Wer wird Meister? Die ZSC Lions oder Lausanne? – «Der Hockey-Verstand lässt gar keinen anderen Schluss zu» – «Was Lausanne zeigt, hat Hand und Fuss» 

Klaus Zaugg: Die ZSC Lions werden Meister, weil...

...wir für einmal den Rat eines weisen Mannes, der nichts von Eishockey verstand und doch in die Weltgeschichte eingegangen ist, befolgen. Der grosse Philosoph Immanuel Kant hat empfohlen, man solle den Mut haben, sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Tun wir das, dann ist klar: Die ZSC Lions besiegen Lausanne heute Abend und holen den Titel.

Der Hockey-Verstand lässt gar keinen anderen Schluss zu: Die Zürcher haben die Qualifikation vom ersten bis zum letzten Tag dominiert und sind ohne Niederlage in den Final gestürmt. Sie haben im Laufe der Saison auf alle Herausforderungen immer und immer wieder rechtzeitig die richtige Antwort gefunden.

Cheftrainer Marc Crawford hat schon einmal auf dem Weg zur Meisterschaft gegen Lausanne eine Playoffserie über sieben Spiele gewonnen: 2014 den Viertelfinal. Im 7. Spiel triumphierten die Zürcher im Hallenstadion 1:0. Er kann also Lausanne. Das mag nur Romantiker interessieren. Aber ein gutes Omen sind solