffend, hiess es. Israel habe daher vorgeschlagen, die Lücke mit Soldaten oder Männern unter 50 Jahren zu schliessen, die als Geiseln festgehalten werden. Dafür würde Israel dann für jede dieser Geiseln eine höhere Anzahl palästinensischer Gefangener freilassen, wurden Beamte zitiert.

Israel angeblich zu Kompromiss bei Rückkehr von Zivilisten in den Norden bereit

Israel habe zudem deutlich gemacht, dass es Kompromisse bei der Frage der Rückkehr von Zivilisten in den nördlichen Gazastreifen eingehen würde, wenn die Hamas sich auf diesen Aspekt der Vereinbarung einlassen sollte, hiess es. So sehe der US-Vorschlag einen schrittweisen und fast vollständigen Rückzug Israels aus dem Korridor vor, der das Küstengebiet teilt und vertriebene Palästinenser an einer Rückkehr in den Norden hindert. Israel will verhindern, dass sich bei einer Rückkehr von Zivilisten auch Hamas-Kämpfer unter die Schutzsuchenden mischen. Die Frage der Rückkehr der palästinensischen Zivilisten in den nördlichen Gazastreifen ist einer der Hauptstreitpunkte bei den Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, weil die Hamas und Israels Führung aus Prinzip keine direkten Gespräche führen.

Die Hamas fordert die vollständige Rückkehr der Zivilbevölkerung in den Norden und einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Landkorridor, der den südlichen Gazastreifen vom Norden trennt. Israel würde einer «schrittweisen Rückkehr» der Zivilisten zustimmen, lehne aber den Abzug seiner Soldaten ab, so «Axios». Zudem verlange die israelische Seite Personenkontrollen, um sicherzustellen, dass sich keine Hamas-Kämpfer darunter befinden. Es sei nicht klar, ob sich die Hamas auf den Kompromiss einlässt und bereit ist, Geiseln freizulassen, bei denen es sich um Soldaten oder Männer unter 50 Jahren handelt. Die Hamas sieht letztere als Druckmittel, um einen dauerhaften Waffenstillstand zu erzwingen.

Staatsoberhäupter fordern sofortige Feuerpause

Die Staatsoberhäupter Frankreichs, Jordaniens und Ägyptens riefen in einem gemeinsamen Zeitungsbeitrag zu einer sofortigen Waffenruhe auf. «Der Krieg in Gaza und das katastrophale humanitäre Leid, das er verursacht, müssen jetzt beendet werden», forderten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Jordaniens König Abdullah II. und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi in einem Beitrag, der unter anderem in der «Washington Post» erschien. Gewalt, Terror und Krieg könnten dem Nahen Osten keinen Frieden bringen. Eine Zweistaatenlösung sei «der einzige glaubwürdige Weg, um Frieden und Sicherheit für alle zu gewährleisten und sicherzustellen, dass weder die Palästinenser noch die Israelis jemals wieder die Schrecken erleben müssen, die sie seit dem Angriff vom 7. Oktober erlebt haben».

Rechtsextreme Partner erhöhen Druck auf Netanjahu

Unterdessen drängen in Israel die rechtsextremen Partner in der Koalition von Regierungschef Netanjahu ungeachtet internationaler Kritik auf einen Einmarsch in die an Ägypten grenzende Stadt Rafah. Nach dem Rückzug israelischer Truppen aus der Stadt Chan Junis schrieb Polizeiminister Itamar Ben-Gvir am Montag auf der Plattform X, vormals Twitter: «Wenn der Ministerpräsident entscheiden sollte, den Krieg zu beenden, ohne einen breiten Angriff auf Rafah, um die Hamas entscheidend zu schlagen, wird er kein Mandat haben, weiter als Regierungschef zu amtieren.» Netanjahu sagte daraufhin am Abend, der Termin für eine Offensive stehe fest. Für den Sieg sei es nötig, die letzten Bataillone der Hamas zu eliminieren. «Das wird geschehen, es gibt ein Datum.» (dpa)

21:37 Uhr

MONTAG, 8. APRIL

Netanyahu: Datum für Rafah-Offensive steht

Nach den Worten des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu steht der Termin für die Offensive in Rafah auf dem Gazastreifen fest. «Für den Sieg ist es erforderlich, Rafah einzunehmen und die dortigen Terrorbataillons zu eliminieren», sagte er in einer am Montagabend verbreiteten Stellungnahme. «Das wird geschehen, es gibt ein Datum.»

Die USA und Deutschland haben Israel wiederholt vor einer grossangelegten Bodenoffensive in Rafah gewarnt. US-Präsident Joe Biden hatte Netanyahu klargemacht, dass ein Einmarsch dort ohne vorherige Evakuierung der Zivilisten eine «rote Linie» für ihn wäre.

Die rechtsextremen Partner in Netanjahus Koalition hatten unterdessen den Druck auf den Regierungschef erhöht. Nach dem Rückzug israelischer Truppen aus dem Süden des Gazastreifens schrieb Netanjahus rechtsextremer Koalitionspartner Itamar Ben-Gvir auf der Plattform X: «Wenn der Ministerpräsident entscheiden sollte, den Krieg zu beenden, ohne einen breiten Angriff auf Rafah, um die Hamas entscheidend zu schlagen, wird er kein Mandat haben, weiter als Regierungschef zu amtieren.» (dpa)

19:33 Uhr

MONTAG, 8. APRIL

Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft für Palästinenser wird geprüft

Der UN-Sicherheitsrat hat den Antrag auf eine Vollmitgliedschaft für einen Staat Palästina bei den Vereinten Nationen an ein zuständiges Gremium zur Prüfung verwiesen. Es gab dagegen am Montag im mächtigsten Organ der Organisation in New York keine Einwände. Das Komitee soll sich demnach umgehend mit dem Antrag befassen. Der eher formale Schritt der erneuten Prüfung des Antrags aus dem Jahr 2011 gilt für die Palästinenser zumindest als Etappensieg. Es gilt jedoch als eher unwahrscheinlich, dass die USA - Israels engster Verbündeter mit Vetomacht im Sicherheitsrat - dem Antrag letztlich zustimmen würden. Bislang wollten die USA und andere, dass die Palästinenser vor einer UN-Mitgliedschaft mit Israel Frieden schliessen.

Präsident Mahmoud Abbas 2011 an der Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen, als der Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft am Sicherheitsrat scheiterte.
Bild: Bild: Keystone

Israels UN-Botschafter Gilad Erdan sprach sich vehement gegen eine Aufnahme Palästinas aus. Anstatt die islamistische Hamas mit Blick auf das Massaker vom 7. Oktober als Terrororganisation einzustufen, würden die UN sie damit für ihren «völkermörderischen Terror» belohnen, warnte er. «Das wird die schändlichste Belohnung für ihre gewaltsamen Verbrechen», sagte er weiter.

Der palästinensische UN-Botschafter Riyad Mansour hatte vergangene Woche in einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres darum gebeten, den Antrag erneut dem Sicherheitsrat vorzulegen. Für einen Erfolg müssten nach der Prüfung mindestens neun der 15 Sicherheitsratsmitglieder dafür stimmen, zudem dürften die permanenten Ratsmitglieder China, Frankreich, Russland, Grossbritannien und die USA kein Veto einlegen. Im Erfolgsfall würde der Antrag dann zur Abstimmung an die UN-Vollversammlung überwiesen, dort wäre dann eine Zweidrittelmehrheit nötig. (dpa)

18:15 Uhr

MONTAG, 8. APRIL

Irans Aussenminister in Syrien: «Israels Regime wird bestraft werden»

Irans Aussenminister ist inmitten wachsender Spannungen in der Region zu Verbündeten geflogen. Eine Woche nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus traf Hussein Amirabdollahian am Montag in der syrischen Hauptstadt ein, wie Staatsmedien berichteten. Dort kam der Aussenminister für Gespräche mit seinem Kollegen Faisal al-Mikdad und Präsident Baschar al-Assad zusammen. Amirabdollahian bekräftigte Drohungen gegen den Erzfeind: «Israels Regime wird bestraft werden und eine nötige und kräftige Antwort erhalten», zitierte ihn sein Ministerium.

Am 1. April waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden getötet worden. Irans Aussenministerium machte Israel dafür verantwortlich. Von israelischer Seite wurde der Vorfall nicht kommentiert. Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei drohte mit Vergeltung.

Während seines Besuchs in Damaskus weihten der iranische Aussenminister und sein syrischer Amtskollege die neuen Räume der vorübergehenden Konsularabteilung der iranischen Botschaft ein. Die Abteilung war in dem Botschaftsgebäude untergebracht, das bei dem Angriff zerstört worden war.

Am Wochenende war Amirabdollahian zu Gast im Golfstaat Oman, wo er auch einen Vertreter der Huthi-Miliz sprach. Das Sultanat Oman war in der Vergangenheit immer wieder als Vermittler zwischen dem Iran und dem Westen, insbesondere den USA, aufgetreten. Laut dem Webportal Iran Nuances übermittelte der Aussenminister eine Botschaft nach Washington. «Und viel wichtiger, (er) erhielt eine neue Antwort aus Amerika», hiess es in dem Bericht. Bereits vergangene Woche hatte Teheran eine Nachricht an die USA übermittelt.

Seit Tagen bereits droht nun eine Vergeltungsaktion für den Luftangriff. Wie und wann die iranische Staatsmacht reagiert, ist jedoch noch völlig offen. (dpa)

15:40 Uhr

MONTAG, 8. APRIL

Deutschland weist Völkermord-Beschuldigung entschieden zurück

Deutschland hat die von Nicaragua erhobenen Vorwürfe der Beihilfe zu einem Völkermord im Gaza-Krieg entschieden und umfassend zurückgewiesen. «Deutschland verletzt weder die Völkermord-Konvention noch humanitäres Völkerrecht, weder direkt noch indirekt», sagte die Beauftragte für Völkerrecht im Auswärtigen Amt, Tania von Uslar-Gleichen, am Montag vor Journalisten in Den Haag im Anschluss an die erste Anhörung zur Klage Nicaraguas vor dem Internationalen Gerichtshof.

Das autoritär regierte Nicaragua beschuldigt Deutschland vor dem höchsten UN-Gericht der Beihilfe zum Völkermord im Gazastreifen. Durch Waffenlieferungen an Israel ermögliche Deutschland einen Genozid und verstosse gegen internationales Recht, erklärten die Rechtsvertreter Nicaraguas am Montag vor dem Gericht.

Nicaragua will zunächst im Eilverfahren erreichen, dass Deutschland die Waffenlieferungen an Israel stoppen muss. Ausserdem sollen die Richter anordnen, dass Deutschland die Unterstützung für das UN-Hilfswerk für Palästinenser (UNRWA) wieder aufnimmt.

Die Rechtsvertreterin Deutschlands sagte, dass Deutschland dem Völkerrecht verpflichtet sei. Sie nannte die Darstellung Nicaraguas «eklatant einseitig». Deutschland wird am Dienstag seine Position vor den 16 Richtern darlegen. Eine Entscheidung wird in etwa zwei Wochen erwartet. (dpa)

12:07 Uhr

MONTAG, 8. APRIL

Hamas meldet: Keine Fortschritte bei Verhandlungen

Bei den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg soll es nach Hamas-Darstellung keine Fortschritte gegeben haben.

Ein hochrangiger Vertreter der islamistischen Organisation sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, dass sich die israelische Delegation unflexibel zeige. Sie sei auf keine der Forderungen der Hamas eingegangen. Vertreter der Terrororganisation hätten Kairo demnach für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen.

Israelische Medien berichteten dagegen, beide Seiten hätten mehr Flexibilität gezeigt. Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es bisher nicht.

Aus ägyptischen Sicherheitskreisen hiess es, dass «leichte Fortschritte» erzielt worden seien. Eine weitere Verhandlungsrunde wird demnach stattfinden, nachdem sich die einzelnen Parteien mit ihren Anführern zu den bisherigen Ergebnissen besprochen haben.

Es bestehe die Erwartung, dass es bald zu einer Einigung komme «übereinstimmend mit dem Beginn des Eid al-Fitr.» Das Fest zum Ende des Ramadans beginnt voraussichtlich am Mittwoch. (dpa)

07:03 Uhr

Montag, 8. April

Bericht: Fortschritte bei Gaza-Verhandlungen in Kairo

Bei den indirekten Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sind einem ägyptischen Medienbericht zufolge Fortschritte erzielt worden. Es gebe eine Einigung über die grundlegenden Punkte zwischen allen beteiligten Parteien, berichtete der staatliche ägyptische Fernsehsender Al-Qahera unter Berufung auf eine ranghohe ägyptische Quelle. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Laut Al-Qahera haben die Delegationen der islamistischen Hamas und Katars Kairo verlassen und wollten innerhalb von zwei Tagen zurückkehren, um sich auf die Bedingungen des endgültigen Abkommens zu einigen. Die Gespräche sollten in den nächsten 48 Stunden fortgesetzt werden, hiess es.

Am Sonntag waren in der ägpytischen Hauptstadt die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, wieder aufgenommen worden. Zu diesem Zweck reisten CIA-Direktor William Burns und eine Delegation der Hamas in die ägyptische Hauptstadt. Am Sonntagabend traf auch der katarische Ministerpräsident und Aussenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani ein. Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, soll israelischen Berichten nach ebenfalls teilnehmen. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter wollen einen Durchbruch in den seit Wochen festgefahren Verhandlungen herbeiführen.

Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres liess die Hamas 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Häftlinge frei. Knapp 100 der Geiseln, die nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober nach Gaza verschleppt wurden, dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein. (dpa)

06:00 Uhr

Montag, 8. April

Israels Armee: Gaza-Krieg noch lange nicht vorbei - Nacht im Überblick

Während die Vermittler im Gaza-Krieg einen neuen Vorstoss für eine Waffenruhe unternehmen, befeuert die israelische Armee nach einem Teilabzug die Spekulationen um einen möglichen Angriff auf Rafah im Süden des Küstenstreifens. Die Truppen hätten nach Zerschlagung der militärischen Strukturen der islamistischen Hamas in Chan Junis die lange umkämpfte Stadt verlassen, «um sich auf ihre künftigen Missionen vorzubereiten, einschliesslich in Rafah», sagte Verteidigungsminister Joav Galant am Sonntag. Dies könnte auf eine bevorstehende Einigung bei den neuen Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln hindeuten, schrieb die israelische Zeitung «Haaretz». In dem Fall werde eine Offensive auf Rafah für die Dauer der Feuerpause ausbleiben. Doch selbst wenn es keine Einigung geben sollte, werde es mit ziemlicher Sicherheit noch eine Weile dauern, bis Israels Armee in Rafah vorgehe, schrieb die Zeitung.

Israels Generalstabschef: sind weit davon entfernt, aufzuhören

Genau sechs Monate nach Beginn des Gaza-Krieges hatte Israels am Sonntag überraschend einen Teil seiner Truppen aus Chan Junis abgezogen. Kurz darauf machten sich die ersten Palästinenser laut israelischen Medienberichten auf, dorthin zurückzukehren. Nach monatelangem Bombardement und schweren Kämpfen zwischen israelischen Truppen und Kämpfern der islamistischen Hamas liegt ein Grossteil des Gebiets in Trümmern. Israels Generalstabschef Herzi Halevi machte derweil deutlich, dass ein Ende des Krieges noch lange nicht in Sicht ist. «Der Krieg in Gaza dauert an, und wir sind weit davon entfernt, aufzuhören», sagte Halevi am Sonntag. Ranghohe Funktionäre der Hamas hielten sich in dem abgeriegelten Küstengebiet weiter versteckt. «Wir werden sie früher oder später erreichen.»

«Wir werden keine Hamas-Brigaden aktiv lassen - in keinem Teil des Gazastreifens», sagte Halevi. Die Zeit werde kommen, in der die Hamas nicht länger das Küstengebiet kontrolliere und die Sicherheit Israels bedrohe, sagte auch Verteidigungsminister Galant. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat immer wieder erklärt, dass hierzu ein Einmarsch in Rafah und die Zerschlagung der dort verbliebenen letzten Bataillone der Hamas unerlässlich sei. In der an Ägypten grenzenden Stadt suchen derzeit mehr als eine Million Palästinenser auf engstem Raum Schutz vor den Kämpfen.

Bericht: Noch keine Vorbereitungen für Evakuierungen in Rafah

Die USA und Deutschland haben Israel wiederholt vor einer grossangelegten Bodenoffensive in Rafah gewarnt. US-Präsident Joe Biden hatte Netanjahu klargemacht, dass ein Einmarsch dort ohne vorherige Evakuierung der Zivilisten eine «rote Linie» für ihn wäre. Israels Armee kündigte an, für die Menschen aus Rafah weiter nördlich «humanitäre Inseln» zu schaffen. Vorbereitungen dafür gebe es aber noch gar nicht, schrieb «Haaretz». Möglich sei denn auch, dass keine dieser Entwicklungen über die kommenden Wochen oder Monate hinweg eintrete. Dies würde nur einem dienen: Netanjahu, schrieb die israelische Zeitung weiter.

Nach Einschätzung amerikanischer und israelischer Beamter glaube Israels zunehmend unter Druck stehender Ministerpräsident, dass ein sich in die Länge ziehender Krieg im Gazastreifen seine Chancen erhöhe, an der Macht zu bleiben, berichtete auch das Nachrichtenportal «Axios». In einer Kabinettssitzung sagte Netanjahu am Sonntag einmal mehr, Israel sei «einen Schritt vom totalen Sieg entfernt». Solange der Krieg andauere, seien Neuwahlen, die Netanjahu um sein Amt bringen könnten, weniger wahrscheinlich, hiess es in dem «Axios»-Bericht. «Und je mehr Zeit vergeht, desto mehr Chancen hat er, sich politisch zu erholen.»

Erneut Massen-Demonstration in Israel

Am Sonntagabend gingen in Jerusalem nach Angaben der Organisatoren der Massendemonstration erneut rund 50 000 Menschen auf die Strasse und forderten in Sprechchören Netanjahu und seine Regierung auf, die im Gazastreifen weiter festgehaltenen Geiseln nach Hause zu bringen. Auch am Vortag hatten Zehntausende Menschen in Tel Aviv und anderen israelischen Städten gegen Netanjahus Regierung demonstriert. Kritiker werfen ihm vor, den Schutz der Gaza-Grenze vernachlässigt zu haben und die Interessen des Landes seinem politischen Überleben unterzuordnen. Demonstranten forderten wiederholt seinen Rücktritt.

Viele Israelis haben nach wie vor mit den traumatischen Folgen des Massakers vom 7. Oktober zu kämpfen. Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen hatten an jenem Tag den Süden Israels überfallen, rund 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Es war der Auslöser des Gaza-Krieges. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsbehörde in Gaza wurden bisher mehr als 33 000 Palästinenser bei den israelischen Angriffen getötet, wobei die unabhängig kaum zu überprüfenden Angaben keinen Unterschied zwischen Kämpfern und Zivilisten machen.

CIA-Chef und Hamas-Vertreter in Kairo zu Gesprächen über Waffenruhe

Unterdessen sind am Sonntag in Kairo die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, wieder aufgenommen worden. Zu diesem Zweck reisten CIA-Direktor William Burns und eine Delegation der Hamas in die ägyptische Hauptstadt. Am Sonntagabend traf auch der katarische Ministerpräsident und Aussenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani ein. Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, soll israelischen Berichten nach ebenfalls teilnehmen. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter wollen einen Durchbruch in den seit Wochen festgefahren Verhandlungen herbeiführen.

Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres liess die Hamas 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Häftlinge frei. Knapp 100 der Geiseln, die nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober nach Gaza verschleppt wurden, dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein.

Neue Drohungen aus dem Iran

Unterdessen wurden am Sonntag neue Drohungen aus dem Iran gegen Israel laut. «Die Widerstandsfront ist bereit für alle möglichen Vergeltungsszenarien und keine israelische Botschaft weltweit ist sicher davor», sagte General Jajhja Rahim-Safawi am Sonntag. Er ist ein Berater des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei. Vergangene Woche waren unter anderem zwei iranische Brigadegeneräle bei einem Raketenangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus getötet worden. Irans Staatsspitze macht Israel für die Attacke verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Seitdem wird ein Angriff auf Ziele Israels oder der USA befürchtet. Beide Länder sind daher in höchster Alarmbereitschaft. (dpa)

21:28 Uhr

Sonntag, 7. April

Israels Generalstabschef nach Teilabzug: Gaza-Krieg lange nicht vorbei

Trotz eines Teilabzugs israelischer Truppen im Gazastreifen ist nach Angaben von Israels Generalstabschef Herzi Halevi ein Ende des Gaza-Kriegs noch lange nicht in Sicht. «Der Krieg in Gaza dauert an, und wir sind weit davon entfernt, aufzuhören», sagte Halevi am Sonntag. Hochrangige Funktionäre der islamistischen Hamas hielten sich in dem Küstengebiet weiter versteckt. «Wir werden sie früher oder später erreichen», sagte er. «Wir werden keine Hamas-Brigaden aktiv lassen - in keinem Teil des Gazastreifens.»

Als Generalstabschef fühle er sich persönlich dafür verantwortlich, alle Geiseln, die in dem Küstengebiet festgehalten werden, «so schnell wie möglich zurückzubringen», sagte Halevi. Trotz aller militärischen Fortschritte in Gaza in den vergangenen sechs Monaten seien nicht alle Ziele erreicht worden - «alle Geiseln nach Hause zu bringen, die Einwohner aus dem Norden (Israels) in Sicherheit in ihre Häuser zurückkehren zu lassen und die Hamas im ganzen Gazastreifen zu zerschlagen.»

Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte nach einem Treffen mit israelischen Militärführern im südlichen Gazastreifen, der Teilrückzug aus Chan Junis sei nach der Zerschlagung der militärischen Strukturen der Hamas in der Stadt erfolgt. «Unsere Truppen haben das Gebiet verlassen, um sich auf ihre künftigen Missionen vorzubereiten, einschliesslich in Rafah.» Es werde zu dem Zeitpunkt kommen, an dem Hamas nicht länger den Gazastreifen kontrollieren und die Sicherheit Israels bedrohen werde.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik.

Am Sonntag kündigte die Armee überraschend einen Abzug aus der umkämpften Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets an. Unklar war jedoch, ob der Abzug möglicherweise in Verbindung mit neuen Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe stehen könnte oder etwa mit einer möglichen Militäroffensive in Rafah im südlichen Gazastreifen. (dpa)

15:54 Uhr

Sonntag, 7. April

CIA-Chef und Hamas-Vertreter in Kairo zu Gesprächen über Waffenruhe

CIA-Direktor William Burns und eine Delegation der islamistischen Hamas sind für indirekte Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die mögliche Freilassung weiterer Geiseln in Kairo eingetroffen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Kreisen des Flughafens in der ägyptischen Hauptstadt. Burns landete demnach am Samstagabend, am Sonntag traf die Hamas-Delegation ein, angeführt vom ranghohen Funktionär Chalil al-Haja. Die Hamas-Vertreter reisten demnach auf Einladung Ägyptens an. Auch der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sollte israelischen Berichten zufolge nach einer Entscheidung des Kriegskabinetts noch anreisen.

Ein Knackpunkt in den indirekten Verhandlungen war bis zuletzt die Frage, ob und wie viele durch Kämpfe vertriebene Zivilisten in den Norden Gazas zurückkehren dürfen. Einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge drängen die USA Israel in der Frage zu neuen Zugeständnissen. Damit wollen die USA als Israels wichtigster Verbündeter einen Durchbruch in den Verhandlungen ermöglichen, die seit Wochen in einer Sackgasse stecken. Auch Bemühungen, vor Beginn des laufenden muslimischen Fastenmonats Ramadan zu einer Einigung zu kommen, blieben erfolglos. Der Ramadan endet voraussichtlich am Dienstagabend.

Der Krieg läuft an diesem Sonntag sechs Monate ohne Zeichen auf Entspannung oder gar ein Ende der Kampfhandlungen. Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten - aber nicht direkt miteinander. Die USA, Katar und Ägypten treten deshalb als Vermittler auf. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entliess Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Knapp 100 der Geiseln, die nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober nach Gaza verschleppt wurden, dürften nach israelischen Schätzungen noch leben. (dpa)

12:12 Uhr

Sonntag, 7. April

Israel zieht Truppen aus Süden Gazas ab

Die israelische Armee hat am Sonntag nach eigenen Angaben ihre Truppen aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens abgezogen. «Die 98. Kommando-Abteilung hat ihren Einsatz in Chan Junis beendet», hiess es in einer Mitteilung der Armee. Sie habe den Gazastreifen verlassen, «um sich zu erholen und auf weitere Operationen vorzubereiten».

Erhebliche Truppen verblieben jedoch im Gazastreifen, «und werden die Aktionsfreiheit der israelischen Armee bewahren und ihre Fähigkeiten, präzise Operationen auf der Basis von Geheimdienstinformationen auszuführen», hiess es weiter.

Es war zunächst unklar, ob der Abzug aus Chan Junis eine wichtige Wende im Krieg oder ein neues Zwischenstadium auf dem Weg zu einem möglichen Einsatz in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten bedeutet. Die Armee hatte am Samstag mitgeteilt, dass die Leiche einer Geisel in Chan Junis geborgen worden sei. Die Stadt gilt als wichtiger Stützpunkt der islamistischen Hamas. (dpa)

06:11 Uhr

Sonntag, 7. April

Die Nacht auf Sonntag im Überblick

In dem seit nun schon sechs Monaten anhaltenden Gaza-Krieg mit Zehntausenden von Toten ist weiterhin kein Ende der Feindseligkeiten zwischen Israel und der islamistischen Hamas in Sicht.

Während die USA den seit Wochen stockenden Verhandlungen über eine Feuerpause und Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas mit einem neuen Vorstoss in Kairo zum Durchbruch verhelfen wollen, sieht sich Israels Führung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu international, aber auch im eigenen Land immer stärker unter Druck.

Zehntausende Menschen gingen am Samstagabend in Tel Aviv und anderen israelischen Städten gegen Netanjahus Regierung auf die Strasse und forderten ernsthaftere Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln. Nach Medienberichten handelte es sich um die grössten Proteste seit dem 7. Oktober, als ein Massaker der Hamas und anderer extremistischer Gruppen in Israel den Gaza-Krieg auslöste.

Gaza-Krieg drängt Israel in die Isolation

Die Terroristen hatten an jenem Tag vor sechs Monaten den Süden Israels überfallen, rund 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israels Streitkräfte reagierten mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive, die verheerende Wirkung entfaltete. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsbehörde in Gaza wurden bisher mehr als 33'000 Palästinenser getötet, wobei die unabhängig kaum zu überprüfenden Angaben keinen Unterschied zwischen Kämpfern und Zivilisten machen. Ein Grossteil der 2,2 Millionen Einwohner des abgeriegelten Küstengebiets hat kein Heim mehr, viele leiden unter Hunger.

Wegen seiner brutalen Kriegsführung ist Israel auf der Weltbühne zunehmend isoliert. Selbst Verbündete üben nun offen Kritik an Ministerpräsident Netanjahu. In den Vereinigten Staaten und Grossbritannien mehren sich Rufe nach einem Stopp der Waffenlieferungen an Israel. Gleichzeitig stehen Netanjahu und seine Regierung im eigenen Land unter wachsendem Druck. Kritiker werfen ihm vor, den Schutz der Gaza-Grenze vernachlässigt zu haben und die Interessen des Landes seinem politischen Überleben unterzuordnen. Viele Menschen in Israel haben mit den traumatischen Folgen des Massakers vom 7. Oktober zu kämpfen.

Massenproteste in Israel

Bei den Massenprotesten am Samstagabend entfachten Demonstranten mehrere Feuer auf der Strasse. Dabei kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei, wie Medien berichteten. Angehörige der Verschleppten werfen Netanjahu vor, einem Geisel-Deal im Wege zu stehen. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen.

In Israel kam es am Samstag zu Protesten.
Bild: Bild: AP

Im Gegenzug entliess Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Knapp 100 der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln dürften nach israelischen Schätzungen noch leben. Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten - aber nicht direkt miteinander. Stattdessen treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. Die Gespräche über eine Feuerpause und Freilassung der Geiseln stocken seit Wochen. Washington will einen Durchbruch erzwingen.

Bericht: USA drängen Israel zu Zugeständnis

Wie das «Wall Street Journal» am Samstag unter Berufung auf amerikanische, israelische und ägyptische Beamte berichtete, will die US-Regierung erreichen, dass Israel bei einer neuen Verhandlungsrunde der Vermittler in Kairo eine begrenzte Rückkehr von Zivilisten in den Norden des umkämpften Gazastreifens erlaubt. Vertreter der Hamas wollen nach eigenen Angaben an diesem Sonntag nach Kairo reisen, um weiterzuverhandeln. Israels Kriegskabinett sollte laut israelischen Medienberichten am Sonntagmorgen zusammentreten, um zunächst darüber zu beraten, ob es eine Delegation nach Kairo schickt oder nicht.

Die von der Hamas geforderte Rückkehr der palästinensischen Zivilisten in den Norden des abgeriegelten Küstengebiets sei ein entscheidender Streitpunkt bei den Gesprächen, berichtete das «Wall Street Journal». Israel sei bereit, die Rückkehr von täglich 2000 Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, in den Norden zuzulassen. Insgesamt bis zu 60'000 Palästinenser könnten nach einem von Israel als akzeptabel erachteten Vorschlag zurückkehren. Männer zwischen 18 und 50 Jahren wären davon aber ausgeschlossen.

Hamas beharrt auf ihren eigenen Forderungen

Die vor den Kämpfen in den Süden des Küstengebiets geflohenen Menschen müssten demnach israelische Militärkontrollpunkte passieren, damit bewaffnete Hamas-Kämpfer nicht erneut in den Norden Gazas eindringen, hiess es unter Berufung auf israelische und ägyptische Beamte weiter. Diese Bedingungen würden jedoch von der Hamas abgelehnt. Man werde in den Verhandlungen nicht von den eigenen Forderungen abweichen, teilte die Hamas am Samstag mit. Dazu zählen unter anderem ein dauerhafter Waffenstillstand, der Abzug von Israels Armee aus Gaza und die Rückkehr von Vertriebenen.

Netanjahu hat immer wieder deutlich gemacht, «bis zum totalen Sieg kämpfen» zu wollen. Auch lehnt er bisher jeglichen Plan für «den Tag danach» ab, der eine Übergabe der Macht im Gazastreifen in palästinensische Hände vorsieht. «Niemand weiss, wann und wie dieser Krieg enden wird», sagte Khaled Elgindy vom Middle East Institute in Washington dem US-Sender CNN.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid wird unterdessen nach eigenen Angaben am Sonntag zu Gesprächen nach Washington fliegen. Das Verhältnis der US-Regierung zu Netanjahu hat sich deutlich abgekühlt, inzwischen treten die Konfliktlinien überdeutlich zutage - auch öffentlich. Spannungen bestehen vor allem wegen der Art der Kriegsführung und wegen der aus US-Sicht von Israel blockierten Lieferung ausreichender humanitärer Hilfe. Washington sucht deshalb die Nähe zu politischen Rivalen Netanjahus wie Lapid.

Experten warnen vor Anarchie in Gaza

«Israel kann sein erklärtes Ziel, die Hamas zu eliminieren, nicht erreichen, weil die Hamas ein integraler Bestandteil der palästinensischen Gesellschaft im Westjordanland und im Gazastreifen ist. Ihre Popularität hat in den vergangenen Monaten zugenommen», zitierte CNN am Samstag zudem den Nahost-Experten Nathan Thrall in Jerusalem. «Nachdem Israel erklärt hat, dass es die Hamas im Norden besiegt hat, sieht man, dass jede Woche israelische Soldaten im Norden sterben», sagte Thrall. Es sei offensichtlich, dass die Hamas auch nach dem Krieg existieren werde, ob Israel nun wie geplant in der mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllten Stadt Rafah im Süden einmarschiert oder nicht.

Höchstwahrscheinlich werde es zu einer unbefristeten israelischen Militärpräsenz in Gaza kommen, sagte Elgindy dem Sender. «Es wird so etwas wie einen Zusammenbruch von Recht und Ordnung und immer mehr Chaos geben. Wir werden Warlords, Banden und Clans sehen (...) Gaza ist zu einem Ort geworden, der nicht wirklich lebenswert ist», wurde der Experte zitiert. Wenn es jemanden geben sollte, der glaubt, dass diese Situation den Israelis Sicherheit bringen werde, «dann ist das eine völlig wahnhafte Vorstellung», sagte Elgindy. (dpa)

19:05 Uhr

Samstag, 6. April

Israels Oppositionsführer Lapid fliegt zu Gesprächen nach Washington

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid wird am Sonntag zu Gesprächen nach Washington fliegen. Unter anderem werde er mit Aussenministern Antony Blinken, dem nationalen Sicherheitsberater des Weissen Hauses, Jake Sullivan, und mehreren einflussreichen Senatoren zusammentreffen, teilte der Politiker am Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Lapid steht an der Spitze der Mitte-Rechts-Partei Jesch Atid (Zukunftspartei).

Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Das Verhältnis der US-Administration unter Präsident Joe Biden zum israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hat sich in letzter Zeit deutlich abgekühlt. Spannungen bestehen vor allem wegen der Art der Kriegsführung Israels im Gazastreifen mit vielen zivilen Opfern und massiven Schäden und wegen der aus US-Sicht von Israel unzureichend ermöglichten humanitären Hilfe.

Washington sucht deshalb die Nähe zu politischen Rivalen und Gegnern Netanjahus. Vor einem Monat hatten Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin den Minister im israelischen Kriegskabinett, Benny Gantz, empfangen. Das Kriegskabinett war wenige Tage nach Ausbruch des Gaza-Kriegs am 7. Oktober geschaffen worden, Gantz gehört ihm als Oppositionspolitiker an. Lapid hatte damals die Einladung ins Kriegskabinett ausgeschlagen. (dpa)

14:12 Uhr

SAMSTAG, 6. APRIL

Israels Armee: Weitere Geisel im Gazastreifen tot

Eine weitere in den Gazastreifen verschleppte Geisel ist nach Angaben der israelischen Armee tot. Der am 7. Oktober aus Israel entführte Mann sei in Gefangenschaft des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) gewesen und dort getötet worden, teilte das Militär am Samstag mit. Seine Leiche sei in der Nacht in der Stadt Chan Junis geborgen, nach Israel zurückgebracht und dort identifiziert worden. Die Familie wurde demnach über seinen Tod informiert. Wie genau der Mann getötet wurde, teilte das Militär nicht mit.

Terroristen des PIJ verschleppten den Mann Armeeangaben zufolge aus dem Kibbuz Nir Oz. Sein Vater wurde demnach ermordet und seine Mutter ebenfalls entführt. Sie kam im Rahmen eines Abkommens zwischen der Hamas und Israels Regierung Ende November vergangenen Jahres frei. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf die Angehörigen, dass der 47-Jährige in Nir Oz begraben werde. Die Terrororganisation PIJ hatte in den vergangenen Monaten zwei Videos der Geisel veröffentlicht.

Terroristen der Hamas, des PIJ und anderer extremistischer Gruppen verschleppten bei ihrem Massaker in Israel mehr als 250 Menschen in den Gazastreifen. In dem Kibbuz Nir Oz wurde ein Viertel der Einwohner getötet oder in den Gazastreifen verschleppt. Der israelische Grenzort wurde schwer verwüstet.

Im Rahmen eines Abkommens hatte die Hamas während einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entliess Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Israelischen Schätzungen zufolge sind noch knapp 100 der verbliebenen Geiseln am Leben. (dpa)

09:32 Uhr

SAMSTAG, 6. APRIL

Wieder mehrere Festnahmen nach Gebet auf Tempelberg in Jerusalem

Israels Polizei hat eigenen Angaben zufolge 16 Menschen nach einem Gebet auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem festgenommen. Sie hätten auf der Anlage Parolen skandiert, die zum Terror aufriefen oder Terror unterstützen, teilte die Polizei am Samstag mit. Sie sprach von zwei verschiedenen Vorfällen in der Nacht. Mehrere Verdächtige seien an den Toren zum Tempelberg festgenommen worden, andere in der Jerusalemer Altstadt.

Bei den Betroffenen handelt es sich den Angaben nach um Einwohner aus dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems, Menschen aus Nordisrael und einem Palästinenser aus dem Westjordanland. Berichten zufolge setzte Israels Polizei mithilfe einer Drohne auch Tränengas auf der Anlage ein.

Der Tempelberg in Jerusalem mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Die Anlage ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.

Wegen des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel gab es Befürchtungen, während des muslimischen Fastenmonats Ramadan könne es zu weiterer Gewalt kommen. In den vergangenen Wochen verliefen die Gebete bei der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg aber weitgehend friedlich. (dpa)

06:40 Uhr

Samstag, 6. April

USA und Israel wegen Iran in Alarmbereitschaft - Nacht im Überblick

Der vom Iran angekündigte Vergeltungsschlag nach dem Luftangriff auf ein Gebäude seiner Botschaft in Syrien hat Israel und die USA in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Beide Regierungen bereiteten sich mit Hochdruck auf einen iranischen Angriff vor, «der auf unterschiedliche Weise verlaufen könnte», berichtete der Sender CNN am Freitag unter Berufung auf einen ranghohen US-Regierungsvertreter.

Sowohl Ziele der USA als auch der Israelis könnten ins Visier genommen werden. Laut dem Sender CBS gehen US-Regierungsvertreter davon aus, dass eine Attacke auf eine diplomatische Einrichtung Israels bis zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan in der kommenden Woche denkbar sei. Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hussein Salami, erneuerte am Freitag die Drohungen gegen den Erzfeind Israel. «Keine Aktion des Feindes» werde unbeantwortet bleiben, sagte Salami.

Bericht: Auch Irans Streitkräfte in höchster Alarmbereitschaft

Am 1. April waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden getötet worden. Das iranische Aussenministerium und die US-Regierung gehen davon aus, dass Israel den Angriff ausgeführt hat.

Von israelischer Seite wurde der Vorfall nicht kommentiert. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei drohte mit Vergeltung. «Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden», sagte das Staatsoberhaupt einen Tag nach dem Luftangriff. Die «New York Times» zitierte am Freitag zwei namentlich nicht genannte iranische Beamte, wonach das Land seine Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt hat.

Wie und wann Irans Staatsmacht reagiert, ist offen. Aussagen Chameneis wurden aber so gedeutet, dass eine militärische Aktion der eigenen Streitkräfte bevorstehen könnte. Ranghohe US-Regierungsvertreter hielten einen Vergeltungsschlag gar für unvermeidlich, berichtete CNN am Freitag. Die USA bereiteten sich auf einen «erheblichen» Angriff in der kommenden Woche vor.

CBS berichtete unter Berufung auf US-Regierungsvertreter über Geheimdienstinformationen der Vereinigten Staaten, wonach der Iran einen Angriff mit Drohnen und Marschflugkörpern plane. Die Frage sei, ob diese von iranischem Gebiet oder eher aus dem Irak oder aus Syrien losgeschickt würden, hiess es. Die Angaben aus den Berichten liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Israel droht mit Konsequenzen

Auch die israelische Seite halte einen Angriff für unvermeidlich, berichtete CNN. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat für den Fall einer Attacke des Irans auf sein Land mit Konsequenzen gedroht. «Wir werden wissen, wie wir uns zu verteidigen haben, und wir werden nach dem einfachen Prinzip handeln: Wer immer uns schadet oder plant, uns zu schaden, dem werden wir auch schaden», sagte Netanjahu am Donnerstagabend.

Angesichts der Sicherheitslage hat Israel Urlaube in allen Kampfeinheiten zeitweilig gestoppt. Israels Armee kündigte zudem die Mobilisierung von Reservisten der Raketenabwehr an. Auch störte die Armee das Positionsbestimmungssystem GPS in Israel, um «Bedrohungen zu neutralisieren». Israelische Medien werteten dies als Verweis auf die Drohungen aus dem Iran.

Bericht: Biden bittet Gaza-Vermittler um Druck auf Hamas

Die Gefahr eines militärischen Konflikts mit dem Iran überschattet die Bemühungen der USA, an diesem Wochenende in Kairo einen Durchbruch bei den ohnehin schwierigen indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln im Gaza-Krieg zu erzielen.

US-Präsident Biden bat Medienberichten zufolge den Emir von Katar, Scheich Mosa Nasser Al Missned, und den ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Briefen darum, Druck auf die Hamas auszuüben, damit die Islamisten einem Abkommen zur Freilassung israelischer Geiseln zustimmen. Auf dem Tisch liege ein Vorschlag, der eine sechswöchige Feuerpause und die Freilassung von 40 Geiseln vorsehe, berichtete das Nachrichtenportal «Axios» in der Nacht zum Samstag unter Berufung auf einen ranghohen US-Beamten.

CIA-Direktor Bill Burns soll demnach an diesem Wochenende in der ägyptischen Hauptstadt den Chef des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und den ägyptischen Geheimdienstminister Abbas Kamel treffen. Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Hamas dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein.

Zu den Geiseln, die gemäss dem Vorschlag für ein Abkommen freigelassen werden sollen, gehörten israelische Soldatinnen und andere Frauen, Männer im Alter von über 50 Jahren sowie Männer in kritischem Gesundheitszustand, schrieb der gewöhnlich gut unterrichtete israelische Journalist Barak Ravid in seinem «Axios»-Bericht. Im Gegenzug würde Israel rund 700 palästinensische Häftlinge freilassen, darunter etwa 100, die lebenslange Haftstrafen wegen der Ermordung von Israelis verbüssen, hiess es weiter. US-Präsident Biden hatte Israels Regierungschef Netanjahu in einem Telefonat am Donnerstag aufgefordert, «unverzüglich» ein Abkommen zu schliessen, um die Geiseln aus Gaza zurückzuholen.

Biden habe Netanjahu in dem Gespräch mit Blick auf die bevorstehende Gesprächsrunde in Kairo aufgefordert, seine Unterhändler mit einem breiteren Mandat als bisher zu entsenden, um eine Einigung zu erzielen, zitierte «Axios» den ranghohen US-Beamten. Biden habe Netanjahu klargemacht, dass alles getan werden müsse, um die Freilassung der seit sechs Monaten in Gaza festgehaltenen Geiseln zu erreichen.

Auslöser des Krieges war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer islamistischer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Israel reagierte auf den Terrorangriff mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza kamen dabei schon mehr als 33 000 Menschen in dem abgeriegelten Küstengebiet ums Leben. Bei der unabhängig kaum zu überprüfenden Zahl wird nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden.

Nasrallah: Angriff auf iranisches Botschaftsgelände ist «Wendepunkt»

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen kommt es auch zwischen Israels Armee und der proiranischen Hisbollah-Miliz im benachbarten Libanon täglich zu Konfrontationen, teils mit tödlichem Ausgang. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bezeichnete den Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus am Freitag als «Wendepunkt». In einer Rede sagte der Generalsekretär der Schiitenorganisation, die iranische Antwort werde unweigerlich folgen. Die Hisbollah habe keine Angst und sei auf jeglichen Krieg «bestens vorbereitet», sagte Nasrallah. Noch habe die Miliz ihre stärksten Waffen nicht angewandt. Die Hisbollah gilt als Irans wichtigster nicht-staatlicher Verbündeter in Nahost - und als weitaus schlagkräftiger als die Hamas. (dpa)

22:44 Uhr

Freitag, 5. April

Israels Justizministerium bestätigt Hacker-Angriff auf seine Server

Das israelische Justizministerium hat einen Hacker-Angriff auf seine Server bestätigt. Ursache und Ausmass des Datenlecks würden noch überprüft, teilte das Ministerium am Freitag dem Fernsehsender Kan mit. Die Untersuchung werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Arbeit des Ministeriums und seiner Dienstleistungen sei nicht beeinträchtigt.

Am Vortag hatte eine Gruppe mit dem Namen Anonymous for Justice für sich in Anspruch genommen, die Server des israelischen Justizministeriums gehackt zu haben. Dabei habe sie Daten im Umfang von fast 300 Gigabyte erbeutet, darunter offizielle Briefe und Dokumente, Adressbücher, Telefonlisten und E-Mails, teilte die Gruppe auf X, vormals Twitter, mit. Der Datenraub sei aus Vergeltung für Israels Krieg im Gazastreifen erfolgt. Die Angaben der Gruppe liessen sich nicht überprüfen. (dpa)

21:25 Uhr

Freitag, 5. April

US-Regierung will Bericht des israelischen Militärs sorgfältig prüfen

Die US-Regierung hat angekündigt, die vom israelischen Militär veröffentlichte Untersuchung zum tödlichen Angriff auf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen genau prüfen zu wollen. «Wir werden uns Zeit nehmen und den Bericht sorgfältig prüfen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Freitag in Washington. In den kommenden Tagen werde man die Schlussfolgerungen aus dem Bericht sowohl mit israelischen Beamten als auch mit Vertretern von humanitären Hilfsorganisationen erörtern. Bis dahin werde man sich mit einer Bewertung des Berichts zurückhalten, sagte Kirby.

Am Montagabend waren bei einem Angriff des israelischen Militärs im Gazastreifen sieben ausländische Helfer von World Central Kitchen getötet worden. Das israelische Militär veröffentlichte am Freitag einen Untersuchungsbericht und sprach darin von einem «schwerwiegenden Versagen» der israelischen Einsatzkräfte. Es kündigte auch an, zwei Offiziere von ihren Posten abzuziehen.

US-Präsident Joe Biden hatte am Donnerstag mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu telefoniert. Nach Angaben des Weissen Hauses forderte Biden ihn in dem Gespräch auf, eine Reihe «spezifischer, konkreter und messbarer Schritte» zu unternehmen, um das Leid für die Menschen in Gaza zu verringern und den Schutz von Helfern zu erhöhen. Die künftige US-Politik in Bezug auf Gaza hänge davon ab, wie Israel diese Massnahmen umsetze, warnte Biden. Das Kriegskabinett beschloss daraufhin, den Hafen von Aschdod sowie den Grenzübergang Erez vorübergehend für Hilfslieferungen zu öffnen

Dazu sagte Kirby: «Wir begrüssen die Ankündigungen, die sicherlich auf die direkten Forderungen des Präsidenten folgten. Aber wir konzentrieren uns auf nachhaltiges Engagement, das den Ankündigungen gerecht wird und tatsächliche, dauerhafte Veränderungen nach sich zieht.» (dpa)

17:01 Uhr

Freitag, 5. April

EU-Kommission fordert schnelle Umsetzung von Gaza-Hilfsankündigung

Die EU-Kommission hat Israel aufgefordert, angekündigte Massnahmen für mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen schnell umzusetzen. Man habe zur Kenntnis genommen, dass Israel weitere Zugangsstellen für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen - insbesondere den Hafen von Aschdod und den Grenzübergang Erez - öffnen wolle, damit Hilfsgüter direkt in den nördlichen Gazastreifen fliessen können und man auch die Lieferungen aus Jordanien erheblich steigern wolle, hiess es von der Brüsseler Behörde. Diese Schritte sollten rasch und vollständig umgesetzt werden.

Man appelliere auch an alle Akteure in der Region, den Zustrom humanitärer Hilfe in den Gazastreifen dringend deutlich zu erhöhen. Die Kommission werde «ihre intensive Arbeit mit regionalen und globalen Partnern, den Vereinten Nationen und Partner-Nichtregierungsorganisationen fortsetzen, um die Hilfslieferungen nach Gaza über alle möglichen Wege» zu erhöhen.

EU-Ratspräsident Charles Michel gehen die geplanten Massnahmen Israels nicht weit genug. «Die Ankündigung Israels, den Grenzübergang Erez vorübergehend wieder zu öffnen und die Einfuhr von Hilfsgütern über den Hafen Aschdod zuzulassen, reicht nicht aus», teilte er auf der Plattform X (früher Twitter) mit. «Kinder und Kleinkinder im Gazastreifen sterben an Unterernährung. Um dem Hunger als Kriegsinstrument im Gazastreifen ein Ende zu setzen, bedarf es dringender und erheblicher Anstrengungen.»

Israel hatte nach einer deutlichen Warnung des Verbündeten USA «sofortige Schritte» zur Erhöhung humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen beschlossen. Das Kriegskabinett entschied am Freitagmorgen (Ortszeit), den Hafen von Aschdod sowie den Grenzübergang Erez vorübergehend für Hilfslieferungen zu öffnen, wie die israelischen Zeitungen «Haaretz» und «Times of Israel» unter Berufung auf eine Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu meldeten. Dadurch kann leichter Hilfe in den besonders von Lebensmittelmangel betroffenen Norden des Küstengebiets gelangen. (dpa)

14:21 Uhr

Freitag, 5. April

Nach Tod von Helfer: Israels Botschafter in Polen erhält Protestnote

Nach dem Tod eines polnischen Mitarbeiters der Hilfsorganisation World Central Kitchen bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen hat Polens Aussenministerium eine Protestnote an Israels Botschafter überreicht. Botschafter Jakov Livne habe sich für den Angriff entschuldigt, sagte Vize-Aussenminister Andrzej Szejna am Freitag nach der Unterredung. Zuvor hatten Äusserungen des Diplomaten sowie des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu eine neue Krise in den schwierigen israelisch-polnischen Beziehungen ausgelöst.

Am Dienstag waren bei einem Luftangriff der israelischen Armee sieben Mitarbeiter von World Central Kitchen ums Leben gekommen, darunter der polnische Staatsbürger Damian Sobol. Netanjahu hatte in einer Videobotschaft gesagt, Israel sei für den Luftangriff verantwortlich. Er sprach von einem «tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen» und erklärte, so etwas passiere im Krieg. Botschafter Livne wiederum hatte auf den Post eines rechtsradikalen polnischen Oppositionspolitikers, in dem dieser das Verhalten Israels im Gazastreifen als Kriegsverbrechen bezeichnete, mit Antisemitismus-Vorwürfen reagiert.

In der Protestnote habe man deutlich gemacht, dass Israel gegen die für den Angriff auf den humanitären Konvoi verantwortlichen Soldaten nicht nur disziplinarrechtlich, sondern auch strafrechtlich ermitteln müsse, sagte Szejna. «Das war keine Kriegshandlung, das war Mord.» Ausserdem fordert Polen die Zahlung einer Entschädigung für die Familie des getöteten Helfers. Das Aussenministerium wies zudem die Antisemitismus-Vorwürfe Livnes zurück. «Kritik der Öffentlichkeit oder der polnischen Regierung an Israels Führung und seinen Streitkräften im Zusammenhang mit (...) diesem Mord an sieben Freiwilligen ist kein Ausdruck von Antisemitismus», betonte Szejna. (dpa)

14:19 Uhr

Freitag, 5. April

Untersuchung zu getöteten Helfern in Gaza - Armee entlässt Offiziere

Nach dem tödlichen Angriff der israelischen Armee auf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen will das Militär zwei Offiziere von ihren Posten absetzen. Generalstabschef Herzi Halevi habe entschieden, einen verantwortlichen Kommandeur sowie den Stabschef der zuständigen Brigade von ihren Positionen zu entlassen, teilte das Militär am Freitag mit. Weitere Kommandeure werden den Angaben zufolge verwarnt.

Eine am Freitag veröffentlichte Untersuchung der Armee kam zu dem Ergebnis, dass der Vorfall am Montagabend ein «schwerwiegendes Versagen» der israelischen Einsatzkräfte darstellte. Diese hätten den Hilfskonvoi wegen der Vermutung attackiert, zwei bewaffnete Hamas-Mitglieder seien in dem Wagen, hiess es von einer Militäreinheit, die zuständig für die Untersuchung ungewöhnlicher Vorfälle während des Krieges ist.

Die israelischen Einsatzkräfte erkannten demnach die Fahrzeuge nicht als Wagen der WCK. Die Angriffe auf die drei Fahrzeuge seien unter «einer schwerwiegenden Verletzung der Befehle und der Standardarbeitsanweisungen» der Armee durchgeführt worden. «Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Vorfall nicht hätte passieren dürfen», hiess es weiter. Nach Angaben von World Central Kitchen waren die drei bombardierten Fahrzeuge klar gekennzeichnet.

Einem Bericht der «Haaretz» zufolge identifizierte die Einheit, die für die Sicherheit der vom Konvoi befahrenen Strasse verantwortlich ist, einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen. Der von Fahrzeugen des WCK eskortierte Lastwagen sei anschliessend in eine Lagerhalle gefahren. Wenige Minuten später hätten die drei Fahrzeuge der Hilfsorganisation die Lagerhalle wieder verlassen - jedoch ohne den Lastwagen, auf dem sich der Bewaffnete befunden haben soll.

Die sieben bei dem Vorfall getöteten Helfer stammten laut der Hilfsorganisation aus Australien, Polen, Grossbritannien und den Palästinensergebieten - zudem hat eines der Opfer die amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft. (dpa)

13:08 Uhr

Freitag, 5. April

UN-Menschenrechtsrat fordert Ende von Waffenexporten nach Israel

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat ein Ende von Waffenlieferungen an Israel gefordert. Dies sei notwendig, «um weitere Verletzungen von internationalem humanitärem Recht und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern», hiess es in einer Resolution, die das Gremium am Freitag in Genf annahm.

Deutschland stimmte gegen den Text. Er erwähne die islamistische Hamas nicht, spreche Israel das Recht auf Selbstverteidigung ab und enthalte Vorverurteilungen gegen Israel, argumentierte die deutsche Botschafterin Katharina Stasch. Insgesamt lehnten sechs Länder die Resolution ab. Sie wurde von 28 Ländern unterstützt, darunter Belgien, Finnland und Luxemburg. Dreizehn Länder enthielten sich der Stimme, unter anderem Frankreich und die Niederlande. Resolutionen des Menschenrechtsrates sind Aufforderungen; das Gremium hat keine Möglichkeiten, ihre Durchsetzung zu erzwingen. Stasch betonte in einer Stellungnahme vor dem Menschenrechtsrat, dass Israel im Kampf gegen die Hamas die palästinensische Zivilbevölkerung schützen und Hilfslieferungen zulassen muss. Diese Themen wurden in der Resolution ebenfalls angesprochen.

Israels Botschafterin Meirav Eilon Schachar verurteilte die Resolution scharf, die den Terrorangriff der Hamas nicht erwähnt. «Wie viele tote Israelis brauchen wir noch, um die Hamas zu verurteilen?», fragte die Diplomatin im Menschenrechtsrat. Die Resolution enthalte keine Forderung nach einem Verbot von Waffenlieferungen an die Hamas. «Eine Ja-Stimme ist eine Stimme für die Hamas», sagte sie. (dpa)

13:06 Uhr

Freitag, 4. April

US-Aussenminister Blinken mahnt Israel zu Resultaten bei Gaza-Hilfe

US-Aussenminister Antony Blinken macht weiter Druck auf Israel und verlangt Resultate für mehr humanitäre Hilfe im Gazastreifen. Die USA würden unter anderem prüfen, wie viele Lastwagen tatsächlich dauerhaft in der Krisenregion ankämen, sagte er am Freitag in Brüssel. Er betonte, dass es nicht nur darauf ankomme, wie viele Lkw den Gazastreifen erreichten, sondern auch, dass Hilfsgüter im gesamten Küstengebiet verteilt würden, einschliesslich des Nordens, was besonders wichtig sei. Israel müsse Ergebnisse liefern.

Nach einer deutlichen Warnung des Verbündeten USA hatte Israel am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) «sofortige Schritte» zur Erhöhung humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen beschlossen. Das Kriegskabinett entschied, den Hafen von Aschdod sowie den Grenzübergang Erez vorübergehend für Hilfslieferungen zu öffnen, wie die israelischen Zeitungen «Haaretz» und «Times of Israel» unter Berufung auf eine Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu meldeten. US-Präsident Joe Biden hatte Netanjahu am Donnerstag in einem Telefonat nach Angaben des Weissen Hauses aufgefordert, eine Reihe «spezifischer, konkreter und messbarer Schritte» zu unternehmen, um das Leid für die Menschen in Gaza zu verringern und den Schutz von Helfern zu erhöhen.

Blinken betonte, es sei auch von entscheidender Bedeutung, dass eine unabhängige, gründliche und öffentliche Untersuchung zum Tod der Helfer von World Central Kitchen durchgeführt werde. Zu Wochenbeginn waren bei einem Luftangriff des israelischen Militärs sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation im Gazastreifen getötet worden. Blinken sprach davon, dass das Team unter schwierigsten Umständen heldenhafte Arbeit geleistet habe, um die Menschen, die verzweifelt Hilfe bräuchten, zu unterstützen. Zudem beobachte man immer wieder, dass eine schreckliche Zahl unschuldiger Kinder, Frauen und Männer im Verlauf der Militäroperationen getötet würden. (dpa)

10:02 Uhr

Freitag, 5. April

Tausende bei Al-Kuds-Tag im Iran - Trauerzug für Revolutionswächter

Im Iran sind begleitet von militärischen Spannungen Tausende Regierungsanhänger bei israelfeindlichen Demonstrationen auf die Strassen gegangen. Zeitgleich mit den Protesten anlässlich des sogenannten Al-Kuds-Tags begann auch ein Trauerzug für die in Syrien getöteten Mitglieder der Revolutionsgarden (IRGC), die am Freitag beigesetzt werden sollen. Augenzeugen berichteten von Tausenden Anhängern. Begleitet wurden die Proteste von Rufen nach Vergeltung. Traditionell versammeln sich jedes Jahr Hunderttausende Regierungsanhänger bei den Al-Kuds-Demonstrationen.

Die 1979 vom damaligen iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini eingeführten und staatlich organisierten Kuds-Kundgebungen finden immer am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan statt. Die geistliche und politische Führung des Landes ruft zur Eroberung Jerusalems auf. Hintergrund ist die Besetzung des Ostteil Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.

Am 1. April waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Das iranische Aussenministerium geht davon aus, dass Israel den Angriff ausgeführt hat. Auch nach Einschätzung der US-Regierung war Israel dafür verantwortlich. Von israelischer Seite wurde der Vorfall nicht kommentiert.

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei drohte mit Vergeltung. «Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden», sagte der Religionsführer einen Tag nach dem Luftangriff. Wie und wann Irans Staatsmacht reagiert, ist aber noch völlig offen. Beobachter deuten die Aussagen des iranischen Staatschefs Chamenei aber dahin gehend, dass eine militärische Aktion der eigenen Streitkräfte erfolgen könnte.

Angesichts der gefährlichen militärischen Spannungen rutschte Irans Landeswährung auf ein Rekordtief. An den Wechselstuben im Iran wurde der Euro inoffiziell für rund 700 000 Rial gehandelt, wie aus einer Statistik des Portals «Bonbast» hervorging.

Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den Iran in der Vergangenheit ebenfalls als «wichtigsten Feind». (dpa)

07:55 Uhr

Freitag, 5. April

Bericht: Neuer Verhandlungsvorstoss für Gaza-Abkommen

Die USA wollen einem Medienbericht zufolge den indirekten Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln im umkämpften Gazastreifen zum Durchbruch verhelfen. Wie der gewöhnlich gut unterrichtete israelische Journalist Barak Ravid am Freitagmorgen im Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen berichtete, soll CIA-Direktor Bill Burns an diesem Wochenende zu Gesprächen mit dem Chef des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, sowie ranghohen Vertretern Katars und Ägyptens nach Kairo reisen, um die Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu erwirken.

Der israelische Aussenminister Israel Katz schrieb am Freitagmorgen, er begrüsse «die Klarstellung der USA, dass eine Waffenruhe im Gazastreifen von der Freilassung der Entführten abhängig gemacht wird». Israel werde weiter mit seinen Verbündeten zusammenarbeiten, um Israels Recht zu wahren, «den Krieg bis zur Freilassung der Entführten und der Niederlage der Hamas fortzusetzen», so Katz.

Dem «Axios»-Bericht zufolge soll Burns neben Barnea Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und den ägyptischen Geheimdienstminister Abbas Kamel in Kairo treffen. Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der islamistischen Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Hamas dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein. (dpa)

05:41 Uhr

Freitag, 5. April

Israel will Gaza-Hilfen «sofort» verstärken - Die Nacht im Überblick

Israel hat nach einer deutlichen Warnung des Verbündeten USA «sofortige Schritte» zur Erhöhung humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen beschlossen. Das Kriegskabinett entschied am frühen Freitagmorgen (Ortszeit), den Hafen von Aschdod sowie den Grenzübergang Erez vorübergehend für Hilfslieferungen zu öffnen, wie die israelischen Zeitungen «Haaretz» und «Times of Israel» unter Berufung auf eine Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu meldeten. Dadurch kann leichter Hilfe in den besonders von Lebensmittelmangel betroffenen Norden Gazas gelangen. Auch die über den Grenzübergang Kerem Schalom aus Jordanien kommende Hilfe werde aufgestockt, hiess es. Die USA begrüssten die Ankündigung. Unterdessen schüren Drohungen des Irans gegen Israel Sorgen vor einer Eskalation der Spannungen in Nahost. Netanjahu drohte für den Fall eines Angriffs des Irans auf sein Land mit Konsequenzen.

USA: Israels angekündigte Schritte müssen rasch umgesetzt werden

US-Präsident Joe Biden hatte Netanjahu am Donnerstag in einem Telefonat nach Angaben des Weissen Hauses aufgefordert, eine Reihe «spezifischer, konkreter und messbarer Schritte» zu unternehmen, um das Leid für die Menschen in Gaza zu verringern und den Schutz von Helfern zu erhöhen. Die künftige US-Politik in Bezug auf Gaza hänge davon ab, wie Israel diese Massnahmen umsetze, warnte Biden.

Später sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Adrienne Watson, die USA begrüssten «die Schritte, die die israelische Regierung heute Abend auf Ersuchen des Präsidenten nach seinem Gespräch mit Premierminister Netanjahu angekündigt hat». Sie müssten nun «vollständig und rasch umgesetzt werden». Man sei bereit, in Abstimmung mit Israel, Jordanien und Ägypten, den Vereinten Nationen und humanitären Organisationen sicherzustellen, «dass diese wichtigen Schritte umgesetzt werden und dazu führen, dass in den kommenden Tagen und Wochen deutlich mehr humanitäre Hilfe die Not leidende Zivilbevölkerung im gesamten Gazastreifen erreicht», sagte Watson weiter.

«Diese verstärkte Hilfe wird eine humanitäre Krise verhindern und ist unerlässlich, um die Fortsetzung der Kämpfe zu gewährleisten und die Ziele des Krieges zu erreichen», zitierte «Haaretz» am frühen Freitagmorgen aus der israelischen Erklärung.

Zu Wochenbeginn waren bei einem Luftangriff des israelischen Militärs sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen im Gazastreifen getötet worden. Nach dem Vorfall äusserte sich US-Präsident Biden «empört» und warf Israel offen vor, humanitäre Helfer und Zivilisten nicht ausreichend zu schützen. Den Einwand von Regierungschef Netanjahu, die Attacke sei keine Absicht gewesen, liess Biden nicht gelten - er hielt dagegen: «Das ist kein Einzelfall.»

Sorge vor Vergeltungsangriff des Irans gegen Israel

Unterdessen drohte Netanjahu für den Fall eines Angriffs des Irans auf sein Land mit Konsequenzen. «Seit Jahren agiert der Iran sowohl direkt als auch über seine Stellvertreter gegen uns; deshalb geht Israel gegen den Iran und seine Stellvertreter vor, defensiv und offensiv», sagte Netanjahu am Donnerstagabend zu Beginn einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts, wie sein Büro mitteilte. «Wir werden wissen, wie wir uns zu verteidigen haben, und wir werden nach dem einfachen Prinzip handeln: Wer immer uns schadet oder plant, uns zu schaden, dem werden wir auch schaden», sagte er demnach. Israels Regierung und die USA seien sehr besorgt, dass der Iran sich auf einen bevorstehenden Angriff vorbereitet, zitierte das Nachrichtenportal «Axios» amerikanische und israelische Beamte.

Nach einem mutmasslich von Israels Militär geführten Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mit mehreren Toten hatte der Iran Vergeltung angekündigt. Bei dem Angriff am Montag waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden getötet worden. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht und werden mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte.

USA sichern Israel Unterstützung zu

Die iranischen Drohungen gegen Israel kamen am Donnerstag auch in dem Telefonat zwischen Biden und Netanjahu zur Sprache. Biden machte dabei nach Angaben des Weissen Hauses deutlich, dass die USA Israel angesichts dieser Drohungen unterstützen.

Die Unterstützung der USA für Israel, sich gegen eine Reihe von Bedrohungen zu verteidigen, bleibe «unumstösslich», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington. Israel habe den USA als Verbündeten mitgeteilt, dass der Iran, sollte er als Vergeltung für den tödlichen Angriff in Syrien einen Angriff von seinem Boden aus auf Israel starten, eine starke Reaktion Israels zu spüren bekäme und dies den aktuellen Konflikt auf eine andere Ebene bringen würde, zitierte «Axios» israelische Beamte. Auch nach Einschätzung der US-Regierung war Israel für den Angriff in Syrien verantwortlich. Von israelischer Seite wurde der Vorfall nicht kommentiert.

Israelischer Armeesprecher: Horten von Lebensmitteln nicht nötig

Israels Militärsprecher Daniel Hagari bestätigte unterdessen am Donnerstagabend, das Positionsbestimmungssystem GPS im Land sei am Vortag bewusst gestört worden, um «Bedrohungen zu neutralisieren». Er machte keine Angaben dazu, wo genau dies geschehen sei. In israelischen Medien wurden die Drohungen aus dem Iran als mutmasslicher Grund genannt. Hagari schrieb derweil auf der Plattform X (vormals Twitter), es sei nicht nötig, Generatoren zu kaufen, Lebensmittel zu lagern und Geld von Bankautomaten abzuheben.

Angesichts der Sicherheitslage hat Israel Urlaube in allen Kampfeinheiten zeitweilig gestoppt. «Die israelische Armee ist im Krieg und die Aufstellung der Streitkräfte wird ständig entsprechend der Notwendigkeiten angepasst», teilte das Militär am Donnerstag mit. Die Entscheidung sei in Einklang mit einer Lagebewertung getroffen worden. Ob sich dies auf die neuen Spannungen mit dem Iran oder die Lage im Gaza-Krieg bezog, blieb unklar. Zuvor hatte die Armee angekündigt, Reservisten für die Raketenabwehr zu mobilisieren. (dpa)

06:15 Uhr

Donnerstag, 4. April

Iran droht, Israel verstärkt Luftverteidigung – die Nacht im Überblick

Israel will vor dem Hintergrund ernster Drohungen aus dem Iran seine Luftverteidigung verstärken. Nach einer Lagebeurteilung sei beschlossen worden, die Personalstärke zu erhöhen und Reservisten der Raketenabwehr einzuberufen, teilte das israelische Militär am Mittwochabend mit. Gründe dafür nannte die Armee nicht explizit. Israelische Medien berichteten aber, Hintergrund seien die Drohungen aus Teheran. Nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mit mehreren Toten hatte der iranische Präsident Ebrahim Raisi gesagt, die Attacke werde «nicht unbeantwortet bleiben». Auch Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei drohte mit Vergeltung.

Iran droht mit Vergeltung

Bei dem Angriff am Montag waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden getötet worden. Zudem kamen nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim sechs syrische Staatsbürger ums Leben. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht, sie werden mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte des Landes. Das iranische Aussenministerium geht davon aus, dass der Erzfeind Israel den Angriff ausgeführt hat. Auch nach Einschätzung der US-Regierung war Israel dafür verantwortlich. Von israelischer Seite wurde der Vorfall nicht kommentiert.

USA nach Tod von Gaza-Helfern «frustriert» über Vorgehen Israels

Unterdessen sieht sich Israel weiter mit den Folgen seines tödlichen Luftangriffs auf ausländische Helfer der Organisation World Center Kitchen im umkämpften Gazastreifen konfrontiert. Israels wichtigster Verbündete USA zeigte sich über das Vorgehen der israelischen Armee offen frustriert. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Mittwoch, der Vorfall markiere «den Höhepunkt ähnlicher Ereignisse» und US-Präsident Joe Biden habe «seine Empörung, seine Frustration» darüber zum Ausdruck gebracht. Es sei nicht das erste Mal, dass so etwas passiert sei, so Kirby. «Und ja, wir sind darüber frustriert.»

Sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen waren am Montagabend im Gazastreifen durch einen Luftangriff des israelischen Militärs getötet worden. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und die Armee sprachen von einem unabsichtlichen Treffer und einem schweren Fehler. Biden machte Israel daraufhin schwere Vorhaltungen. «Das ist kein Einzelfall», beklagte Biden am Dienstagabend (Ortszeit) in einer schriftlichen Stellungnahme. «Dieser Konflikt ist einer der schlimmsten in jüngerer Zeit, was die Zahl der getöteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen angeht.»

Kirby machte mit Blick auf die Israelis deutlich: «Wir unterstützen nach wie vor ihr Recht, sich zu verteidigen. Und das werden wir auch weiterhin tun.» Dennoch sei die US-Regierung besorgt über das Vorgehen Israels. Jeden Tag spreche man über die Art und Weise der Kriegsführung.

USA halten an Plänen für temporären Hafen vor Gaza fest

Trotz des Todes der Helfer halten die USA an den Plänen für einen temporären Hafen im Meer vor dem Gazastreifen fest. Der Vorfall habe keinen Einfluss auf die Bemühungen, den Pier zu errichten, um Hilfsgüter über den Seeweg nach Gaza zu liefern, sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Mittwoch. Man wolle mit dem Vorhaben so schnell wie möglich vorankommen.

Unterdessen wurden sechs der sieben Leichen der Helfer nach Ägypten überführt. Das berichtete der staatsnahe Fernsehsender Al-Kahira News am Mittwoch. Krankenwagen hätten die Leichen über den Übergang Rafah nach Ägypten gebracht. Die getöteten Helfer stammen aus Grossbritannien, Polen und Australien, eines der Opfer hatte zudem die kanadische und amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihre Leichen sollten in die jeweiligen Heimatländer überführt werden. Die Leiche des palästinensischen Fahrers wurde an dessen Familie zur Bestattung in Gaza übergeben.

US-Regierung: Zweistaatenlösung muss durch Verhandlungen geschehen

Washington hält unterdessen weiter an einer Verhandlungslösung für einen unabhängigen Palästinenserstaat fest. Das erklärte Aussenamtssprecher Miller am Mittwoch in Washington. Die palästinensische UN-Mission hatte am Vortag mitgeteilt, sich erneut um eine Vollmitgliedschaft bei den Vereinten Nationen bemühen zu wollen - 2011 war dieses Anliegen gescheitert. Die Veto-Macht USA und andere wollten damals, dass die Palästinenser zuvor mit Israel Frieden schliessen. Im November 2012 räumten die Vereinten Nationen den Palästinensern gegen den Widerstand der USA einen Beobachterstatus ein.

Von 193 UN-Mitgliedsstaaten haben bisher 139 Palästina als unabhängigen Staat anerkannt. Die USA und Deutschland gehören nicht dazu. In einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres bat der palästinensische UN-Botschafter Riad Mansur nun darum, dem Sicherheitsrat den Antrag von 2011 erneut vorzulegen. Auf die Frage, ob die USA dieses Mal ein Veto einlegen würden, sagte Miller: «Ich spekuliere nicht darüber, was in Zukunft passieren könnte.» Gleichzeitig betonte er, die US-Regierung habe immer deutlich gemacht, dass sie zwar die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Sicherheitsgarantien für Israel unterstütze. Dies müsse jedoch durch direkte Verhandlungen zwischen den betroffenen Parteien geschehen, «und nicht bei den Vereinten Nationen».

Die islamistische Hamas im Gazastreifen und Israels Ministerpräsident Netanjahu lehnen eine Zweistaatenlösung ab. Damit ist gemeint, dass ein unabhängiger, demokratischer und friedlicher Palästinenserstaat an der Seite von Israel existiert.

Israels Minister Gantz fordert Neuwahl im September

Netanjahu schlägt derweil im eigenen Land starker Gegenwind entgegen. In den vergangenen Tagen kam es erneut zu Massenprotesten gegen seine Regierung. Der frühere Verteidigungsminister Benny Gantz, Mitglied in Netanjahus Kriegskabinett, rief am Mittwoch zu Neuwahlen im September auf. Dies werde Israel international Unterstützung verschaffen und die Spaltung innerhalb der Gesellschaft verringern, sagte Gantz bei einer Pressekonferenz.

Konsequenzen haben seine Forderungen zunächst allerdings nicht. Netanjahus konservative Likud-Partei lehnte Gantz’ Ansinnen ab. Die Regierung werde so lange weitermachen, bis alle Kriegsziele erreicht seien, teilte die Partei mit. Eine vorgezogene Wahl würde zu einer Lähmung des Landes und zur Spaltung der Gesellschaft führen sowie die Chance auf einen Deal zur Freilassung der Geiseln zunichtemachen, hiess es.

Käme es zu Neuwahlen, dürfte Gantz nach jüngsten Umfragen neuer Regierungschef werden. Offiziell steht die nächste Parlamentswahl erst im Oktober 2026 an. (dpa)

11:12 Uhr

MITTWOCH, 3. APRIL

Nach Tod von Helfern in Gaza: Spannungen zwischen Polen und Israel

Nach dem Tod eines polnischen Mitarbeiters der Hilfsorganisation World Central Kitchen bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen ist ein Streit zwischen Warschau und der Regierung in Jerusalem entbrannt. Der polnische Regierungschef Donald Tusk kritisierte am Mittwoch die Reaktion seines israelischen Amtskollegen Benjamin Netanjahu auf den Vorfall sowie eine Äusserung des Botschafters Jakov Livne.

«Herr Premierminister Netanjahu, Herr Botschafter Livne, die überwiegende Mehrheit der Polen hat sich nach dem Angriff der Hamas mit Israel solidarisch gezeigt. Heute stellen Sie diese Solidarität auf eine harte Probe. Der tragische Anschlag auf die Freiwilligen und Ihre Reaktion wecken verständliche Wut», schrieb Tusk auf der Plattform X (vormals Twitter).

Der polnische Regierungschef Donald Tusk.
Bild: Marcin Obara / EPA

Der israelische Botschafter Jakov Livne wiederum hat in Polen nach dem Tod des Freiwilligen mit Antisemitismus-Vorwürfen eine Welle der Empörung ausgelöst. Livne bezog sich dabei auf einen Post des Oppositionspolitikers Krzysztof Bosak von der rechtsradikalen Konfederacja auf der Plattform X. Bosak hatte darauf hingewiesen, dass der von Israel angegriffene Konvoi als humanitäre Hilfe gekennzeichnet war.

In seiner Reaktion schrieb Livne, Bosak weigere sich bis heute, die Massaker vom 7. Oktober zu verurteilen. Auch habe sein Parteikollege Grzegorz Braun einen Chanukka-Leuchter im polnischen Parlament mit dem Feuerlöscher gelöscht. «Fazit: Antisemiten bleiben immer Antisemiten, und Israel bleibt ein demokratischer jüdischer Staat, der für sein Existenzrecht kämpft», so Livne. (dpa)

06:54 Uhr

mITTWOCH, 3. aPRIL

Druck auf Israel nach Tod von Gaza-Helfern wächst – Nacht im Überblick

Der Tod von ausländischen Helfern im Gazastreifen bei einem israelischen Luftangriff droht den jüdischen Staat weiter zu isolieren und sorgt für zusätzliche Spannungen mit seinem wichtigsten Verbündeten USA. US-Präsident Joe Biden machte Israel am Dienstagabend (Ortszeit) schwere Vorhaltungen: «Israel hat nicht genug getan, um die Helfer zu schützen, die versuchen, die Zivilbevölkerung mit dringend benötigter Hilfe zu versorgen.»

Dies sei einer der Hauptgründe, warum die Verteilung humanitärer Hilfe im Gazastreifen so schwierig sei, beklagte Biden in einer schriftlichen Stellungnahme. Israels Generalstabschef Herzi Halevi bezeichnete den Luftangriff, bei dem mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) getötet wurden, als «schweren Fehler».

Israels Militärchef: Das hätte nicht passieren dürfen

«Der Angriff wurde nicht in der Absicht durchgeführt, den WCK-Helfern zu schaden. Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung folgte - in der Nacht während eines Krieges unter sehr komplexen Bedingungen. Das hätte nicht passieren dürfen», sagte Halevi in der Nacht zum Mittwoch in einer Videostellungnahme. Dies habe eine vorläufige Untersuchung ergeben. Ein unabhängiges Gremium werde den Vorfall gründlich untersuchen und «in den nächsten Tagen» abschliessen. Die Armee werde aus den Schlussfolgerungen lernen «und sie sofort umsetzen», sagte der israelische Generalstabschef und drückte sein Bedauern aus.

Biden: Das ist kein Einzelfall

«Das ist kein Einzelfall», beklagte Biden. «Dieser Konflikt ist einer der schlimmsten in jüngerer Zeit, was die Zahl der getöteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen angeht.» Israel habe auch nicht genug getan, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. Sieben Mitarbeiter von World Central Kitchen waren durch den israelischen Luftschlag getötet worden.

Israels Präsident Izchak Herzog entschuldigte sich beim Gründer der Hilfsorganisation, José Andrés. Er habe ihm sein tiefes Bedauern über den «tragischen Verlust der Leben der WCK-Mitarbeiter» ausgedrückt, schrieb Herzog auf der Plattform X (vormals Twitter). Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach in einer Videobotschaft von einem «tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen».

«Jeder fühlt sich jetzt bedroht», zitierte die «New York Times» am Dienstag (Ortszeit) Michael Capponi, Gründer der Hilfsorganisation Global Empowerment Mission. Es müsse der internationalen Gemeinschaft von Nichtregierungsorganisationen «garantiert werden, dass wir bei unserer Arbeit, die so wichtig ist, sicher sind», forderte Capponi.

Die Organisation World Central Kitchen will angesichts des Tods ihrer Mitarbeiter ihren Einsatz in der Region sofort stoppen und bald Entscheidungen «über die Zukunft unserer Arbeit treffen». Israel riskiere, am Ende ohne Partner für die Bereitstellung und Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen dazustehen, zitierte die «Times of Israel» einen Beamten der US-Regierung.

Helfer: Wahr gewordener Albtraum

Tess Ingram, Sprecherin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef), sagte der «New York Times», sie hoffe, dass der Tod der Mitarbeiter von WCK «die Welt dazu bringen wird, zu erkennen, dass das, was hier passiert, nicht in Ordnung ist».

«Die Nachricht von dem Angriff ist entsetzlich - ein wahr gewordener Albtraum für uns», sagte Soraya Ali, Sprecherin der Organisation Save the Children, der Zeitung. «Mehr als 200 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden in diesem Konflikt getötet, der damit zu einem der schlimmsten Konflikte für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in der jüngeren Geschichte zählt», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Dienstag.

USA: Israel auch für Angriff in Damaskus verantwortlich

Israel ist nach Einschätzung der US-Regierung auch für den Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus verantwortlich. Das machte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Washington deutlich. Singh war gefragt worden, ob die USA an dem Luftangriff am Montag beteiligt gewesen seien.

Darauf antwortete sie: «Die USA haben keinen Angriff in Damaskus durchgeführt. Ich möchte Sie auf die Israelis verweisen, um mit ihnen über ihren Angriff zu sprechen.» Die Nachfrage, ob es die offizielle Einschätzung der US-Regierung sei, dass Israel für den Schlag verantwortlich sei, bejahte Singh: «Das ist unsere Einschätzung.»

Bei dem Angriff wurden zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Die IRGC sind Irans Elitestreitmacht und werden als mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte des Iran. Das Land verurteilte die Attacke scharf und drohte dem Erzfeind Israel mit Vergeltung. Ein israelischer Militärsprecher sagte auf Anfrage, man kommentiere keine Berichte in ausländischen Medien. Unterdessen protestierten erneut Tausende Israelis am Dienstagabend den vierten Tag in Folge gegen die Regierung und für ein Abkommen zur Freilassung der in Gaza weiter festgehaltenen Geiseln.

Zusammenstösse in Israel bei erneuten Protesten

Die Demonstranten versammelten sich israelischen Medienberichten zufolge mit Fackeln in der Hand in der Nähe des Parlamentsgebäudes in Jerusalem. Sie forderten demnach auch erneut Neuwahlen. Die Mutter eines entführten Mannes warf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Berichten zufolge in einer Ansprache vor, einem Geisel-Deal im Wege zu stehen. Bei den Protesten sei es zu Zusammenstössen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen, hiess es.

Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der islamistischen Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Islamistenorganisation dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein.

Palästinenser bemühen sich um UN-Vollmitgliedschaft

Der palästinensische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Riyad Mansour, bat unterdessen in einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres, einen Antrag von 2011 auf eine Vollmitgliedschaft für einen Staat Palästina bei der Organisation erneut dem Sicherheitsrat vorzulegen. Den Brief teilte die palästinensische UN-Mission am Dienstag auf X. Im November 2011 war ein Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft am zuständigen Sicherheitsrat gescheitert.

Die Veto-Macht USA und andere wollten, dass die Palästinenser zuvor mit Israel Frieden schliessen. Im November 2012 räumten die UN den Palästinensern gegen den Widerstand der USA Beobachterstatus ein. Von 193 UN-Mitgliedsstaaten haben bisher 139 Palästina als unabhängigen Staat anerkannt. Deutschland gehört nicht dazu. (dpa)

21:03 Uhr

Dienstag, 2. April

Schätzung: 18,5 Milliarden Dollar Sachschaden im Gazastreifen

Der Gaza-Krieg hat einer Schätzung der Weltbank und der Vereinten Nationen zufolge in dem abgeriegelten Küstenstreifen einen Sachschaden in zweistelliger Milliardenhöhe verursacht. Die Institutionen bezifferten den Schaden an der kritischen Infrastruktur im Gazastreifen mit rund 18,5 Milliarden US-Dollar (rund 17,2 Milliarden Euro), wie aus einem am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Bericht hervorgeht. Dies entspricht den Angaben zufolge 97 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Gazastreifen und Westjordanland im Jahr 2022. In dem Bericht erfasst worden seien Schäden, die zwischen Oktober 2023 und Ende Januar 2024 entstanden seien, hiess es.

Dem Bericht zufolge machten Schäden an Wohngebäuden 72 Prozent des Gesamtschadens aus. Knapp zehn Prozent der Schäden betrafen demnach Nichtwohngebäude und knapp 20 Prozent die Infrastruktur wie Strassen oder Strom- und Wasserversorgung. Die Zerstörungen hätten in dem Zeitraum schätzungsweise 26 Millionen Tonnen Schutt und Trümmer hinterlassen, deren Beseitigung noch Jahre dauern dürfte.

Der Bericht befasst sich auch mit den Auswirkungen auf die Menschen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens stehe «am Rande einer Hungersnot» und die gesamte Bevölkerung leide unter akuter Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung. Mehr als eine Million Menschen seien obdachlos, 75 Prozent der Bevölkerung seien vertrieben worden. Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen treffe der Krieg am schlimmsten. (dpa)

18:43 Uhr

Dienstag, 2. April

Bericht: Armee vermutete Terrorist in Gaza-Hilfskonvoi

Der tödliche Angriff der israelischen Armee auf internationale Mitarbeitende der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen geht einem Bericht zufolge auf einen Terrorverdacht zurück. Die Streitkräfte hätten den Hilfskonvoi am Montagabend wegen der Vermutung attackiert, ein Terrorist sei mit ihm unterwegs gewesen, berichtete die israelische Zeitung «Haaretz» am Dienstag unter Berufung auf nicht näher genannte Verteidigungsbeamte.

Eine Einheit, die für die Sicherheit der vom Konvoi befahrenen Strasse verantwortlich ist, hatte demnach zuvor einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen identifiziert. Der von Fahrzeugen des WCK eskortierte Lastwagen sei dann in eine Lagerhalle gefahren. Wenige Minuten später hätten die drei Fahrzeuge der Hilfsorganisation die Lagerhalle wieder verlassen - jedoch ohne den Lastwagen, auf dem sich der Bewaffnete befunden haben soll.

Eine israelische Drohne habe schliesslich nacheinander drei Raketen auf den Konvoi gefeuert. Einige Helfer seien aus dem zuerst angegriffenen Wagen in eines der beiden anderen Fahrzeuge geflüchtet, hiess es weiter. Wenige Sekunden später wurde dem Bericht zufolge dann auch dieses getroffen. Die Überlebenden hätten die Verwundeten dann zum dritten Wagen gebracht, das schliesslich ebenfalls angegriffen worden sei. Sieben Menschen starben. Die Angaben liessen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.

Die Zugehörigkeit der Wagen zur Hilfsorganisation war Angaben von WCK auf dem Dach und an den Seiten der drei Fahrzeuge deutlich zu erkennen gewesen. Sie seien zudem auf einer vorab von der Armee genehmigten Strasse unterwegs gewesen.

«Es ist frustrierend», zitierte die «Haaretz» einen Verteidigungsbeamten. «Wir tun unser Bestes, um Terroristen präzise zu treffen.» Dafür werden alle zur Verfügung stehenden an Informationen genutzt. «Am Ende entscheiden sich die Einheiten vor Ort dazu, Angriffe ohne jegliche Vorbereitung zu starten, in Fällen, die nichts mit dem Schutz unserer Truppen zu tun haben.»

Israel bereitet sich dem Bericht zufolge darauf vor, Vertreter in die Herkunftsländer der getöteten Helfer zu entsenden, um dortigen Regierungsvertretern persönlich die Ergebnisse der von der Armee angekündigten Untersuchung vorzustellen. Die sieben Opfer stammten laut der Hilfsorganisation aus Australien, Polen, Grossbritannien und den Palästinensergebieten - zudem habe eines der Opfer die amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft. (dpa)

16:05 Uhr

Dienstag, 2. April

Iran droht Israel mit Vergeltung – Sorge vor Eskalation wächst

Nach einem mutmasslich israelischen Luftschlag auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus mit sieben Toten hat der Iran mit Vergeltung gedroht und damit die Sorge vor einer Eskalation befeuert. «Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden. Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will», sagte Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei am Dienstag laut einer Mitteilung mit Blick auf Israel. Religionsführer Chamenei ist der mächtigste Mann in der Islamischen Republik und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Er ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Am Montag waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Die IRGC sind Irans Elitestreitmacht, sie werden mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte. Irans Aussenministerium verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für den Angriff verantwortlich. Ein israelischer Militärsprecher sagte auf Anfrage, man kommentierte keine Berichte in ausländischen Medien.

Direkte militärische Reaktion von Iran möglich

Auch Irans Präsident Ebrahim Raisi drohte Israel am Dienstag mit Konsequenzen und bezeichnete den Angriff als «terroristisches Verbrechen». Wie und wann Irans Staatsmacht reagiert, ist aber noch völlig offen. Beobachter deuten die Aussagen des iranischen Staatschefs Chamenei aber dahin gehend, dass eine militärische Aktion der eigenen Streitkräfte erfolgen wird und nicht etwa über eine der mit dem Iran verbündeten Milizen. So könnte Teheran etwa israelische Ziele in der Region attackieren. Dass Irans Revolutionsgarden Israel direkt angreifen und damit einen regionalen Krieg riskieren, gilt als äusserst unwahrscheinlich.

Mitte Januar hatte der Iran als Vergeltung für die Tötung eines hochrangigen IRGC-Offiziers Ende Dezember Raketen auf Ziele im Irak und Syrien abgefeuert. Dabei soll im Nordirak unter anderem ein bekannter Geschäftsmann getötet worden sein, dem laut iranischen Medienberichten Verbindungen zu Israel unterstellt wurden. Die Raketen flogen damals rund 1200 Kilometer weit. Dies wurde von Beobachtern auch als klares Signal an Israel gedeutet - denn es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen. Auch diesmal könnte der Iran so seine Drohgebärde gegen Israel aufrechterhalten. Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger sagte dem Sender NTV, möglich sei auch, dass der Iran US-Ziele in der Region ins Visier nehme. (dpa)

15:02 Uhr

Dienstag, 2. April

Nach israelischem Abzug: Wichtige Gaza-Klinik laut WHO «in Trümmern»

Nach dem Abzug der israelischen Armee aus dem Schifa-Krankenhaus ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine der wichtigsten Kliniken des Gazastreifens nicht mehr funktionsfähig. «Das Schifa-Krankenhaus liegt jetzt in Trümmern», sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris am Dienstag in Genf. Durch die Zerstörung sei «dem Gesundheitssystem das Herz herausgerissen» worden.

Die Klinik in der Stadt Gaza bot spezialisierte medizinische Versorgung an. Es verfügte laut Harris über 750 Betten, 25 Operationssäle und 30 Zimmer für Intensivmedizin. Nach Angaben der WHO ist nur mehr weniger als ein Drittel der 36 Kliniken im Gazastreifen funktionsfähig. Harris sagte, dass ein WHO-Team versuche, zum Schifa-Krankenhaus zu gelangen, um die Lage vor möglichen Hilfs- und Evakuierungsaktionen zu sondieren.

Rund zwei Wochen nach Beginn des Militäreinsatzes im Schifa-Krankenhaus hatte sich die israelische Armee in der Nacht zum Montag wieder zurückgezogen. Nach Darstellung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sollen bei dem Einsatz gegen die islamistische Hamas mehr als 200 Terroristen getötet worden sein, Hunderte hätten sich ergeben. Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes wurden in und um das Krankenhaus herum rund 300 Leichen gefunden. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, medizinische Einrichtungen systematisch für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück. (dpa)

14:30 Uhr

Dienstag, 2. April

UN-Vertreter: Getötete Helfer in Gaza waren Helden

(dpa) Der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, Martin Griffiths, hat den Mut der sieben getöteten humanitären Helfer in Gaza hervorgehoben. «Sie waren Helden. Sie wurden getötet, während sie versucht haben, hungernde Menschen zu ernähren», schrieb er am Dienstag auf X (vormals Twitter). Die Hilfsorganisation World Central Kitchen hatte zuvor den Tod der Mitarbeiter im Gazastreifen durch einen Luftangriff bestätigt und Israel dafür verantwortlich gemacht. Israels Armee hat eine Untersuchung angekündigt.

Er sei empört, schrieb Griffiths weiter. «Die Handlungen derer, die dahinterstehen, sind durch nichts zu rechtfertigen», fügte er hinzu. (dpa)

14:26 Uhr

DIENSTAG, 2. APRIL

Netanyahu: Israel für tödlichen Angriff auf Helfer verantwortlich

Israel ist nach Angaben von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für den tödlichen Angriff auf ausländische Helfer im Gazastreifen verantwortlich. Er sprach am Dienstag in einer Videobotschaft von einem «tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen». Man prüfe den Vorfall und werde alles tun, damit er sich nicht wiederhole. (dpa)

Benjamin Netanyahu sprach von einem «tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers».
Bild: Ronen Zvulun / Pool / EPA

13:05 Uhr

Dienstag, 2. April

Nach Tod von Helfern in Gaza: Briten fordern Aufklärung von Israel

Die britische Regierung hat nach dem tödlichen Angriff auf mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen Aufklärung von Israel gefordert. Die Nachricht sei zutiefst erschütternd, teilte der britische Aussenminister David Cameron am Dienstag auf der Plattform X (früher Twitter) mit. Berichten zufolge seien auch britische Staatsbürger getötet worden. «Wir arbeiten daran, diese Informationen zu verifizieren, und werden ihren Familien umfassende Unterstützung bieten.»

Die Menschen hätten daran gearbeitet, denen lebensrettende Hilfe zu liefern, die sie verzweifelt bräuchten, schrieb Cameron. Es sei sehr wichtig, dass humanitäre Helfer geschützt seien und ihre Arbeit machen könnten. «Wir haben Israel aufgefordert, die Geschehnisse sofort zu untersuchen und eine umfängliche, transparente Erklärung vorzulegen.» Auch Premierminister Rishi Sunak sagte der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge, er sei schockiert. Es stellten sich nun Fragen, die beantwortet werden müssten. (dpa)

13:04 Uhr

Dienstag, 2. April

Tod von Helfern in Gaza: Von der Leyen spricht Familien Beileid aus

Nach dem Tod mehrerer Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen bei einem Luftangriff im Gazastreifen hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen den Familien der Opfer ihr Mitgefühl ausgesprochen. «Ich würdige die Helfer, die in Gaza ihr Leben verloren haben», teilte sie am Dienstag auf der Plattform X (früher Twitter) mit. «Mein tiefstes Beileid gilt ihren Familien und Freunden.» Die Hilfsorganisation sei ein entscheidender Partner bei der Linderung des Leidens der Menschen in Gaza, unter anderem durch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln über den Seekorridor. (dpa)

13:03 Uhr

Dienstag, 2. April

Ägypten verurteilt Angriff auf Helfer im Gazastreifen scharf

Ägypten hat den mutmasslich israelischen Luftangriff im Gazastreifen, bei dem mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) getötet wurden, scharf verurteilt. Das ägyptische Aussenministerium sprach in seiner Erklärung vom Dienstag von anhaltenden Angriffen Israels auf Organisationen, die im humanitären Bereich tätig seien. Ägypten fordere eine dringende und ernsthafte Untersuchung, um die Verantwortlichen «für diese systematischen und vorsätzlichen Verletzungen der palästinensischen Menschenrechte zur Rechenschaft zu ziehen».

Jordaniens König Abdullah II. sprach dem Gründer der Organisation, José Andrés, und dem Personal von World Central Kitchen sein Beileid «zu dem tragischen Tod ihrer Teammitglieder» aus. In einem Post auf der Plattform X (ehemals Twitter) betonte er, dass humanitäre Organisationen im Gazastreifen geschützt werden müssten. (dpa)

13:02 Uhr

Dienstag, 2. April

Irans Staatsoberhaupt Chamenei droht Israel mit Vergeltung

Nach dem mutmasslich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syriens Hauptstadt Damaskus hat Irans Staatsoberhaupt mit Vergeltung gedroht. «Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden», sagte Ajatollah Ali Chamenei am Dienstag laut einer Mitteilung. (dpa)

13:01 Uhr

Dienstag, 2. April

Spanien fordert von Israel rasche Aufklärung des «brutalen Angriffs»

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat von Israel eine rasche Aufklärung des Angriffs gefordert, bei dem mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen getötet wurden. «Ich erwarte und fordere, dass die israelische Regierung so schnell wie möglich die Umstände dieses brutalen Angriffs aufklärt, der sieben Mitarbeitern einer Hilfsorganisation das Leben gekostet hat, die nichts anderes getan haben, als zu helfen», erklärte Sánchez am Dienstag vor Journalisten bei einem Besuch eines palästinensischen Flüchtlingscamps in Jordanien.

Der sozialistische Politiker verurteilte die Attacke und sagte, die Opfer seien getötet worden, als sie Not leidende Menschen «inmitten der grossen Verwüstung mit Nahrungsmitteln versorgt haben». Sánchez ist in der Europäischen Union einer der grössten Kritiker der Militäraktionen Israels im Gazastreifen. Zum Start seiner Nahost-Reise am Montag hatte er gesagt, seine Regierung habe vor, den Staat Palästina noch vor dem Sommer anzuerkennen.

WCK wurde von dem aus Spanien stammenden Starkoch José Andrés 2010 nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti gegründet. Seitdem versorgt die Organisation Menschen in Katastrophengebieten auf der ganzen Welt mit Mahlzeiten. (dpa)

13:00 Uhr

Dienstag, 2. April

Israels Armee will Tod von ausländischen Helfern gründlich untersuchen

Nach dem Tod von sieben Mitarbeitern der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff hat die Armee eine eingehende Untersuchung angekündigt. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Dienstag: «Gestern Abend hat sich ein Vorfall in Gaza ereignet, der den tragischen Tod von Mitarbeitern von World Central Kitchen zur Folge hatte, während sie ihre essenzielle Aufgabe erfüllten, Menschen in Not Nahrung zu bringen.»

Israels Armee sei an internationales Recht gebunden. «Wir sind verpflichtet, unsere Einsätze gründlich und transparent zu untersuchen», sagte Hagari.

«Ich habe gerade mit dem WCK-Gründer Chef José Andrés gesprochen, und das tiefste Beileid der israelischen Verteidigungskräfte gegenüber den Familien und der ganzen WCK-Familie ausgesprochen», sagte der Militärsprecher weiter.

«Wir haben den Vorfall auf höchster Ebene überprüft, um die Umstände dessen, was passiert ist, zu verstehen, und wie es passiert ist», sagte Hagari. «Wir werden eine Untersuchung eröffnen, um diesen schwerwiegenden Vorfall weiter zu prüfen. Dies wird uns dabei helfen, die Gefahr zu verringern, dass sich so ein Vorfall wiederholt.» Er sprach dabei von der Untersuchung durch ein unabhängiges und professionelles Expertengremiums. Man werde der Sache auf den Grund gehen und die Ergebnisse transparent teilen. (dpa)

10:48 Uhr

Dienstag, 2. April

Polen fordert Aufklärung von Israel nach Tod von Helfern in Gaza

Nach dem Tod mehrerer Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen bei einem Luftangriff im Gazastreifen hat Polen Aufklärung von Israel gefordert. Man überprüfe die Information vom Tod eines polnischen Staatsbürgers mit grosser Dringlichkeit, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums in Warschau am Dienstag. «Wir haben die israelische Botschaft, die Sicherheitskräfte und die israelischen Streitkräfte um Klärung gebeten.» Bislang stütze man sich auf die Informationen der Hilfsorganisation selbst sowie auf Medienberichte. «Wir wissen, dass der Beschuss im nördlich-zentralen Teil des Gazastreifens stattfand, und dass unter den Menschen, die dabei starben, ein polnischer Staatsbürger erwähnt wird.»

Das Aussenministerium kondolierte der Familie des getöteten Helfers, ohne dessen Tod offiziell bestätigt zu haben. «Wir sprechen der Familie des polnischen Freiwilligen, der der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen Hilfe brachte, unser tiefes Mitgefühl aus», hiess es auf der Plattform X (vormals Twitter). Polen akzeptiere die Missachtung des humanitären Völkerrechts und des Schutzes der Zivilbevölkerung, zu der auch die humanitären Helfer gehörten, nicht.

Nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt Przemysl, Wojciech Bakun, stammt der getötete Freiwillige aus seiner Stadt. «Man kann mit Worten nicht beschreiben, was die Menschen, die diesen fantastischen jungen Mann kannten, im Moment fühlen», schrieb Bakun am Dienstag auf Facebook. Die Stadt Przemysl liegt an Polens Grenze zur Ukraine. Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine waren hier viele Flüchtlinge aus dem Nachbarland eingetroffen - World Central Kitchen hatte viele von ihnen versorgt. (dpa)

09:51 Uhr

Dienstag, 2. April

Hisbollah: Angriff in Syrien wird nicht ohne Folgen bleiben

Nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syrien hat die Hisbollah betont, dass der Angriff nicht ohne Folgen bleiben werde. Die proiranische Miliz im Libanon erklärte in der Nacht zu Dienstag: «Sicherlich wird dieses Verbrechen nicht vergehen, ohne dass der Feind Strafe und Rache erfährt.» Der israelische Feind glaube noch immer, dass die Eliminierung von Anführern den entschlossenen Widerstand des Volkes stoppen könne, hiess es weiter.

Bei dem Luftangriff in der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden nach Angaben aus Teheran zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Irans Aussenamtssprecher Nasser Kanaani verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für die Tötung der Generäle verantwortlich. «Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmassnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion».

Der Iran ist der grösste Unterstützer der Hisbollah im Libanon. Die Schiitenmiliz kämpft politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Sie zählt zu Irans «Achse des Widerstands». Mit ihrer eigenen Miliz kontrolliert sie vor allem den Süden des Libanons an der Grenze zu Israel, von Schiiten bewohnte Viertel der Hauptstadt Beirut sowie die Bekaa-Ebene im Norden des Landes. Auch in Syrien ist die Hisbollah aktiv. Dort kämpft sie an der Seite der Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad. Der Iran und Russland sind Assads wichtigste Verbündete im syrischen Bürgerkrieg. (dpa)

09:50 Uhr

Dienstag, 2. April

Irans Präsident verurteilt Angriff in Syrien und droht mit Reaktion

Nach der Tötung von zwei iranischen Generälen in Syrien hat Irans Präsident Ebrahim Raisi den mutmasslich israelischen Luftangriff scharf verurteilt.

Er sprach in einer Mitteilung von einem «terroristischen Verbrechen» unter «grober Verletzung internationaler Vorschriften», wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Dienstag berichtete. «Dieses heimtückische Verbrechen wird nicht unbeantwortet bleiben», hiess es in der Mitteilung weiter.

Am Montag waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Irans Aussenministerium verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für den Angriff verantwortlich. (dpa)

09:48 Uhr

Dienstag, 2. April

Nach Angriff in Syrien: Iran sendet «wichtige Botschaft» an die USA

Nach dem mutmasslich israelischen Luftschlag auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syrien hat der Iran eine «wichtige Botschaft» an die USA übermitteln lassen. Das Aussenministerium in der iranischen Hauptstadt Teheran habe einen diplomatischen Vertreter der schweizerischen Botschaft einbestellt, teilte Aussenminister Hussein Amirabdollahian in der Nacht zu Dienstag auf X (ehemals Twitter) mit. In dem Gespräch sei eine Mitverantwortung der USA als Unterstützer Israels betont worden, schrieb der Minister weiter. Konkrete Angaben zum Inhalt der «wichtigen Botschaft» an Washington machte der Minister nicht. Die Schweiz vertritt im Iran Interessen der USA, beide Länder haben seit mehr als 44 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Am Montag waren bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Irans Aussenministerium verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für den Angriff verantwortlich. (dpa)

09:45 Uhr

Dienstag, 2. April

World Central Kitchen: Sieben Mitarbeiter bei Angriff Israels getötet

Die Hilfsorganisation World Central Kitchen hat den Tod von sieben ihrer Mitarbeiter im Gazastreifen durch einen Luftangriff bestätigt und Israel dafür verantwortlich gemacht. «Das WCK-Team war in einer konfliktfreien Zone in zwei gepanzerten Fahrzeugen mit dem WCK-Logo und einem ungeschützten Fahrzeug unterwegs», schrieb die Organisation in einer Mitteilung am Dienstag. Die Organisation werde angesichts des tödlichen Vorfalls ihren Einsatz in der Region sofort stoppen und bald Entscheidungen «über die Zukunft unserer Arbeit treffen».

Israels Militär teilte mit, es führe «eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen».

Der Konvoi sei getroffen worden, obwohl man die Fahrt mit der israelischen Armee koordiniert habe, schrieb die Hilfsorganisation. Die Helfer hätten gerade ein Lagerhaus in der Ortschaft Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Gazastreifens verlassen, als sie beschossen worden seien. Dort hätten sie mehr als 100 Tonnen humanitärer Lebensmittelhilfe entladen, die auf dem Seeweg in den Gazastreifen gebracht worden sei.

«Dies ist nicht nur ein Angriff auf WCK, dies ist ein Angriff auf humanitäre Organisationen, die in schlimmsten Situationen kommen, in denen Nahrung als Waffe im Krieg eingesetzt wird», sagte der Geschäftsführer der Organisation, Erin Gore. «Dies ist unverzeihlich.»

Die sieben Opfer stammten laut der Mitteilung aus Australien, Polen, Grossbritannien und den Palästinensergebieten - zudem habe eines der Opfer die amerikanische und kanadische US-Staatsbürgerschaft.

«Ich bin untröstlich und entsetzt darüber, dass wir - World Central Kitchen und die Welt - heute wegen eines gezielten Angriffs der israelischen Armee wunderschöne Leben verloren haben», sagte Gore. »Die Liebe, die sie dafür hatten, Menschen zu ernähren, die Entschlossenheit, die sie verkörperten, um zu zeigen, dass Menschlichkeit über alles hinauswächst, und der Einfluss, den sie auf zahllose Leben hatten, werden für immer erinnert und gewürdigt werden.»

Die Familie einer Mitarbeiterin aus Australien sagte, die 43-jährige sei getötet worden, «während sie die Arbeit verrichtete, die sie liebte». Sie werde «ein Vermächtnis des Mitgefühls, des Mutes und der Liebe für alle in ihrem Umkreis hinterlassen». (dpa)

06:37 Uhr

Dienstag, 2. April

Australiens Premier verurteilt Tod von australischer Helferin in Gaza

Der australische Premierminister Anthony Albanese hat den Tod einer australischen Mitarbeiterin der Hilfsorganisation World Central Kitchen im Gazastreifen bestätigt und den Angriff auf das Fahrzeug der Organisation scharf verurteilt. «Dies ist eine Tragödie, die niemals hätte passieren dürfen», zitierten australische Medien Albanese am Dienstag.

Seine Regierung habe die israelische Regierung wegen des Vorfalls, der «ausserhalb aller vernünftigen Umstände» geschehen sei, direkt kontaktiert. Das Aussenministerium in Canberra habe auch den israelischen Botschafter um einen Anruf gebeten. «Menschen, die humanitäre Hilfe leisten, und Zivilisten müssen geschützt werden», betonte der Regierungschef.

World Central Kitchen beteiligt sich an Hilfslieferungen für Gaza, die seit März von Zypern aus auf See das Kriegsgebiet erreichen. Die Organisation hat auch die Verteilung der Hilfsgüter an die Menschen übernommen. (dpa)

06:35 Uhr

Dienstag, 2. April

Hilfsorganisation bestätigt Tod mehrerer Mitarbeiter in Gaza

Die Hilfsorganisation World Central Kitchen hat den Tod mehrerer ihrer Mitarbeiter im Gazastreifen durch einen Luftangriff bestätigt und Israel dafür verantwortlich gemacht. «Die israelische Regierung muss dieses wahllose Töten stoppen», schrieb der Gründer der Organisation, der in den USA lebende spanische Starkoch José Andrés, am frühen Dienstagmorgen auf der Plattform X (vormals Twitter). Israel müsse aufhören, die humanitäre Hilfe einzuschränken, Zivilisten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu töten und Lebensmittel als eine Waffe einzusetzen. «Keine weiteren unschuldigen Todesopfer. Frieden beginnt mit unserer gemeinsamen Menschlichkeit. Er muss jetzt beginnen». Israels Armee schrieb in der Nacht auf Telegram, das Militär führe «eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen». (dpa)

05:54 Uhr

Dienstag, 2. April

Berichte über Tod ausländischer Helfer in Gaza - Die Nacht im Überblick

Bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind palästinensischen Medienberichten zufolge fünf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs auf ein Fahrzeug südlich von Dair al-Balah im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens befänden sich demnach vier ausländische Staatsangehörige aus Polen, Australien, Irland und Grossbritannien sowie ihr palästinensischer Fahrer, berichtete die «Times of Israel». Die israelische Armee schrieb dazu in der Nacht zum Dienstag auf Telegram, das Militär führe «eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen». Die Hilfsorganisation, die der in den USA lebende spanische Starkoch José Andrés gründete, schrieb auf der Plattform X (ehemals Twitter), ihr seien die Berichte bekannt. «Das ist eine Tragödie». Humanitäre Helfer und Zivilisten sollten niemals zur Zielscheibe werden, hiess es.

World Central Kitchen betreibt im Gazastreifen zusammen mit örtlichen Partnern Gemeinschaftsküchen, die Mahlzeiten für die palästinensische Bevölkerung zubereiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober vergangenen Jahres stellte sie Millionen an Mahlzeiten zur Verfügung. Derzeit beteiligt sich die Organisation auch an Hilfslieferungen, die seit März von Zypern aus über das Meer in das Kriegsgebiet gelangen. Sie hat dabei auch die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort übernommen. Foto- und Videoaufnahmen, die in der Nacht in sozialen Medien kursierten, sollen die getöteten Mitarbeiter von World Central Kitchen zeigen. Zu sehen seien ihre Leichen in Schutzwesten und ihre blutverschmierten Pässe.

Opfer sollen gerade beim Ausliefern von Hilfsgütern gewesen sein

Die Zeitung «The Sydney Morning Herald» zitierte den australischen Premierminister Anthony Albanese, wonach seine Regierung Berichte prüfe, dass es sich bei einem der Todesopfer um eine Australierin handelte. Palästinensischen Angaben in Gaza zufolge seien die Australierin und ihre Kollegen sowie ihr palästinensischer Fahrer zum Zeitpunkt des Luftangriffs gerade dabei gewesen, Hilfsgüter auszuliefern. Diese seien nur wenige Stunden zuvor mit einem Schiff aus Zypern im Gazastreifen eingetroffen, hiess es in dem Bericht weiter. In der Stellungnahme der israelischen Armee hiess es unterdessen, die eigenen Streitkräfte unternähmen umfangreiche Anstrengungen, um die sichere Lieferung von humanitärer Hilfe zu ermöglichen und arbeiteten eng mit World Central Kitchen zusammen, um die Menschen im umkämpften Gazastreifen mit Nahrungsmitteln und humanitärer Hilfe zu versorgen.

Japan will Zahlung an UN-Palästinenserhilfswerk wieder aufnehmen

Die japanische Regierung will derweil das UN-Palästinenserhilfswerk wieder finanziell unterstützen. Das kündigte Aussenministerin Yoko Kamikawa am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Kyodo an. Die Entscheidung erfolgte angesichts der akuten humanitären Situation im Gazastreifen. Das UN-Hilfswerk UNRWA war stark in die Kritik geraten. Einigen Mitarbeitern wurde vorgeworfen, am Massaker der islamistischen Hamas vom 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel beteiligt gewesen zu sein. UN-Generalsekretär António Guterres hatte umfassende Aufklärung der Vorwürfe versprochen. Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten wurde beendet. Mehrere Länder stellten wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an UNRWA ein, darunter die grössten Geldgeber, die USA und Deutschland. Auch Japan hatte eine geplante Zahlung von 35 Millionen Dollar eingefroren.

Netanjahu will Israel-kritischen Sender Al-Dschasira stoppen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte unterdessen eine rasche Schliessung des arabischen TV-Senders Al-Dschasira im Land an. Al-Dschasira habe der Sicherheit Israels geschadet, gegen israelische Soldaten gehetzt und sei ein «Terror-Kanal», erklärte Netanjahu die Vorwürfe. Israels Parlament hatte unmittelbar zuvor das sogenannte Al-Dschasira-Gesetz gebilligt, das eine Schliessung ausländischer TV-Sender ermöglicht, falls diese als Risiko für die Staatssicherheit eingestuft werden sollten. Al-Dschasira hat seit Beginn des Gaza-Kriegs ausführlich über die katastrophale Lage in Gaza berichtet und Bilder von Tod und Zerstörung gezeigt, die in israelischen TV-Sendern kaum zu sehen sind.

USA und Israel planen Treffen zu Rafah-Offensive

Vertreter der US-Regierung und der israelischen Führung wollen voraussichtlich in der kommenden Woche bei einem Treffen über Israels geplante Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifen beraten. Nach einer Video-Schalte mit Vertretern beider Seiten veröffentlichte das Weisse Haus am Montag eine gemeinsame Stellungnahme, in der ein persönliches Treffen in der kommenden Woche in Aussicht gestellt wurde. Beide Seiten verfolgten das gemeinsame Ziel, die Hamas in Rafah zu besiegen, hiess es. «Die US-Seite äusserte ihre Bedenken gegenüber verschiedenen Vorgehensweisen in Rafah.» Die israelische Seite wiederum habe sich bereiterklärt, diese Bedenken zu berücksichtigen und weitere Gespräche zu führen. Israel will in Rafah nahe der ägyptischen Grenze die letzten Bataillone der Hamas zerschlagen. Die US-Regierung hält eine grossangelegte Bodenoffensive wegen der Hunderttausenden palästinensischen Zivilisten, die dort Schutz vor den Kämpfen gesucht haben, aber für falsch und möchte Israel Alternativen aufzeigen.

USA: Israel hat jedes Recht zur Verteidigung

Die USA sind die wichtigste Schutzmacht Israels und unterstützen das Land jährlich mit Milliardenbeträgen, von denen ein beachtlicher Teil in Raketenabwehr und andere Militärtechnik fliesst. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg derzeit jedoch sehr angespannt. Als Reaktion auf Israels Kriegsführung werden Forderungen lauter, Waffenlieferungen an den Verbündeten zu beschränken. Rüstungslieferungen an das Land zögen sich mitunter über mehrere Jahre hin, sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums Matthew Miller am Montag in Washington.

Israel sei umgeben von Akteuren, die auf dessen Zerstörung aus seien, nicht nur die Hamas, sondern auch der Iran und seine Stellvertreter, etwa die libanesische Hisbollah-Miliz. «Wir glauben, dass Israel jedes Recht hat, sich gegen diese Gegner zu verteidigen», sagte Miller. Die «Washington Post» hatte am Freitag unter Berufung auf namentlich nicht genannte Beamte im Pentagon und Aussenministerium berichtet, die US-Regierung habe in den vergangenen Tagen «in aller Stille» neue Bomben und Kampfflugzeuge für Israel genehmigt. (dpa)

23:00 Uhr

MONTAG, 1. APRIL

Irans Revolutionswächter bestätigen Tod von zwei Generälen in Syrien

Nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff in Syrien haben Irans Revolutionswächter (IRGC) den Tod von zwei Generälen aus ihren Reihen bestätigt. Bei der Attacke auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in der Hauptstadt Damaskus seien die beiden Brigadegeneräle Mohammad Resa Sahedi und sein Stellvertreter Mohammad Hadi Hadschi ums Leben gekommen, erklärten die IRGC am Montagabend. Fünf weitere Mitglieder der Revolutionsgarden seien bei dem Angriff getötet worden.

In der iranischen Hauptstadt Teheran versammelten sich im Stadtzentrum unterdessen am Abend einige Hunderte Regierungsanhänger zu spontanen Protesten, wie Augenzeugen berichteten. Die Menschenmenge forderte Rache für die Tötung der Generäle. Sie riefen unter anderem «Tod für Israel» und «Tod für Amerika».

Irans Aussenamtssprecher Nasser Kanaani verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für die Tötung der IRGC-Generäle verantwortlich. «Die Dimensionen dieses hasserfüllten Angriffs werden untersucht, und die Verantwortung für seine Folgen liegt beim aggressiven zionistischen Regime», sagte der Sprecher laut einer Mitteilung seines Ministeriums. «Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmassnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion», fügte er hinzu. (dpa)

18:20 Uhr

MONTAG, 1. APRIL

Iranischer General bei Explosion in Damaskus getötet

Bei einer Explosion in der syrischen Hauptstadt Damaskus ist ein General der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Mohammad Resa Sahedi, Brigadegeneral der IRGC-Auslandseinheit, sei am Montag ums Leben gekommen, berichtete Irans staatlicher Rundfunk. Der Iran macht Israel für den tödlichen Angriff auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in Damaskus verantwortlich. (dpa)

17:49 Uhr

MONTAG, 1. APRIL

Israelische Delegation aus Ägypten abgereist

Eine hochrangige israelische Delegation ist informierten Kreisen am Flughafen Kairo zufolge am Montagnachmittag wieder aus der ägyptischen Hauptstadt abgereist. Während ihres knapp zweitägigen Besuchs führten sie demnach Gespräche über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie über die Freilassung weiterer im Gazastreifen festgehaltener Geiseln und palästinensischer Gefangener in israelischen Gefängnissen. Der katarische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete zuvor, dass die indirekten Verhandlungen keine nennenswerten Fortschritte gebracht hätten.

Die israelische Delegation war Medienberichten zufolge am Sonntag in Kairo angekommen. (dpa)

14:17 Uhr

Montag, 1. April

Protestzelte vor Jerusalems Parlament

Kritiker der israelischen Regierungspolitik haben vor dem Parlament in Jerusalem mehr als 100 Protestzelte aufgebaut. Die Zelte sind Teil einer viertägigen Protestaktion in der Stadt, wie israelische Medien am Montag berichteten.

Proteste gegen die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und das Vorgehen im Gaza-Krieg ziehen zurzeit Massen an: Am Sonntag hatten Zehntausende Menschen in Israel den zweiten Tag in Folge demonstriert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer forderten in der Nähe des Parlaments einen Rücktritt der Regierung, eine Neuwahl sowie einen raschen Deal zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. (dpa)

09:52 Uhr

Montag, 1. April

Israels Armee zieht sich aus Schifa-Klinik zurück - Leichen gefunden

Rund zwei Wochen nach Beginn des Militäreinsatzes im Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza hat die israelische Armee sich in der Nacht zum Montag wieder zurückgezogen. Das Militär teilte mit, die Truppen hätten den Bereich nach einer «präzisen operativen Aktivität» wieder verlassen. Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes wurden in und um das Krankenhaus herum rund 300 Leichen gefunden.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den Einsatz gegen die Hamas schon Sonntagabend als grossen Erfolg gewürdigt. Mehr als 200 Terroristen seien getötet worden und Hunderte hätten sich ergeben.

Örtliche Medien berichteten, der Einsatz habe schwere Zerstörungen an den Gebäuden des grössten medizinischen Komplexes im Gazastreifen hinterlassen.

Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte nach israelischer Darstellung in dem weitläufigen Areal erneut Kampf- und Kommandostellungen eingerichtet, nachdem das israelische Militär im letzten November schon einmal das Krankenhaus gestürmt hatte. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, medizinische Einrichtungen systematisch für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück.

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari hatte vor einer Woche gesagt, Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad hätten sich in verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses verbarrikadiert. Die Hamas schiesse unter anderem von der Notaufnahme und der Entbindungsstation aus auf israelische Truppen. Sie hätten mit Mörsergranaten geschossen und schweren Schaden sowie Brände in dem Klinikkomplex verursacht. Der militärische Hamas-Arm hatte in den vergangenen Tagen mehrfach Angriffe auf israelische Truppen im Bereich des Schifa-Krankenhauses für sich reklamiert. (dpa)

07:03 Uhr

Montag, 1. April

Bericht: USA und Israel planen virtuelles Treffen zu Rafah - Nacht im Überblick

Vertreter Israels und der USA sollen laut einem Medienbericht an diesem Montag virtuell zu Gesprächen über Israels geplante Bodenoffensive gegen die Stadt Rafah im Gazastreifen zusammenkommen. Das Treffen werde über eine gesicherte Verbindung als Video-Konferenz stattfinden, berichtete das Nachrichtenportal «Axios» in der Nacht zum Montag unter Berufung auf vier israelische und US-Beamte. Das Weisse Haus und das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu äusserten sich demnach bislang nicht zu dem möglichen Treffen.

Eigentlich hatte eine israelische Delegation bereits in der vergangenen Woche nach Washington reisen sollen, um die Bedenken der USA zu der geplanten Bodenoffensive anzuhören und Alternativen aufgezeigt zu bekommen. Doch Israels Regierungschef Netanjahu sagte die Reise ab, nachdem der UN-Sicherheitsrat ohne Widerstand der USA eine Resolution mit der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe verabschiedet hatte. Die Israelis hätten danach vorgeschlagen, die Gespräche auf Montag zu verschieben, hatte der US-Sender CNN bereits am Freitag berichtet. Washington hält eine grossangelegte Bodenoffensive in Rafah wegen der Hunderttausenden Zivilisten dort für falsch und möchte Israel Alternativen aufzeigen.

Dass das Treffen nun virtuell stattfinden soll, könnte Netanjahu helfen, «sein Gesicht zu wahren», berichtete «Axios» unter Berufung auf hohe israelische Beamte weiter. So könne er die Diskussion mit dem Weissen Haus fortsetzen, ohne eine Delegation nach Washington senden zu müssen.

Die Terminplanung war unter anderem auch dadurch erschwert worden, dass Israels Regierung eigentlich bis zum Sonntag ein neues Gesetz zur Frage der Wehrpflicht für ultraorthodoxe jüdische Männer ausarbeiten sollte.

Wehrpflicht-Ausnahme für strengreligiöse Männer läuft aus

Seit Jahrzehnten geltende Ausnahmen für ultraorthodoxe Männer bei der Wehrpflicht in Israel liefen in der Nacht zum Montag aus. Es war Netanjahus Regierung nicht gelungen, ein Gesetz zu verabschieden, das die Erleichterungen zementieren sollte.

Von Montag an sollen nun laut einer einstweiligen Anordnung des Höchsten Gerichts die staatlichen Subventionen für ultraorthodoxe Männer im wehrpflichtigen Alter gestrichen werden, die in Religionsschulen studieren. Laut einer Entscheidung der Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara ist das Militär zudem verpflichtet, ab sofort auch die bisher weitgehend befreiten Religionsstudenten einzuziehen. Nach Medienberichten handelt es sich dabei um mehr als 60 000 Männer. Es wird aber nicht damit gerechnet, dass das Militär diesen sofort Musterungsbescheide schickt, obwohl der Armee seit Beginn des Gaza-Kriegs Berichten zufolge Soldaten fehlen.

Der schon seit Jahrzehnten schwelende Streit um die Wehrpflicht hatte sich zuletzt dramatisch zugespitzt und könnte nach Einschätzung von Beobachtern mittelfristig Netanjahus Koalition gefährden. Diese stützt sich auch auf strengreligiöse Partner, die eine Einberufung junger Männer aus ihrer Gemeinschaft strikt ablehnen. Männer müssen in Israel regulär drei Jahre, Frauen zwei Jahre Wehrdienst leisten.

Zehntausende Israelis demonstrieren gegen Regierung

Zehntausende Menschen demonstrierten am Sonntag in Israel den zweiten Tag in Folge gegen Netanjahus Regierung. Demonstranten und Demonstrantinnen forderten bei wütenden Protesten in der Nähe des Parlaments in Jerusalem einen Rücktritt der Regierung, eine Neuwahl sowie einen raschen Deal zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas.

Netanjahu wies die Kritik an seiner Verhandlungsführung sowie Forderungen nach einer Neuwahl entschieden zurück. «Die Rufe nach einer Wahl jetzt, auf dem Höhepunkt des Krieges, einen Moment vor dem Sieg, werden Israel für mindestens ein halbes Jahr lähmen, meiner Einschätzung nach sogar acht Monate», sagte der Regierungschef am Sonntag. Auch die Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung palästinensischer Häftlinge würden durch eine Neuwahl gestört, so Netanjahu weiter.

Bei dem brutalen Terrorüberfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober hatten Terroristen mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet verschleppt. Etwas mehr als 100 Geiseln waren im Rahmen eines Abkommens im November freigekommen. Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Hamas dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein. Angehörige der Geiseln haben Netanjahu vorgeworfen, er habe kein echtes Interesse daran, ihre Freilassung zu erzielen.

Aktivisten: Israel bombardiert erneut Ziele in Syrien

Nach Angaben von Aktivisten griffen die israelischen Streitkräfte indes eine militärische Forschungseinrichtung nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus mit vier Raketen an. Das berichtete die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Am Einschlagsort habe es Brände gegeben. Die syrische Luftabwehr habe auf anfliegende Raketen geschossen, hiess es weiter. Das Ausmass der Sachschäden blieb zunächst unklar. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana bestätigte den Angriff und berichtete über zwei Verletzte. Israel äussert sich in der Regel nicht zu Angriffen in Syrien.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die libanesische Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben die Angriffe zugenommen. Erst am Freitag waren bei schweren Luftangriffen im Nordwesten Syriens mehr als 50 Menschen getötet worden.

Drohnenangriff auf israelische Stadt Eilat

Bei einem Drohnenangriff auf die südisraelische Küstenstadt Eilat wurde laut Angaben von Israels Armee ein Gebäude beschädigt. Das Geschoss sei von Osten in Richtung Israel abgefeuert worden, teilte das Militär in der Nacht zum Montag bei Telegram mit. Es sei nur ein geringer Schaden entstanden, Menschen seien bei dem Vorfall nicht verletzt worden. Israels Armee hatte zuvor von Sirenenalarm in der Stadt am Roten Meer berichtet.

Israelischen Medienberichten zufolge könnte der Ursprung der Drohne auf eine Gruppe namens «Islamischer Widerstand im Irak» hindeuten. Dabei handelt es sich um eine Art Dachgruppe proiranischer Milizen im Irak, die seit dem Beginn des Gaza-Krieges gemeinsam unter diesem Namen auftreten. Israel grenzt im Osten unmittelbar an Jordanien. (dpa)

21:58 Uhr

SONNTAG, 31. MÄRZ

Bemühungen um Geisel-Deal und Gaza-Feuerpause gehen in Kairo weiter

Im Bemühen um einen Deal zur Freilassung weiterer Geiseln und eine Feuerpause im Gaza-Krieg ist eine israelische Delegation Medienberichten zufolge am Sonntag in Kairo eingetroffen. Ziel der neuen Gespräche in der ägyptischen Hauptstadt sei es, zunächst auszuloten, ob es überhaupt Sinn mache, dass sich die israelischen Geheimdienstchefs in den kommenden Tagen an den indirekten Verhandlungen beteiligten, berichtete die «Times of Israel» unter Berufung auf einen israelischen Vertreter. Israel sei «enttäuscht» vom Vermittler Katar. Dort waren die Verhandlungen zuletzt geführt worden, bevor sie vor einigen Tagen platzten.

Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der islamistischen Hamas, um eine neue Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Direkt verhandeln Israel und die Hamas nicht.

Ein Hamas-Anführer, Osama Hamdan, sagte dem arabischen Sender Al-Dschasira am Sonntag, seine Organisation fordere weiterhin ein Ende der israelischen Angriffe, einen israelischen Abzug aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der Binnenflüchtlinge in den Norden des Gazastreifens sowie einen Wiederaufbau des Küstenstreifens. Israel lehnt das ab. Israels Ziel ist es, die Hamas zu zerschlagen. Hamdan warf Israel vor, die Verhandlungen zu behindern.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf dagegen am Sonntag der Hamas vor, sie habe ihre Positionen verhärtet, während Israel Flexibilität gezeigt habe. Die Terrororganisation fordere eine «unkontrollierte Rückkehr» von Menschen in den Norden des Gazastreifens, «einschliesslich der Hamas-Terroristen». Er bekräftigte, ein Sieg über die Hamas sei nur mit einer Offensive in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten möglich. «Wir werden die Hamas-Bataillone in Rafah zerstören.» (dpa)

19:45 Uhr

SONNTAG, 31. MÄRZ

Israel: «Hisbollah-Kommandeur im Libanon gezielt getötet»

Israels Luftwaffe hat nach Militärangaben ein Fahrzeug im Nachbarland Libanon gezielt angegriffen und dabei einen wichtigen Kommandeur der Panzerabwehreinheit der Schiitenmiliz Hisbollah getötet. Er habe erhebliches Wissen über Panzerabwehrraketen gehabt und sei für Dutzende Angriffe auf israelische Zivilisten, Ortschaften und Sicherheitskräfte verantwortlich gewesen, teilte die Armee am Sonntag mit. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen in Israel  am 7. Oktober kommt es täglich zu teils tödlichen Konfrontationen zwischen Israels Streitkräften und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah.

Auch am Sonntag kam es nach israelischen Angaben wieder zu Raketenangriffen aus dem Libanon auf israelische Grenzorte. Dabei sei ein Soldat verletzt worden. Das Militär habe daraufhin Ziele im südlichen Libanon angegriffen. (dpa)

08:17 Uhr

Sonntag, 31. März

Neue Gespräche über Gaza-Feuerpause erwartet – die Nacht im Überblick

Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie eine Freilassung weiterer Geiseln sollen offenbar am Sonntag in Kairo weitergehen. Der staatsnahe ägyptische Sender Al-Kahira News berichtete dies am Samstag unter Berufung auf einen ägyptischen Sicherheitsrepräsentanten. Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der islamistischen Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Direkt verhandeln Israel und die Hamas nicht.

Die israelische Delegation war vor wenigen Tagen Medienberichten zufolge bis auf ein kleines Team aus Katar zurückbeordert worden. Grund war demnach, dass die Hamas einen Kompromissvorschlag der USA zurückgewiesen hatte. Die Terrororganisation besteht auf einem umfassenden Waffenstillstand, einschliesslich eines vollständigen israelischen Abzugs aus Gaza. Israel lehnt das ab. Israels Ziel ist es, die Hamas zu zerschlagen.

Zypern: Drei Schiffe mit Hilfsgütern für Gaza gestartet

Unterdessen liefen am Samstag ein Frachter und zwei kleinere Schiffe mit etwa 875 Tonnen Hilfsgütern für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen aus dem zyprischen Hafen Larnaka aus. Es ist die zweite Hilfslieferung auf dem Seeweg von Zypern aus. Vor rund zwei Wochen hatte der Schlepper der gleichnamigen Hilfsorganisation «Open Arms» auf dieser Route rund 200 Tonnen Material und Lebensmittel in den Gazastreifen gebracht.

Der Gaza-Krieg war am 7. Oktober durch einen Terrorangriff der palästinensischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel ausgelöst worden. Deutschland unterstützt die israelische Militäroperation gegen die Hamas zwar im Grundsatz, kritisiert aber die Kriegsführung, der schon viele Tausende Zivilisten zum Opfer gefallen sind und die dazu geführt hat, dass die Bevölkerung kaum Lebensmittel und Medikamente mehr hat.

Einsatz im Schifa-Krankenhaus dauert an

Im Gazastreifen setzte Israel am Samstag sein Vorgehen gegen die Hamas und andere Terrorgruppen an mehreren Orten fort. Im Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza tötete das Militär nach eigenen Angaben mehrere feindliche Kämpfer. Es beschlagnahmte Waffen und liquidierte Kampfstellungen der Hamas. Die Armee ist seit fast zwei Wochen in der Schifa-Klinik im Einsatz, der grössten Gesundheitseinrichtung des Küstengebiets.

Die Hamas hatte in dem weitläufigen Areal erneut Kampf- und Kommandostellungen eingerichtet, nachdem das israelische Militär im letzten November schon einmal das Krankenhaus gestürmt hatte. Dabei hatte es die Hamas-Stellungen in der Anlage und darunterliegenden Tunnels beseitigt, sich aber danach wieder zurückgezogen. Bei dem nunmehrigen Einsatz tötetet die Armee nach eigenen Angaben rund 200 Hamas-Kämpfer und nahm mehr als 500 Terrorverdächtige fest.

UN-Beobachter bei Explosion im Libanon verletzt

Bei einer Explosion im Libanon wurden drei UN-Beobachter verletzt. Auch ein libanesischer Sprachassistent wurde dabei verletzt, wie UN-Beobachtermission Unifil mitteilte. Die Gruppe sei auf Fusspatrouille entlang der Blauen Linie - der Grenze zu Israel - gewesen. Libanesische Berichte sprachen von einem Angriff des israelischen Militärs. Die Armee in Israel wies die Vorwürfe zurück. Unifil überwacht seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. UN-Generalsekretär António Guterres hat die Explosion verurteilt. Der Vorfall werde untersucht.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es täglich zu teils tödlichen Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah. Auch am Samstag reklamierte die Hisbollah wieder Angriffe auf Israel für sich.

Streit um Wehrpflicht strengreligiöser Männer gefährdet Israels Koalition

Ein innenpolitisches Drama erschüttert derweil die Koalition des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der auch strengreligiöse Parteien angehören. Vom 1. April an sollen laut einer einstweiligen Anordnung des Höchsten Gerichts die staatlichen Subventionen für ultraorthodoxe Männer im wehrpflichtigen Alter gestrichen werden. Laut einer Entscheidung der Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara ist das Militär zudem verpflichtet, von dem Datum an Religionsstudenten einzuziehen, die bisher weitgehend befreit waren. Nach Medienberichten handelt es sich dabei um mehr als 60 000 Männer. Strengreligiöse Politiker kritisierten die neuen Anweisungen scharf. Im Mai ist eine weitere Beratung des Gerichts in der Frage geplant.

Der seit Jahrzehnten andauernde Streit um die Wehrpflicht in Israel hat grosse politische und gesellschaftliche Sprengkraft. Eine gesetzliche Regelung, die den meisten ultraorthodoxen Männer erlaubte, nicht in der Armee zu dienen, war im vergangenen Jahr abgelaufen. Es ist der Regierung bisher nicht gelungen, ein neues Gesetz zu verabschieden, eine alternative Regelung läuft am Sonntag um Mitternacht aus.

Männer müssen in Israel regulär drei Jahre, Frauen zwei Jahre Wehrdienst leisten. Am Streit um ein Gesetz, das schrittweise mehr strengreligiöse Männer zum Dienst an der Waffe verpflichten sollte, war bereits 2018 die Regierungskoalition zerbrochen.

Tausende Israelis demonstrieren gegen Netanjahus Regierung

Tausende von Israelis demonstrierten am Samstagabend gegen die Regierung. In Tel Aviv forderten Demonstranten und Demonstrantinnen eine vorgezogene Neuwahl sowie die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas. Auch in anderen Städten, darunter Jerusalem und Haifa, kam es zu heftigen Protesten. Von Sonntag an planen Regierungsgegner zudem Grosskundgebungen in Jerusalem, die mehrere Tage lang andauern sollen.

Was am Sonntag wichtig wird

Beobachter blicken mit Spannung auf die erwartete Fortsetzung der indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie eine Freilassung weiterer Geiseln. Regierungsgegner in Israel planen unterdessen weitere Grosskundgebungen. (dpa)

13:37 Uhr

Samstag, 30. März

UN-Beobachter bei Explosion im Libanon verletzt

Bei einer Explosion im Libanon sind drei UN-Beobachter verletzt worden. Auch ein libanesischer Sprachassistent wurde dabei verletzt, wie UN-Beobachtermission Unifil mitteilte. Die Gruppe sei auf Fusspatrouille entlang der Blauen Linie - der Grenze zu Israel - gewesen. Unifil untersucht nach eigenen Angaben den Ursprung der Explosion.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA hatte zuvor berichtet, ein Unifil-Fahrzeug sei von einer Drohne angegriffen worden. Demnach seien drei Blauhelmsoldaten und ein Übersetzter verletzt worden. Die Unifil-Truppe sei nahe der Stadt Rmeisch in der Nähe der Grenze zu Israel unterwegs gewesen sein. Libanesische Berichte sprachen von einem Angriff des israelischen Militärs. Die Armee in Israel wies die Vorwürfe zurück.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober kommt es täglich zu teils tödlichen Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah. Auch am Samstag reklamierte die Hisbollah wieder Angriffe auf Israel für sich.

In beiden Ländern wurden als Folge des gegenseitigen Beschusses auch Zivilisten getötet. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. Israels Armee bereitet sich nach eigenen Angaben für einen möglichen grösseren Krieg mit dem nördlichen Nachbarn vor. Israel will erreichen, dass sich die Hisbollah wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution aus dem Jahr 2006 vorsieht.

Unifil überwacht seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Der Blauhelmeinsatz gilt als eine der ältesten aktiven UN-Beobachtermissionen. Gegenwärtig sind etwas mehr als 10 000 Soldaten am Einsatz beteiligt. (dpa)

12:02 Uhr

Samstag, 30. März

Berichte über Angriff auf UN-Fahrzeug im Libanon

Ein Fahrzeug der UN-Beobachtermission Unifil im Libanon ist libanesischen Angaben zufolge von einer Drohne angegriffen worden. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete am Samstag, dass bei dem Angriff drei Blauhelmsoldaten und ein Übersetzter verletzt worden seien. Die Unifil-Truppe soll nahe der Stadt Rmeisch in der Nähe der Grenze zu Israel unterwegs gewesen sein. Laut libanesischen Berichten soll es sich um einen Angriff des israelischen Militärs gehandelt haben. Die Armee in Israel wies die Vorwürfe zurück. Unifil selbst teilte mit, den Fall zu prüfen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober kommt es täglich zu teils tödlichen Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah. Auch am Samstag reklamierte die Hisbollah wieder Angriffe auf Israel für sich.

In beiden Ländern wurden als Folge des gegenseitigen Beschusses auch Zivilisten getötet. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. Israels Armee bereitet sich nach eigenen Angaben für einen möglichen grösseren Krieg mit dem nördlichen Nachbarn vor. Israel will erreichen, dass sich die Hisbollah wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution aus dem Jahr 2006 vorsieht.

Unifil überwacht seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Der Blauhelmeinsatz gilt als eine der ältesten aktiven UN-Beobachtermissionen. Gegenwärtig sind etwas mehr als 10 000 Soldaten am Einsatz beteiligt. (dpa)

07:04 Uhr

Samstag, 30. März

Bericht: USA liefern Israel Tausende Bomben – die Nacht im Überblick

Trotz der Bedenken der USA wegen Israels geplanter Bodenoffensive gegen die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Gazastreifen liefert Washington einem Zeitungsbericht zufolge Israel weitere Tausende schwerer Bomben und Kampfflugzeuge. US-Präsident Joe Biden habe ungeachtet der angespannten Beziehungen der beiden Länder in den vergangenen Tagen «in aller Stille» die Lieferung unter anderem von mehr als 1800 der 2000-Pfund-Bomben (etwa 907 kg) vom Typ MK84 sowie 500 MK82-Bomben genehmigt, berichtete die «Washington Post» unter Berufung auf US-Beamte. Laut dem US-Fernsehsender CNN werden ranghohe Vertreter beider Verbündeter möglicherweise schon am kommenden Montag in Washington Gespräche über Israels geplantes Vorgehen gegen Rafah nachholen. Washington hält eine grossangelegte Bodenoffensive in Rafah wegen der Hunderttausenden Zivilisten dort für falsch und möchte Israel Alternativen aufzeigen.

Werden Israels ultraorthodoxe Juden bald in die Armee eingezogen?

Die Terminplanung werde allerdings dadurch erschwert, dass Israels Regierung bis zum Sonntag ein neues Gesetz zur Frage der Wehrpflicht für ultraorthodoxe jüdische Männer ausarbeiten muss, hiess es. Wegen des Kriegs im Gazastreifen steht Israels Regierung unter Druck, die Befreiung der ultraorthodoxen Gemeinschaft vom Wehrdienst zu beenden. Ein Gesetz, das ihre Befreiung erlaubt, lief im vergangenen Jahr aus. Seitdem gilt eine vorübergehende Regelung - allerdings nur noch bis Ende dieses Monats. Israels Regierung, zu der auch streng religiöse Parteien gehören, arbeitet an einem neuen Gesetz für eine Ausnahmeregelung für die ultraorthodoxen Gläubigen. Netanjahu hatte beim Obersten Gerichtshof beantragt, die Frist für die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfes zu verlängern.

Nach einer in dieser Woche erfolgten einstweiligen Anordnung des Gerichts, die staatlichen Subventionen für ultraorthodoxe Männer im wehrpflichtigen Alter ab dem 1. April zu streichen, könnte am Sonntag das Urteil darüber folgen, ob diese Männer künftig ebenfalls der Wehrpflicht unterliegen. Es sei denn, das Gericht entspricht der Bitte Netanjahus um einen weiteren Zeitaufschub von 30 Tagen. Deswegen sei noch unklar, ob die israelische Delegation in die USA reisen darf, solange diese innenpolitische Angelegenheit noch im Fluss ist, berichtete CNN. Laut US-Beamten stehe ein genaues Datum für den Besuch nicht fest.

Bericht: Israel bat USA um Verschiebung eines Treffens bis Montag

Eigentlich sollte eine israelische Delegation schon in dieser Woche anreisen. Doch Israels Regierungschef Netanjahu sagte die Reise kurzerhand ab, nachdem der UN-Sicherheitsrat ohne Widerstand der USA eine Resolution mit der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe verabschiedet hatte. Die Israelis hätten vorgeschlagen, die Gespräche auf Montag zu verschieben, zitierte CNN am Freitag (Ortszeit) US-Beamte. Um die Beziehungen zwischen Israel und seinem wichtigsten Verbündeten ist es derzeit schlecht bestellt. Neben Bedenken der USA gegen eine Offensive in Rafah sieht sich Netanjahu durch ständige Forderungen nach mehr humanitärer Hilfe für den Gazastreifen bedrängt. Hinzu kommen Ermahnungen, endlich eine Strategie für die Verwaltung des eroberten Gebiets vorzulegen.

USA bekräftigen Unterstützung Israels im Kampf gegen die Hamas

Die belasteten Beziehungen hätten US-Präsident Joe Biden jedoch nicht davon abgehalten, weiter Militärhilfe in Milliardenhöhe an Israel zu schicken, schrieb die «Washington Post». US-Regierungsvertreter wiederholen immer wieder die Zusage Bidens an Israel, das Land im Krieg gegen die islamistische Hamas bedingungslos zu unterstützen. Die US-Regierung sehe es als tabu an, Waffentransfers als Mittel zu benutzen, um Einfluss auf Netanjahu auszuüben, schrieb die Zeitung. So habe das US-Aussenministerium vergangene Woche die Lieferung von 25 F-35A Kampfflugzeugen abgesegnet. Dies sei bereits 2008 vom Kongress genehmigt worden, sodass das Ministerium nicht verpflichtet gewesen sei, dem Gesetzgeber eine neue Mitteilung zu machen. Auch die in dieser Woche genehmigten MK84- und MK82-Bomben seien ebenfalls vor Jahren vom Kongress genehmigt, aber bisher nicht geliefert worden.

Israel schickt erneut Delegation zu Verhandlungen

Unterdessen sollen die jüngst in die Krise geratenen indirekten Verhandlungen über eine Feuerpause und Geiselfreilassung weitergehen. Israel werde in den kommenden Tagen eine ranghohe Delegation nach Katar und Ägypten schicken, teilte das Büro von Ministerpräsident Netanjahu am Freitag mit. Der Regierungschef sicherte dem Verhandlungsteam unter Leitung des Chefs des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad sowie des Chefs des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet Spielraum bei den Verhandlungen zu. Weitere Details wurden nicht genannt. Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der islamistischen Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Direkt verhandeln Israel und die Hamas nicht.

Die israelische Verhandlungsdelegation war vor wenigen Tagen laut Medienberichten bis auf ein kleines Team aus Katar zurückbeordert worden. Grund war demnach, dass die Hamas einen Kompromissvorschlag der USA zurückgewiesen hatte. Die Terrororganisation besteht auf einen umfassenden Waffenstillstand, einschliesslich eines vollständigen israelischen Abzugs aus Gaza. Israel lehnt das ab. Israels Ziel ist es, die Hamas zu zerschlagen. (dpa)

17:02 Uhr

Freitag, 29. März

Dutzende Tote bei mutmasslich israelischen Luftangriffen in Syrien

(dpa) Im Nordwesten Syriens sind bei schweren Luftangriffen nach Angaben von Aktivisten mindestens 44 Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern seien neben syrischen Militärangehörigen auch mindestens sieben Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Grossbritannien am Freitag mit. Die mutmasslich israelischen Angriffe erfolgten demnach am Morgen und konzentrierten sich auf Ziele rund um die Provinzhauptstadt Aleppo. Mehr als 100 Menschen seien bei den Luftschlägen verletzt worden, viele von ihnen befänden sich in einem kritischen Zustand, hiess es.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Krieges Anfang Oktober haben die israelischen Angriffe zugenommen. Derart hohe Opferzahlen sind allerdings selten.

Israels Armee teilte auf Anfrage mit, man wolle die Berichte nicht kommentieren. Die Hisbollah veröffentlichte in einer Mitteilung die Namen von drei getöteten Mitgliedern, ohne genauere Details zu nennen. Aus Kreisen der Hisbollah hiess es aber, dass sie bei den Angriffen getötet worden seien.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, dass bei den Angriffen neben militärischem Personal auch Zivilisten getötet und verwundet worden seien. Eine genaue Zahl von Opfern nannten weder Sana noch das syrische Fernsehen. Sie machten Israel für die Bombardierungen verantwortlich.

Unabhängig überprüfen lassen sich Informationen aus dem Bürgerkriegsland nicht. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gilt als besonders gut vernetzt. Den Aktivisten zufolge galten die Angriffe in Aleppo unter anderem einem Raketendepot der Schiitenorganisation Hisbollah nahe dem Flughafen sowie Fabriken der syrischen Rüstungsindustrie unweit der Provinzhauptstadt. Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman, sprach von den tödlichsten israelischen Luftangriffen seit drei Jahren.

Augenzeugen aus der Provinz berichteten von starkem Rauch in den bombardierten Gebieten und Dutzenden Krankenwagen, die zu den Orten eilten. Syrische Regierungstruppen riegelten die Bereiche demnach ab.

In Syrien waren im März 2011 im Zuge der arabischen Aufstände zahlreiche Menschen gegen die Staatsführung auf die Strasse gegangen. Die Sicherheitskräfte gingen mit Gewalt gegen die Demonstranten vor. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, der bis heute andauert. Sowohl die libanesische Hisbollah als auch Irans Staatsführung gelten neben Russland als wichtigste Unterstützer der syrischen Regierung unter Machthaber Baschar al-Assad. Mittlerweile stehen wieder rund zwei Drittel des Landes unter Regierungskontrolle.

Am Freitag teilte die israelische Armee mit, im Libanon ein hochrangiges Mitglied der Hisbollah-Miliz getötet zu haben. Ali Abed Achsan Naim sei als Vizekommandeur für die Raketenabteilung der Hisbollah verantwortlich gewesen, teilte die Armee weiter mit. Der Libanon grenzt sowohl an Israel als auch an Syrien. Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs liefern sich die israelische Armee und die Hisbollah im Grenzgebiet Gefechte. Die Hisbollah reklamierte am Freitag mindestens drei Raketenangriffe auf israelische Ziele für sich. (dpa)

13:29 Uhr

Freitag, 29. März

Irans Generalstabschef empfängt Hamas-Führer Hanija

Irans Generalstabschef Mohammed Bagheri hat Hamas-Führer Ismail Hanija in Teheran empfangen. Fast ein halbes Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs würdigte der iranische General den Kampf der islamistischen Organisation, wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim am Freitag berichtete. Mit Blick auf das Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel sagte Bagheri: «Diese stolzbringende Operation hat den Mythos des unzerstörbaren Verbrechers Israel demontiert und Palästina zum vorrangigen Thema in der islamischen und gesamten Welt gemacht», sagte der Generalmajor.

Hanija, Leiter des Politbüros der Hamas, ist bereits zum zweiten Mal seit Ausbruch des Gaza-Kriegs für Gespräche im Iran. In der Hauptstadt kam Hanija auch mit Spitzenpolitikern und Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei zusammen. Teheran gilt als wichtigster Unterstützer der islamistischen Organisation, die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft wird. Eine direkte Verwicklung in den brutalen Angriff vom 7. Oktober weist Irans Staatsführung zurück. Auch der Chef der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad, Sijad al-Nachala, kam erneut nach Teheran.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Israel Irans erklärter Erzfeind. Teheran hat seit den 1990er-Jahren seine politischen und militärischen Beziehungen in der Region ausgebaut, um mit der Unterstützung schiitischer Milizen eine «Achse des Widerstands» gegen Israel zu schaffen. Der Iran unterhält gute Beziehungen zur Hamas. (dpa)

06:46 Uhr

Freitag, 29. März

Netanjahu: Druck durch Armee bringt Geiseln heim - Nacht im Überblick

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht im militärischen Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen weiter die einzige Möglichkeit, die in dem Küstengebiet festgehaltenen Geiseln zurück nach Israel zu holen. «Nur die Fortsetzung des kraftvollen militärischen Drucks, den wir ausgeübt haben und noch ausüben werden, wird unsere Geiseln zurückbringen», sagte Netanjahu am Donnerstagabend nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit Angehörigen verschleppter Soldaten. «Ich weiss, dass jeder Tag, der vergeht, für Sie die Hölle ist.» Er wolle keine Geisel zurücklassen.

Israelischen Schätzungen zufolge sind noch knapp 100 Verschleppte am Leben.

Verhandlungen kommen nicht voran

Die Verhandlungen der Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und USA über eine Feuerpause in dem Krieg und die Freilassung der Geiseln kommen derzeit nicht voran. Nachdem die Hamas kürzlich einen neuen Kompromissvorschlag ablehnte, kehrte das israelische Verhandlungsteam Anfang der Woche von den indirekten Gesprächen in Katar zurück. Nach Informationen des «Wall Street Journal» sollen die Gespräche jedoch voraussichtlich nächste Woche in Kairo weitergehen. Israel hält Netanjahu zufolge weiter die Kontrolle über den nördlichen Gazastreifen und die Stadt Chan Junis. Zudem bereite sich die Armee weiterhin darauf vor, in Rafah ganz im Süden Gazas einzumarschieren, bekräftigte Israels Regierungschef.

Israels Armee: Ranghohes Hamas-Mitglied in Schifa-Klinik getötet

Israels Armee tötete im Zuge des Militäreinsatzes im Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstengebiets nach eigenen Angaben vom Donnerstag ein ranghohes Hamas-Mitglied. Raad Thabit zählte zu den zehn ranghöchsten Anführern des militärischen Arms der Islamistenorganisation, wie Militärsprecher Daniel Hagari am Donnerstagabend mitteilte. Er gehörte Beobachtern zufolge auch zum engen Kreis des Hamas-Chefs im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar. Die Hamas bestätigte seinen Tod zunächst nicht. Am Dienstag hatte Israels Armee die Tötung des dritthöchsten Hamas-Anführers im Gazastreifen, Marwan Issa, bei einem Luftangriff vor zwei Wochen bestätigt.

Bei dem Einsatz im Schifa-Krankenhaus, der grössten Klinik des Gazastreifens, wurden Hagari zufolge bislang 900 Verdächtige festgenommen. Mindestens 513 von ihnen sollen demnach Mitglieder der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) sein. Laut der israelischen Armee wurden im Zuge des Einsatzes rund 200 Terroristen im und um das Krankenhaus herum getötet. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig bestätigen. Die Kämpfe gingen Hagari zufolge auch andernorts im Gazastreifen weiter. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte am Donnerstag mit, die Zahl der seit Kriegsbeginn vor einem halben Jahr getöteten Palästinenser sei auf 32 552 gestiegen. Bei ihren kaum zu verifizierenden Angaben unterscheidet sie nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.

Baerbock: Palästinenser sollen in Gaza selbstbestimmt regieren

Nach einem Ende des Gaza-Kriegs sollte Israel nach Ansicht von Bundesaussenministerin Annalena Baerbock die Kontrolle über den Küstenstreifen abgeben. Auf die Frage, wer dort nach Kriegsende das Sagen haben sollte, sagte die Grünen-Politikerin der Funke-Mediengruppe (Freitag): «Die Palästinenserinnen und Palästinenser – frei von der Hamas, frei von Terror, selbstbestimmt und mit einer frei gewählten Regierung aller Palästinenser, also auch im Westjordanland.» Das werde nicht von einem Tag auf den anderen passieren. «Aber wir dürfen gerade jetzt im Krieg den politischen Horizont nicht aus den Augen verlieren.»

Mit arabischen Partnern arbeite die Bundesregierung Tag für Tag daran, dass eine Zwei-Staaten-Lösung in Reichweite bleibt, sagte Baerbock. Dazu gehörten der Aufbau einer zivilen Infrastruktur, eine Reform der Palästinensischen Autonomiebehörde, der wirtschaftliche Wiederaufbau – und eine Sicherheitsstruktur, inklusive Sicherheitsgarantien für Israel und für die Palästinenser. Schutz während einer Übergangszeit, bevor zwei Staaten in Frieden nebeneinander existieren könnten, gebe es nur mit internationalen Sicherheitsgarantien. Israels Regierungschef Netanjahu lehnt eine Zwei-Staaten-Lösung ebenso ab wie die Hamas.

Neuer palästinensischer Ministerpräsident bildet Regierung

Der jüngst ernannte palästinensische Ministerpräsident Mohammed Mustafa hat unterdessen eine neue Technokraten-Regierung gebildet. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erliess am Donnerstag ein Dekret, um ihr das Vertrauen auszusprechen, wie die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete. Washington setzt auf eine umgestaltete PA für die Zeit nach dem israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen. Die USA wollen, dass die seit Jahren nur im Westjordanland regierende Autonomiebehörde auch in Gaza, wo die Hamas das Sagen hatte, wieder die Kontrolle übernimmt - und damit auch eine Zwei-Staaten-Lösung als Ansatz zur Befriedung des Nahen Ostens vorantreiben. Israel lehnt die Pläne ab. Die Hamas hatte die Autonomiebehörde 2007 gewaltsam aus Gaza vertrieben. (dpa)

21:22 Uhr

DONNERSTAG, 28. MÄRZ

UN-Gericht: Israel muss mehr Hilfsgüter in Gazastreifen zulassen

Der Internationale Gerichtshof hat Israel verpflichtet, umgehend die Lieferung von deutlich mehr humanitären Gütern in den Gazastreifen zuzulassen. Es müssten mehr Grenzübergänge für den Transport von Nahrungsmitteln sowie medizinischer Hilfe geöffnet werden, ordnete das höchste Gericht der Vereinten Nationen am Donnerstag in Den Haag an. Das Gericht entsprach damit einem Antrag Südafrikas im laufenden Völkermord-Verfahren gegen Israel.

Seit der Entscheidung vom 26. Januar hätten sich die «katastrophalen Lebensbedingungen der Palästinenser im Gazastreifen weiter verschlechtert», heisst es in der Entscheidung.  Die Richter nennen insbesondere den Hunger. Es bestehe nun nicht mehr nur das Risiko einer Hungersnot, sondern diese habe bereits eingesetzt.

Israel müsse bei der Lieferung der Hilfsgüter eng mit den Vereinten Nationen zusammen arbeiten. Zu den dringend benötigten Hilfsgütern zählen die Richter auch Wasser, Strom, Kleidung sowie Zelte.

Weiter wurde Israel ermahnt dafür zu sorgen, dass seine militärischen Einheiten die Rechte der Palästinenser im Gazastreifen nicht verletzten. Dazu gehöre auch, die Lieferung von dringend benötigten Hilfsgütern zu verhindern. (dpa)

17:54 Uhr

DONNERSTAG, 28. MÄRZ

Israels Botschafter fordert Auflösung des UN-Palästinenserhilfswerks

Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat die Auflösung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA wegen seiner Verstrickung in Terroraktivitäten der Hamas in Gaza verlangt. «UNRWA ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung», sagte er am Donnerstag in einem Gespräch mit Journalisten in Berlin. UNRWA sei im Gazastreifen von der Hamas übernommen worden.

Nach Darstellung der Botschaft ist die Hamas tief und systematisch in dem UN-Hilfswerk verankert. Ihre Mitglieder seien in allen Bereich präsent, auch in Leitungspositionen. 2135 UNRWA-Beschäftigte gehörten Terrororganisationen an, das seien mehr als 17 Prozent aller Mitarbeiter. Die Hamas dominiere vor allem den Bildungssektor von UNRWA. So sei an 18 der rund 200 Schulen im Gazastreifen der Schulleiter ein Hamas-Kämpfer. «Lehrer am Tag, Terrorist in der Nacht», lautete das Fazit der Botschaft. Die Hamas nutze zudem Einrichtungen von UNRWA militärisch. Es gebe Tunnel unter Schulen, Kommandozentralen, Waffenlager und Raketenabschussstellen in UNRWA-Einrichtungen oder in deren unmittelbarer Nähe.

«Wir hören unseren Freunden in Deutschland und in den Vereinigten Staaten aufmerksam zu», sagte Botschafter Prosor und fügte hinzu: «Ein erhobener Zeigefinger ist einfach.» Israel arbeite Tag und Nacht daran, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen zu lassen. Und es habe nie die Absicht gehabt, Zivilisten zu treffen.

Kritisch äusserte sich Prosor zu der von deutschen Politikern immer wieder vorgetragenen Forderung nach einer Zwei-Staaten-Lösung zur langfristigen Lösung des Dauerkonflikts zwischen Israel und den Palästinensern: «Wie ein Papagei: Zwei-Staaten-Lösung, Zwei-Staaten-Lösung, Zwei-Staaten-Lösung. Schön. Vielleicht wäre es vernünftig zu sagen: Zwei Staaten aus einem jüdischen demokratischen Staat und einem demokratischen palästinensischen Staat. Das macht Sinn.» (dpa)

16:32 Uhr

DONNERSTAG, 28. MÄRZ

Armee: Dschihad-Mitglied gesteht Vergewaltigung am 7. Oktober

Ein Mitglied der palästinensischen Terrororganisation Islamischer Dschihad hat nach Angaben der israelischen Armee im Verhör Vergewaltigung und Gewalt gegen Zivilisten während des Massakers am 7. Oktober gestanden. Das Militär veröffentlichte am Donnerstag ein Video, das das Verhör zeigen soll. Der 28-jährige Palästinenser stellte sich darin als Mitglied der Marine-Einheit des Dschihad vor. Er war Anfang des Monats bei einem Einsatz der Armee in Chan Junis im Süden des Gazastreifens festgenommen worden.

Der Gefangene erzählte, er habe am 7. Oktober den Sicherheitszaun an der Grenze zu Israel überquert. Er sei mit einer Pistole und zwei Handgranaten bewaffnet gewesen. Er sei dann in einen Kibbuz in Grenznähe eingedrungen und dort in ein Haus gegangen. Dort habe er eine verängstigte junge Frau angetroffen. Nachdem er ihr Erscheinungsbild und ihre Kleidung sehr genau beschrieben hatte, sagte er, er habe sie vergewaltigt. Die Frau und ihre Mutter wurden den Angaben nach von anderen Terroristen in den Gazastreifen verschleppt.

Anschliessend habe er auf dem Weg zurück in den Gazastreifen drei Zivilisten getroffen, erzählte der Gefangene. Er habe auf einen von ihnen geschossen und eine Handgranate in die Richtung eines zweiten geworfen.

Die Armee wertete die Aussagen als «weiteren Beweis für den Ansturm von Mord und sexueller Gewalt durch die Terrororganisationen am 7. Oktober». Es sei wichtig «den Stimmen derer, die nicht mehr erzählen können, Gehör zu verschaffen». (dpa)

11:55 Uhr

Donnerstag, 28. März

Israels Militär: 200 Terroristen in Schifa-Krankenhaus getötet

Die heftigen Kämpfe im Bereich des Schifa-Krankenhauses in Gaza gehen nach Angaben der israelischen Armee weiter. «Rund 200 Terroristen sind im Bereich des Krankenhauses seit Beginn der Aktivität ausgeschaltet worden», teilte das Militär am Donnerstag mit. In den letzten 24 Stunden hätten «Terroristen von dem Notfallmedizin-Gebäude des Schifa-Krankenhauses aus und von ausserhalb auf israelische Truppen geschossen».

Die Armee beschrieb den Einsatz als präzise, Schaden an Zivilisten, Patienten, medizinischen Teams und medizinischer Ausrüstung werde verhindert. Zivilisten, Patienten und Gesundheitsteams seien in alternative medizinische Anlagen gebracht worden, die von der Armee eingerichtet worden seien. Die Armeeangaben konnten derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Die Organisation Euro-Med Human Rights Monitor warf Israels Armee dagegen vor, sie habe bei dem Einsatz in Schifa Zivilisten gezielt getötet, darunter auch Kinder. Palästinensische Medien berichteten am Donnerstag, ein Journalist des Hamas-nahen Radiosenders Saut Al-Kuds sei in der Klinik von Soldaten erschossen worden. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Israel wirft der islamistischen Hamas vor, medizinische Einrichtungen systematisch für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück.

Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte am Donnerstag mit, binnen 24 Stunden seien 62 Palästinenser im Gazastreifen getötet und 91 weitere verletzt worden. Damit sei die Zahl der seit Kriegsbeginn vor einem halben Jahr getöteten Palästinenser in dem Küstenstreifen auf 32 552 gestiegen, die Zahl der seitdem Verletzten betrage fast 75'000. Diese Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik. (dpa)

06:00 Uhr

Donnerstag, 28. März

Israel setzt Kampf gegen Hisbollah fort - die Nacht im Überblick

Israels Armee hat erneut Ziele im Libanon attackiert. Bei zwei Luftangriffen wurden am Mittwochabend nach libanesischen Angaben mindestens neun Menschen getötet. Israels Armee teilte mit, Kampfjets hätten in Tajir Harfa eine Terrorzelle in einer Militäreinrichtung der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah getroffen. Eine weitere Zelle sei in der Nähe von Nakura beschossen worden. Unterdessen laufen nach Angaben der US-Regierung Bemühungen, einen neuen Termin für einen Besuch einer israelischen Delegation in Washington zu finden.

«Wir arbeiten daran, einen Termin festzulegen», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Mittwoch. Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe zugestimmt, das Treffen neu anzusetzen. Auf Anfrage erklärte Netanjahus Büro, der Regierungschef habe die Abreise der Delegation nicht genehmigt. Dass Gespräche dazu geführt werden, wurde aber nicht dementiert.

Mit einer völkerrechtlich bindenden Resolution hatte der Weltsicherheitsrat am Montag erstmals seit Kriegsbeginn eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen gefordert. Zudem verlangte das UN-Gremium die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln. Die USA verzichteten bei der Abstimmung auf ihr Vetorecht und verhalfen der Resolution, die den internationalen Druck auf Israel erhöht, dadurch zum Erfolg. Netanyahu sagte im Anschluss umgehend den geplanten Besuch einer israelischen Delegation in Washington ab. Der Schritt des israelischen Regierungschefs wurde weithin als erboste Reaktion auf das Abstimmungsverhalten der Amerikaner gewertet.

Netanyahu: Absage war Signal an Hamas

Offiziell begründete Netanyahu die Absage des Besuchs am Mittwoch damit, eine Botschaft an die Hamas senden zu wollen. Die Islamistenorganisation sei nach der jüngsten Resolution des Weltsicherheitsrats überzeugt davon, dass internationaler Druck Israel daran hindern werde, die Geiseln zu befreien und die Hamas im Gazastreifen zu zerstören, sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros. Er habe den Islamisten mit dem Schritt zeigen wollen, dass sie sich nicht auf diesen Druck verlassen sollten. Dies werde nicht funktionieren. «Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden», sagte er.

Bei dem geplanten Besuch einer ranghohen israelischen Delegation wollten Regierungsvertreter der USA den Israelis Alternativen zu einer von Washington abgelehnten Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden Gazas vorlegen. Sobald es einen neuen Besuchstermin gebe, werde dieser öffentlich mitgeteilt, sagte Jean-Pierre nun.

Kirchenoberhäupter in Jerusalem fordern zu Ostern Waffenruhe

Die Kirchenoberhäupter in Jerusalem haben unterdessen in ihrer Osterbotschaft zu einer sofortigen und anhaltenden Waffenruhe im Gaza-Krieg aufgerufen. In der am Mittwoch veröffentlichten Botschaft war die Rede von «intensivem Leid, das uns hier im Heiligen Land umgibt». Man verurteile «alle gewaltsamen Taten in dem gegenwärtigen verheerenden Krieg, vor allem jene, die sich gegen unschuldige Zivilisten richten». Die Kirchenoberhäupter riefen zur raschen Verteilung humanitärer Hilfe in Gaza, der «Freilassung aller Gefangenen» und zu uneingeschränktem Zugang ärztlicher Teams zu Kranken und Verletzten auf.

Sie forderten ausserdem die Aufnahme von Verhandlungen mit internationaler Hilfe zur «Beendigung und Überwindung des gegenwärtigen Gewaltkreislaufs». Nur so könne «eine umfassende Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden hier in dem Land vorangebracht werden, in dem unser Herr sein Leben geopfert hat». Am Karfreitag tragen Christen in Jerusalem traditionell bei einer Prozession auf der Via Dolorosa (deutsch: Leidensweg) Kreuze aus Holz, während sie zur Grabeskirche gehen, wo Jesus nach dem Glauben vieler Christen gekreuzigt und begraben wurde und von den Toten auferstanden ist. In diesem Jahr fällt Ostern mit dem muslimischen Fastenmonat Ramadan zusammen.

Militärischer Hamas-Arm ruft zu Marsch auf Jerusalem auf

Unterdessen veröffentlichte der militärische Arm der Hamas am Mittwoch eine Botschaft, mit der Muslime auf der ganzen Welt zur «Befreiung» der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem aufgerufen werden. Darauf soll die Stimme des Anführers Mohammed Deif zu hören sein. Weder die Authentizität noch das genaue Datum der Aufnahme, die im Telegram-Kanal der Al-Aksa-Brigaden veröffentlicht wurde, liessen sich zunächst klären. Muslime in verschiedenen arabischen Ländern wurden darin aufgerufen, «in Richtung Palästinas zu marschieren, jetzt, nicht morgen». Sie sollten sich nicht von Grenzen, Staatsgebilden und Restriktionen daran hindern lassen, «an der Befreiung von Al-Aksa teilzunehmen», hiess es in der 35 Sekunden langen Aufnahme.

Deif gilt gemeinsam mit dem Hamas-Chef im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, als Planer des beispiellosen Massakers in Israel am 7. Oktober. In einer seltenen Botschaft hatte Deif an jenem Tag eine «Militäroperation» gegen Israel angekündigt.

Die Al-Aksa-Moschee steht auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem, der drittheiligsten Stätte im Islam. Die Anlage ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Zehntausende von Muslimen beten dort während des Fastenmonats Ramadan. Es war befürchtet worden, dass es dabei wegen des Gaza-Kriegs zu neuer Gewalt kommen könnte. Die Hamas hatte zu Protesten aufgerufen. Bisher verliefen die Gebete aber weitgehend friedlich. (dpa)

22:03 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Militärischer Hamas-Arm ruft zu Marsch auf Jerusalem auf

Der militärische Arm der islamistischen Terrororganisation Hamas hat am Mittwoch eine Audio-Aufnahme veröffentlicht, auf der Muslime auf der ganzen Welt zur Befreiung der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem aufgerufen werden. Zu hören sein soll darauf der Anführer Mohammed Deif, zu sehen ist nur ein Schatten. Weder die Authentizität noch das genaue Datum der Aufnahme, die im Telegram-Kanal der Al-Aksa-Brigaden veröffentlicht wurde, liessen sich zunächst klären. Muslime in verschiedenen arabischen Ländern wurden darin aufgerufen, «in Richtung Palästinas zu marschieren, jetzt, nicht morgen». Sie sollten sich nicht von Grenzen, Staatsgebilden und Restriktionen daran hindern lassen, «an der Befreiung von Al-Aksa teilzunehmen», hiess es in der 35 Sekunden langen Aufnahme.

Deif gilt gemeinsam mit dem Hamas-Chef im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, als Planer des beispiellosen Massakers in Israel am 7. Oktober. In einer seltenen Botschaft hatte Deif an jenem Tag eine «Militäroperation» gegen Israel angekündigt.

Die Al-Aksa-Moschee steht auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem, der drittheiligsten Stätte im Islam. Die Anlage ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Zehntausende von Muslimen beten dort während des Fastenmonats Ramadan. Es war befürchtet worden, es könnte dabei wegen des Gaza-Kriegs zu neuer Gewalt kommen. Die Hamas hatte zu Protesten aufgerufen. Bisher verliefen die Gebete jedoch weitgehend friedlich. (dpa)

16:28 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Netanyahu: Absage des USA-Besuchs einer Delegation war Signal an Hamas

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Absage des Besuchs einer hochrangigen israelischen Delegation in den USA damit begründet, eine Botschaft an die Hamas senden zu wollen. Die Islamistenorganisation sei nach der jüngsten Resolution des Weltsicherheitsrats überzeugt davon, dass internationaler Druck Israel daran hindern werde, die Geiseln zu befreien und die Hamas im Gazastreifen zu zerstören, sagte Netanjahu am Mittwoch nach Angaben seines Büros. Er habe den Islamisten mit dem Schritt mitteilen wollen, sich nicht auf diesen Druck zu verlassen. Dies werde nicht funktionieren. «Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden», sagte er.

Inwieweit die Absage des von der US-Regierung eingeforderten Delegations-Besuchs dabei helfen kann, die nach Angaben Netanjahus harte Linie der Hamas aufzuweichen, liess der israelische Regierungschef offen. (dpa)

14:12 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

UN-Berichterstatterin Albanese bleibt bei scharfer Kritik an Israel

Die UN-Sonderberichterstatterin über die Lage der Menschenrechte in den besetzten palästinensischen Gebieten, Francesca Albanese, wird wegen ihrer scharfen Kritik am israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen nach eigenen Angaben bedroht. Nichts davon schüchtere sie aber ein, sagte die italienische Juristin und Menschenrechtsexpertin am Freitag in Genf.

Sie hat dem UN-Menschenrechtsrat gerade einen Bericht vorgelegt, in dem sie Israel Völkermord vorwirft. Sie bezeichnete Israel wegen der Behandlung von Palästinensern als Apartheid-Staat. Die israelische Regierung wirft ihr vor, sie wolle das Existenzrecht Israels infrage stellen. Diplomatische Vertreter anderer Staaten kritisieren ihre starke Präsenz in sozialen und anderen Medien, neben ihrer Rolle als Sonderberichterstatterin, in denen sie Israels Vorgehen stets scharf kritisiert.

Auf die Frage, ob die Kritik sie zum Aufgeben bringen könnte, sagte Albanese in einer Pressekonferenz: «Absolut nicht, das wird nie passieren.» Die Kritik mache sie zwar wütend, bestätige sie aber nur darin, ihre Arbeit fortzusetzen. «Menschenrechtsarbeit bedeutet, die Stimme der Menschen zu Gehör zu bringen, die nicht gehört werden», sagte sie. Ihre Botschaft bleibe klar: «Nichts rechtfertigt, was Israel (im Gazastreifen) tut.»

Sie hatte in ihrem Bericht ein Waffenembargo gegen Israel und Sanktionen verlangt. Sie begründete dies damit, dass Israel nach ihrer Überzeugung mit dem Gaza-Krieg mit inzwischen mehr als 30'000 Toten das humanitäre Völkerrecht verletzt, etwa durch die kollektive Bestrafung der Palästinenser, die nicht mehr genug zu essen haben und wegen der Angriffe auf Krankenhäuser kaum noch ärztlich versorgt werden können.

UN-Sonderberichterstatter sind unabhängige Expertinnen und Experten. Der UN-Menschenrechtsrat ernennt sie, um Berichte zu bestimmten Themen oder Ländern vorzulegen. Sie arbeiten unentgeltlich und sind nicht Teil der Vereinten Nationen. (dpa)

11:57 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Drei Tote nach Armeeinsätzen und Konfrontationen im Westjordanland

Bei Einsätzen der israelischen Armee in Dschenin im Westjordanland sind drei Menschen getötet worden. Laut dem israelischen Militär führten Sicherheitskräfte in der Nacht zu Mittwoch einen Anti-Terror-Einsatz in der Stadt durch. Dabei hätten Palästinenser Sprengsätze auf die Einsatzkräfte geschleudert. Diese hätten mit Schüssen reagiert und dabei eine Person getötet. Dem getöteten 19-Jährigen sei in die Brust und in den Oberschenkel geschossen worden, meldete das Gesundheitsministerium in Ramallah.

Israels Armee teilte weiter mit, mit einem Fluggerät zwei weitere bewaffnete Palästinenser in Dschenin angegriffen und getötet zu haben. Das Gesundheitsministerium in Ramallah meldete zwei Tote bei einem israelischen Drohnenangriff im Flüchtlingslager in der Stadt. Israelische Einsatzkräfte zerstörten nach Armeeangaben zudem ein Fahrzeug, in dem sich gebrauchsfertige Sprengsätze befunden hätten. Sie nahmen demnach auch zwei Verdächtige fest, die sich zuvor in dem Fahrzeug aufgehalten hätten.

Das Gesundheitsministerium in Ramallah meldete insgesamt vier verletzte Palästinenser im Zuge der Einsätze und Konfrontationen mit israelischen Sicherheitskräften in Dschenin. Der Ort gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Die israelische Armee führt dort immer wieder Razzien durch.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober vergangenen Jahres hat sich die Lage im Westjordanland noch einmal zugespitzt. Mehr als 430 Palästinenser wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah seitdem bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet. Es kam zugleich auch verstärkt zu Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser. (dpa)

09:42 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Tote nach Beschuss in israelisch-libanesischer Grenzregion

ei gegenseitigem Beschuss an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon hat es mehrere Tote gegeben. Bei einem israelischen Angriff wurden in der Nacht zu Mittwoch sieben Menschen im Süden des Libanon getötet, wie die libanesische Staatsagentur NNA berichtete. Bei Angriffen aus dem Libanon auf Nordisrael wurde Sanitätern zufolge am Mittwochmorgen ein Mann getötet.

Israels Armee teilte mit, in der Nacht hätten Kampfflugzeuge im Süden des Nachbarlandes ein Militärgelände angegriffen. «Auf dem Gelände ist ein bedeutender Terrorist der Organisation «Al-Dschamaa al-Islamija», der Angriffe auf israelisches Gebiet durchgeführt hat, eliminiert worden», hiess es weiter. Auch mehrere seiner Begleiter seien getötet worden. Die Armee sprach von Terroristen. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die sunnitische Organisation aus dem Libanon hatte zuvor verkündet, den Kampf der schiitischen Hisbollah-Miliz gegen Israel zu unterstützen. Die kleine Gruppierung ist mit der Muslimbruderschaft verbunden.

Die libanesische Staatsagentur NNA meldete, feindliche Kampfflugzeuge hätten in der Nacht ein medizinisches Zentrum einer der Gruppe getroffen. Bei den sieben Toten soll es sich den Angaben nach um medizinisches Personal handeln. Zudem seien vier Zivilisten verletzt worden. Die Angaben liessen sich zunächst ebenfalls nicht unabhängig verifizieren.

Die Hisbollah kündigte nach dem Angriff Vergeltung an. Kämpfer hätten am Mittwochmorgen Dutzende Raketen auf den israelischen Grenzort Kiriat Schmona gefeuert. Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom wurde bei einem Raketeneinschlag in einem Gebäude in dem Ort ein 25 Jahre alter Mann getötet. Er habe in der Stadt gearbeitet. Israelischen Medien zufolge soll er Mitglied der Arabisch sprechenden drusischen Minderheit in Israel sein.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah.

Die vom Iran unterstützte Miliz, die auch enge Verbindungen zur Hamas unterhält, meldete seit Ausbruch des Gaza-Krieges mehr als 240 getötete Kämpfer. In beiden Ländern wurden als Folge des gegenseitigen Beschusses auch Zivilisten getötet. Zehntausende Anwohner verliessen zudem auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. (dpa)

04:50 Uhr

Mittwoch, 27. März

Gaza-Verhandlungen scheinen in Sackgasse – die Nacht im Überblick

Die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein. Die israelische Verhandlungsdelegation wurde laut Medienberichten bis auf ein kleines Team aus Katar zurückbeordert, was zu Schuldzuweisungen zwischen den USA und Israel führte.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte am Dienstag nach Angaben seines Büros: «Die Position der Hamas beweist eindeutig, dass sie nicht an einer Fortsetzung der Verhandlungen über einen Deal interessiert ist, und ist ein trauriger Beweis für den Schaden, den die Entscheidung des Weltsicherheitsrats angerichtet hat.»

Die US-Regierung wies seine Äusserung prompt zurück: Die Erklärung, dass die Hamas den jüngsten Vorschlag in den Geisel-Verhandlungen wegen der UN-Resolution zurückgewiesen habe, sei «in fast jeder Hinsicht ungenau, und sie ist unfair gegenüber den Geiseln und ihren Familien», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Dienstag in Washington.

Mit einer völkerrechtlich bindenden Resolution hatte der Weltsicherheitsrat am Vortag erstmals seit Kriegsbeginn eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen gefordert. Die USA hatten auf ihr Vetorecht verzichtet. Hintergrund ist die katastrophale humanitäre Lage in Gaza und die Sorge vor einer israelischen Bodenoffensive in der im Süden des abgeriegelten Küstengebiets gelegene Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten.

Die Hamas teilte daraufhin mit, sie beharre bei den Verhandlungen auf ihrer Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand, einschliesslich eines vollständigen israelischen Abzugs aus Gaza.

Die Hamas habe «alle US-Kompromissvorschläge abgelehnt, während sie die Resolution des Weltsicherheitsrats feiert», sagte Netanyahu. US-Aussenamtssprecher Miller betonte dagegen, die Hamas habe bereits vor dem Votum im UN-Sicherheitsrat ihre Antwort auf den jüngsten Verhandlungsvorschlag vorbereitet und nicht nach der Abstimmung.

Israels Verteidigungsminister zu Gesprächen in Washington

Der Streit um die festgefahrene Situation dürfte die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Netanyahu und der Regierung von US-Präsident Joe Biden zusätzlich belasten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant traf am Dienstag in Washington mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zusammen, um die Situation zu entschärfen.

«Die Verhandlungen über die Geiseln und die Positionen der Hamas erfordern, dass wir uns bei unseren militärischen und diplomatischen Bemühungen die Hände reichen und den Druck auf die Hamas erhöhen», sagte Galant nach Mitteilung des Pentagons zu Beginn des Treffens mit Austin. In dem gemeinsamen Gespräch habe Austin betont, dass die USA und Israel eine «moralische Verpflichtung» dazu hätten, die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. Es gebe auch ein «strategisches Interesse» daran.

Die US-Regierung hatte Israel zuletzt mehrfach deutlich vor einer Bodenoffensive in Rafah gewarnt. Präsident Biden forderte sogar ein, dass Israel eine Delegation nach Washington schickt, auch um Alternativen zu erläutern. Netanyahu sagte den Besuch seiner Entsandten jedoch am Montag in letzter Minute erbost ab, nachdem der UN-Sicherheitsrat mithilfe der USA die Resolution mit der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe verabschiedet hatte.

Bericht: Rufe in Israel nach mehr Unabhängigkeit von US-Einfluss

Die Entscheidung Washingtons, die Verabschiedung der Resolution zuzulassen, ermutige populistische Stimmen in Israel, die eine grössere Unabhängigkeit des Landes vom amerikanischen Einfluss forderten, schrieb das «Wall Street Journal» am Dienstag. «Israel ist insbesondere von amerikanischen Waffen übermässig abhängig geworden», sagte Caroline Glick, eine israelische Kolumnistin und ehemalige Beraterin Netanjahus, der US-Zeitung.

Der israelische Verteidigungsminister Galant hatte sich kürzlich in einem Brief an die US-Regierung dazu verpflichtet, US-Waffen nur in Einklang mit internationalem Recht einzusetzen. Auf die Frage, ob die USA zum Ergebnis gekommen seien, dass Israel nicht gegen das Völkerrecht verstossen habe, sagte der Aussenministeriumssprecher Miller am Dienstag, es gebe noch keine endgültige Beurteilung, der Prozess dauere an.

Bericht: Verhandlungen dürften trotz Sackgasse bald weitergehen

Am Wochenende hatten sich ranghohe Vertreter der Vermittler Katar, Ägypten und der USA in der katarischen Hauptstadt Doha mit der israelischen Delegation unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, getroffen, um zu versuchen, die Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln voranzutreiben. Am Montag hiess es, Israel habe sich bereiterklärt, auf die Hamas zuzugehen und im Austausch für 40 israelische Geiseln einige hundert palästinensische Häftlinge mehr freizulassen als bisher zugestanden worden war.

In der Nacht gab dann die Hamas bekannt, sie beharre auf ihrer Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand. Damit sei klar gewesen, «dass wir uns in einer Sackgasse befinden und dass die Hamas ungeachtet der israelischen Kompromissbereitschaft nicht vorankommen will», zitierte das Nachrichtenportal «Axios» einen Beamten Israels.

Kurz darauf habe Barnea sein Verhandlungsteam grösstenteils nach Hause beordert. Laut israelischen Medien liess er jedoch ein kleines Team in Katar, um die Gespräche fortzusetzen. Die US-Regierung, Katar und Ägypten bewerteten die derzeitige Situation lediglich als «Pause» in den Gesprächen und erwarteten, dass die Verhandlungen in einigen Tagen wieder aufgenommen werden, zitierte «Axios» eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle. Die israelische Delegation sei zu internen Konsultationen nach Hause zurückgekehrt. «Alle wollen die Gespräche fortsetzen, also glauben wir nicht, dass es vorbei ist», sagte die Quelle demnach.

Israel setzt Bombardierung Gazas fort

Das israelische Militär setzt unterdessen die Bombardierung des Gazastreifens fort. Im Laufe des vergangenen Tages hätten Kampfflugzeuge mehr als 60 Ziele in dem Küstengebiet angegriffen, teilte die Armee am Dienstag mit.

Sie bestätigte zudem die Tötung des dritthöchsten Hamas-Führers im Gazastreifen, Marwan Issa, bei einem Luftangriff vor zwei Wochen. «Wir haben alle Geheimdienstinformationen überprüft und die Gewissheit erlangt», sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Dienstagabend. Issa und ein weiterer Hamas-Führer seien bei einem «komplexen und präzisen Angriff» der israelischen Luftwaffe getötet worden.

Israel hatte vor zwei Wochen über den Angriff auf einen Tunnel berichtet, in dem Issa vermutet wurde, wollte seinen Tod damals aber noch nicht bestätigen.

Eine von der Hamas in den Gazastreifen entführte Israelin hat derweil als erstes Opfer der Islamisten öffentlich über dort erlittenen sexuellen Missbrauch und Folter gesprochen. Sie sei während ihrer Gefangenschaft immer wieder tätlichen Angriffen, Folter, Demütigungen und angsteinflössenden Situationen ausgesetzt gewesen, sagte die 40-Jährige der «New York Times» (Dienstag). Ende November, als Israel und die Hamas 110 Geiseln gegen rund 400 palästinensische Häftlinge austauschten, war sie freigekommen. (dpa)

14:22 Uhr

Dienstag, 26. März

Zwei Tote nach Luftschlag im Süden des Libanon

Bei einem israelischen Angriff auf einen Ort im Süden des Libanon sind libanesischen Staatsmedien zufolge zwei Menschen getötet worden. Nähere Angaben zu den Toten machte die libanesische Staatsagentur NNA nicht. Bei dem Angriff sei ein Haus in der Grenzstadt Mais al-Dschabal getroffen worden. Israels Armee hatte am späten Montagabend zu dem Angriff mitgeteilt, auf eine Stellung der libanesischen Hisbollah-Miliz in der Gegend gezielt zu haben. Die Hisbollah meldete am Dienstag einen weiteren Toten in den Reihen ihrer Kämpfer.

Bei israelischem Beschuss in der Nacht auf Dienstag auf einen anderen libanesischen Grenzort wurden nach Angaben der libanesischen schiitischen Amal-Bewegung, die enge Verbindungen zur Hisbollah hat, drei ihrer Sanitäter leicht verletzt. Die israelische Armee sprach auch in dem Fall von einem Angriff auf ein Ziel der Hisbollah.

Israels Armee registrierte unterdessen mehrere Raketenstarts aus dem Libanon. In einem Grenzort sei wegen des Beschusses ein Feuer ausgebrochen, teilte sie am Dienstag mit. Verletzt wurde demnach niemand. Das Militär habe die Abschussorte im Nachbarland attackiert.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Die vom Iran unterstützte Miliz, die auch enge Verbindungen zur Hamas unterhält, meldete seit Ausbruch des Gaza-Krieges mehr als 240 getötete Kämpfer. In beiden Ländern wurden als Folge des gegenseitigen Beschusses auch Zivilisten getötet. Zehntausende Anwohner verliessen zudem auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. (dpa)

14:21 Uhr

Dienstag, 26. März

Israels Staatspräsident: Müssen Hamas-Chef tot oder lebendig fassen

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sieht den Hamas-Chef Jihia al-Sinwar als Schlüsselfigur im Gaza-Krieg und für die Freilassung der Geiseln. «Am Ende gibt es keine Wahl», sagte Herzog am Dienstag in Jerusalem. «Wir müssen den Kampf fortsetzen und wir müssen Sinwar fassen - tot oder lebendig - damit wir die Geiseln wieder zurück zu Hause sehen können.»

Mit Blick auf die Verhandlungen über eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge sagte Herzog: «Die Realität ist - und die Welt und wir müssen uns dem stellen - dass alles mit Jihia al-Sinwar beginnt und endet. Er ist es, der die Entscheidung für das Oktober-Massaker gefällt hat, er hat seitdem danach gestrebt, das Blut Unschuldiger zu vergiessen, er ist es, der die regionale Lage eskalieren lassen will, den Ramadan entweihen, alles tut, um Koexistenz in unserem Land und der ganzen Region zu zerstören und Zwietracht zwischen uns und rund um die Welt zu säen.» (dpa)

14:19 Uhr

Dienstag, 24. März

Unicef: Hungernde Kinder in Gaza

Kinder und Jugendliche im Gazastreifen werden angesichts der verheerenden Versorgungslage immer verzweifelter. Kinder träumten von einer Gurkenscheibe oder bettelten um eine Tomate, berichtete der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, am Dienstag aus dem Gazastreifen. Jugendliche hätten im Gespräch mit Unicef gesagt, sie hofften, beim nächsten Angriff umzukommen, damit der Albtraum ihres Lebens ende. In den Krankenhäusern lägen völlig abgemagerte Kinder, die wenigen funktionierenden Brutkästen seien voll mit Frühgeborenen, deren Leben am seidenen Faden hänge.

Die Hungerkrise im Gazastreifen sei «menschengemacht», betonte Elder. Hunderte Lastwagen mit Nahrungsmitteln stünden an den Grenzen bereit, dürften aber nicht hineinfahren. «Lebenswichtige Hilfe wird behindert», sagte er.

Nach Angaben des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA) verweigert Israel inzwischen allen seinen Konvois die Einfahrtgenehmigung. Neben den Vereinten Nationen verteilen unter anderem auch Rothalbmond-Organisationen Hilfsgüter. Elder appellierte an die israelischen Behörden, Grenzübergänge im Norden zu öffnen. Damit könne die Hungerkrise innerhalb weniger Tage beendet werden.

Eine Vertreterin in der israelischen Militärbehörde, die die Nothilfe koordiniert, sagte vergangene Woche in Genf, es gebe keine Einschränkung von Hilfskonvois. Das Problem liege vielmehr im Gazastreifen, weil die Akteure dort offenbar nicht in der Lage seien, Material zu den Menschen zu bringen. Ein Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA sagte dazu am Dienstag in Genf, es sei die Pflicht Israels als Konfliktpartei, dafür zu sorgen, dass Nahrungsmittel für die Zivilbevölkerung ohne Einschränkung verteilt werden können.

Nach Angaben von Elder gibt es in Rafah im Süden des Landes nur noch eine Toilette für 800 Menschen. Als Standard in Katastrophensituationen gelte, mindestens eine Toilette für 20 Menschen bereitzustellen. (dpa)

12:46 Uhr

Dienstag, 26. März

Berichte über Krise bei Verhandlungen über Gaza-Feuerpause und Geiseln

Die Verhandlungen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg und die Freilassung weiterer Geiseln der Hamas sind nach Medienberichten in eine Krise geraten. Das israelische Verhandlungsteam unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad werde den Gesprächsort, die katarische Hauptstadt Doha, verlassen und nach Israel zurückkehren, berichteten israelische Medien am Dienstag.

Der Grund sei, dass die islamistische Hamas einen US-Kompromissvorschlag zurückgewiesen habe. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte am Dienstag nach Angaben seines Büros: «Die Position der Hamas beweist eindeutig, dass sie nicht an einer Fortsetzung der Verhandlungen über einen Deal interessiert ist, und ist ein trauriger Beweis für den Schaden, den die Entscheidung des Weltsicherheitsrats angerichtet hat.»

Mit einer völkerrechtlich bindenden Resolution hatte der Weltsicherheitsrat am Montag erstmals seit Kriegsbeginn eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen gefordert. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln. Israel bemängelte unter anderem, dass die Freilassung der Geiseln nicht als klare Bedingung für eine Waffenruhe genannt worden sei.

Die USA hatten auf ihr Vetorecht verzichtet. Die Entscheidung kam vor dem Hintergrund der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen und der Sorge vor einer israelischen Offensive in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten.

Nach der Entscheidung des Weltsicherheitsrats teilte die Hamas mit, sie beharre bei den Verhandlungen auf ihrer Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand, einschliesslich eines vollständigen israelischen Abzugs aus dem Gazastreifen. (dpa)

10:03 Uhr

Dienstag, 26. März

Israels Aussenminister: UN-Resolution stärkt Hamas

Die Forderung des Weltsicherheitsrates nach einer sofortigen Gaza-Waffenruhe hat nach Einschätzung des israelischen Aussenministers die Hamas gestärkt und dazu bewegt, einen US-Kompromissvorschlag über einen neuen Geisel-Deal zurückzuweisen. Aussenminister Israel Katz sagte dem israelischen Armeesender am Dienstag, er sei enttäuscht davon, dass die USA die Resolution nicht mit einem Veto gestoppt hätten.

«Wir erwarten von Freunden, dass sie uns in dieser schweren Zeit stärken und uns nicht der Hamas und all den anderen Feinden gegenüber schwächen», sagte Katz.

Aus seiner Sicht müssten die USA ein Veto verhängen «gegen jede Entscheidung, die nicht das furchtbare Massaker und die Sexualverbrechen scharf verurteilt, die die Hamas am 7. Oktober gegen Babys, Frauen, Mädchen und alte Menschen» begangen habe.

Mit einer völkerrechtlich bindenden Resolution hatte der Weltsicherheitsrat am Montag erstmals seit Kriegsbeginn eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen gefordert. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln. (dpa)

05:54 Uhr

Dienstag, 26. März

Sofortige Waffenruhe in Gaza nicht in Sicht - Die Nacht im Überblick

Im Gaza-Krieg sind die Fronten auch nach der Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer «sofortigen Waffenruhe» per Resolution weiter verhärtet. Während UN-Generalsekretär António Guterres mit Nachdruck eine Umsetzung der Resolution verlangte, bekräftigte die islamistische Hamas ihre Forderung eines dauerhaften Waffenstillstands - und gab Israel am Montagabend die Schuld, dass es bisher keine Einigung über ein Abkommen für eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln gibt. Zwischen Israel und dem wichtigen Verbündeten USA wiederum kam es zu grösseren Verstimmungen: Aus Ärger, dass die Amerikaner der Resolution zum Erfolg verhalfen, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu eine Delegationsreise nach Washington in letzter Minute ab. Die US-Regierung reagierte irritiert und bemühte sich gleichzeitig darum, die Israelis zu besänftigen und die Bedeutung der Sicherheitsrats-Resolution herunterzuspielen.

USA: Resolution ist nicht bindend

«Es handelt sich um eine nicht bindende Resolution, die keinerlei Auswirkungen auf Israel und dessen Fähigkeit hat, weiterhin gegen die Hamas vorzugehen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Dabei sind Resolutionen des Weltsicherheitsrats sehr wohl völkerrechtlich bindend. Generalsekretär Guterres forderte denn auch, die Resolution müsse umgesetzt werden. «Ein Scheitern wäre nicht zu verzeihen», mahnte er am Montag auf der Plattform X, vormals Twitter.

Diverse Nachfragen, ob die Beziehung zwischen Israel und den USA - und konkret zwischen Netanyahu und US-Präsident Joe Biden - an einem Tiefpunkt angelangt sei, wiegelte Kirby am Montag ab. Das sei nicht der Fall. «Israel ist nach wie vor ein enger Verbündeter und ein Freund», betonte der Kommunikationsdirektor, schob jedoch nach: «Das bedeutet nicht, dass wir in allem übereinstimmen, und meine Güte, das tun wir nicht.»

Baerbock lobt Palästinenser-Beitrag

Die deutsche Bundesaussenministerin Annalena Baerbock lobte unterdessen nach einem Gespräch mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) und Abbas persönlich für deren Beitrag zur UN-Resolution. Mit der klaren Verurteilung der Gewaltverbrechen der Hamas an Zivilisten am 7. Oktober in Israel habe die von Abbas geführte PA «einen wichtigen Beitrag» zur Entscheidung in New York geleistet, sagte Baerbock in Ramallah. Dem Aufruf an die Hamas, die Waffen niederzulegen, könne sie sich nur anschliessen.

Hamas schaltet in Verhandlungen auf stur

Die Hamas liess am Montagabend jedoch wissen, den Vermittlern sei mitgeteilt worden, dass man an der ursprünglichen Position festhalte. Diese sehe neben einem «umfassenden Waffenstillstand» auch den Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der Vertriebenen und einen «echten» Gefangenenaustausch vor. Grund sei, dass Israel «auf keine der grundlegenden Forderungen unseres Volkes und unseres Widerstands eingegangen ist». Israels Ministerpräsident Netanyahu «und seine extremistische Regierung tragen die volle Verantwortung dafür, dass sie alle Verhandlungsbemühungen vereitelt und eine Einigung bisher verhindert haben», hiess es.

Israel hat die Forderung nach einem vollständigen Rückzug der Truppen und einem dauerhaften Waffenstillstand stets zurückgewiesen. Die Hamas wiederum macht jede weitere Geiselfreilassung von einer israelischen Verpflichtung zur Beendigung des Krieges abhängig. Netanyahu hat diese Forderung wiederholt als illusorisch bezeichnet und darauf bestanden, dass der Krieg mit dem Ziel einer Zerschlagung der Hamas wieder aufgenommen wird, sobald ein Abkommen zur Geiselbefreiung umgesetzt ist. Am Montag hatte es in mehreren Medienberichten geheissen, dass sich Israel bei den Verhandlungen der Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und USA bereiterklärt habe, auf die Hamas zuzugehen und im Austausch für 40 israelische Geiseln einige hundert palästinensische Häftlinge mehr freizulassen als bisher zugestanden worden war.

Baerbock warnt vor Rafah-Offensive

Vor ihrem erneuten Besuch in Israel an diesem Dienstag warnte Bundesaussenministerin Baerbock Israel angesichts der humanitären Lage eindringlich vor der geplanten Bodenoffensive in Rafah. «Eine Grossoffensive auf Rafah darf es nicht geben», sagte sie mit Blick auf das Schicksal der vielen Zivilisten in der Stadt, in der viele Kriegsflüchtlinge Schutz gesucht haben. «Menschen können sich nicht in Luft auflösen.»

Auch die US-Regierung warnte Israel einmal mehr vor einer gross angelegten Bodenoffensive in der an Ägypten grenzenden Stadt im Süden des abgeriegelten Gazastreifens. Das US-Aussenministerium teilte am Montagabend nach einem Treffen von Ressortchef Antony Blinken mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant mit, Blinken habe sich bei den Beratungen erneut gegen eine grössere Bodenoffensive in Rafah ausgesprochen, die das Wohlergehen der mehr als 1,4 Millionen Palästinenser dort weiter gefährden würde.

USA: Rafah-Offensive scheint noch weit entfernt

Israels Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, und der nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi hätten eigentlich am Montag in die USA fliegen sollen, um dort Alternativen zu der geplanten Bodenoffensive aufgezeigt zu bekommen. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Kirby, sagte, es gebe keine Anzeichen dafür, «dass die Israelis sich unmittelbar darauf vorbereiten, eine Bodenoperation in Rafah durchzuführen» oder dass dies in den kommenden Tagen passieren könnte. «Es scheint, dass sie noch weit davon entfernt sind, in Rafah einzumarschieren.» Netanyahu zufolge hat Israels Armee Pläne ausgearbeitet, um die Zivilisten in Sicherheit zu bringen.

Israel weist Bericht von UN-Expertin als Schande zurück

Die diplomatische Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf hat unterdessen den Bericht einer UN-Menschenrechtsexpertin zum Gaza-Krieg als Schande für den Menschenrechtsrat bezeichnet. «Der Bericht ist daher eine obszöne Umkehrung der Realität, bei der eine sogenannte Expertin ungeheuerliche Anschuldigungen erheben kann, je extremer, desto besser», schrieb die Vertretung am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter). Die UN-Menschenrechtsexpertin Francesca Albanese hatte zuvor laut Medienberichten in einer noch vorläufigen Version Israel vorgeworfen, Völkermord im Gazastreifen zu begehen und die Gründung des jüdischen Staates als «siedlungskolonialistisches Projekt» bezeichnet. Die italienische Juristin ist Berichterstatterin des UN-Menschenrechtsrats über die Lage der Menschenrechte in den besetzten Palästinensergebieten, spricht aber nicht für die UN. (dpa)

15:47 Uhr

Montag, 25. März

UNO-Sicherheitsrat fordert Waffenruhe

Fast sechs Monate nach Kriegsbeginn hat der Weltsicherheitsrat erstmals eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen gefordert. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln. Die Vetomacht USA enthielt sich bei der Abstimmung am Montag und ermöglichte damit die Annahme der Resolution. Die 14 übrigen Mitglieder des Gremiums stimmten dafür. Durch den völkerrechtlich bindenden Beschluss steigt der internationale Druck auf die Konfliktparteien Israel und die Hamas weiter. Es ist jedoch fraglich, ob oder inwieweit die Resolution Einfluss auf Entscheidungen der israelischen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu oder der Hamas zum weiteren Kriegsverlauf haben wird.

Netanyahu drohte unmittelbar vor der Abstimmung bereits damit, dass er die geplante Reise zweier seiner Abgesandten nach Washington kurzfristig absagen werde, sollten die USA ihre Vetomacht nicht nutzen, um die Resolution zu verhindern.

Bemühungen um eine Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer Waffenruhe waren bislang vor allem am Widerstand der Vetomacht USA gescheitert. Seit Kriegsbeginn im Oktober vergangenen Jahres hatte Washington sich als engster Verbündeter Israels gegen eine Waffenruhe gewandt und drei Vetos gegen entsprechende Resolutionen eingesetzt. Allenfalls forderten US-Vertreter kürzere «Feuerpausen». (dpa)

06:19 Uhr

Montag, 25. März

Die Nacht auf Montag im Überblick

Während es im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas nach monatelangem Gezerre um eine Feuerpause Anzeichen für eine Annäherung gibt, gerät der jüdische Staat wegen seiner Kriegsführung immer mehr unter Druck. Medienberichten vom Sonntag zufolge soll sich Israel bei den indirekten Verhandlungen in Katar bereiterklärt haben, auf die Hamas zuzugehen und im Austausch für 40 israelische Geiseln Hunderte mehr palästinensische Häftlinge freizulassen als bisher zugestanden worden war. Die Rede ist nun von 700 und gar bis zu 800 Häftlingen. Während eine Antwort der Hamas in den nächsten beiden Tagen erwartet wird, will der UN-Sicherheitsrat an diesem Montag über einen Resolutionsentwurf abstimmen, der eine «von allen Seiten respektierte sofortige Waffenruhe» fordern würde.

USA schliessen Konsequenzen bei Rafah-Offensive nicht aus

Die US-Regierung schliesst Konsequenzen nicht aus, sollte Israels Armee im Zuge einer Bodenoffensive tatsächlich in die zurzeit mit Hunderttausenden palästinensischen Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten einmarschieren. «Ich schliesse nichts aus», entgegnete US-Vizepräsidentin Kamala Harris in einem am Sonntag ausgestrahlten TV-Interview auf eine entsprechende Frage. «Wir haben in mehreren Gesprächen und in jeder Hinsicht deutlich gemacht, dass jede grössere Militäroperation in Rafah ein grosser Fehler wäre.» Details zu möglichen Konsequenzen nannte sie nicht.

Unterdessen brach Israels Verteidigungsminister Joav Galant in die USA auf, wo er unter anderem seinen Amtskollegen Lloyd Austin treffen will. Zeitgleich wird eine weitere israelische Delegation in Washington erwartet. Die US-Regierung will den Besuchern Wege aufzeigen, wie die Hamas auch ohne eine Rafah-Offensive bezwungen werden kann.

UN-Sicherheitsrat stimmt über Forderung nach Waffenruhe ab

Bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Nahen Osten soll am Montag über eine Resolution abgestimmt werden, die angesichts des islamischen Fastenmonats Ramadan eine sofortige Feuerpause fordert und die zu einer «dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe» führen soll, wie es in der am Freitag bekannt gewordenen Beschlussvorlage heisst. Zudem wird darin die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln gefordert und die Notwendigkeit betont, die Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen auszubauen. Die Resolution wird von nichtständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats vorangetrieben. Ein Diplomat erklärte am Sonntag, es gebe Hoffnung, dass die aktuellste Version des Textes nach intensiven Verhandlungen, besonders mit der Vetomacht USA, tatsächlich Erfolg haben könnte.

Bericht: Israel zu Freilassung Hunderter Palästinenser bereit

Unterdessen gibt es bei den seit mehreren Monaten andauernden schwierigen Verhandlungen der Vermittler laut Medienberichten neue Bewegung. Israel sei bereit, auf Forderungen der Hamas teilweise einzugehen, schrieb der gewöhnlich gut unterrichtete israelische Journalist Barak Ravid am Sonntagabend im Nachrichtenportal «Walla» sowie auf der Plattform X, vormals Twitter. So würde der jüdische Staat nunmehr 700 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freilassen, wenn die Hamas 40 von rund 100 noch lebenden israelischen Geiseln freigibt. Unter den freizulassenden Palästinensern wären 100 Gefangene, die wegen terroristischer Straftaten zu lebenslangen Strafen verurteilt wurden.

Die indirekten Verhandlungen laufen derzeit in der katarischen Hauptstadt Doha unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars. Sie zielen auf eine Vereinbarung in mehreren Phasen ab. Der erste Schritt würde eine sechs Wochen lange Waffenruhe und die Freilassung von 40 Geiseln aus der Gewalt der Hamas vorsehen. Der ursprüngliche Vorschlag, den Israel akzeptiert hatte, hätte die Freilassung von 400 palästinensischen Strafgefangenen beinhaltet, unter ihnen 25 mit lebenslangen Strafen. Dies war der Hamas nicht weit genug gegangen. Die neue Formel wurde von Katar vorgeschlagen und von Israel zunächst abgelehnt. Israel habe sich aber in den vergangenen Tagen auf Drängen des eigens nach Doha gereisten CIA-Chefs William Burns umstimmen lassen, schrieb Ravid weiter.

Bericht: Israel droht endloser Guerilla-Krieg

Israels Armee droht derweil mangels einer ersichtlichen Strategie von der Hamas in einen endlosen Guerilla-Krieg verwickelt zu werden, wie das «Wall Street Journal» schreibt. Die israelischen Streitkräfte kämpften an immer mehr Orten im Gazastreifen, die sie eigentlich zuvor eingenommen und aus denen sie sich zurückgezogen hätten, berichtete die US-Zeitung am Sonntag. Dies zeige, wie sehr Israel darum kämpfe, die Hamas auszuschalten und das palästinensische Küstengebiet unter seine Kontrolle zu bringen.

Die israelische Armee hatte nach eigenen Angaben am Sonntag einen neuen Militäreinsatz in Chan Junis im Süden des Gazastreifens begonnen. Bei einem weiteren Einsatz im Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza im Norden wurde demnach ein israelischer Soldat getötet. Die Armee war an diesen Orten bereits in den vergangenen Monaten in Gefechte verwickelt und hatte erklärt, die Hamas-Verbände in diesen Gebieten seien besiegt und aufgelöst worden.

Auch US-Aussenminister Antony Blinken warnte Israel einem Medienbericht zufolge davor, den Krieg ohne ersichtliche Strategie fortzuführen. Israel brauche einen schlüssigen Plan, ansonsten verheddere es sich in einem Aufstand, den es nicht in den Griff bekommen werde, habe Blinken vergangene Woche bei einem Treffen mit Netanjahu und dessen Kriegskabinett gesagt, berichtete das Nachrichtenportal «Axios». Verlaufe der Krieg weiter wie bisher, würde die Hamas die Kontrolle im Gazastreifen behalten oder es würde Anarchie ausbrechen, die noch mehr Terror zur Folge hätte. Netanyahu habe geantwortet, dass «wir auf Jahrzehnte alle Hände voll zu tun haben werden», berichtete das Nachrichtenportal. (dpa)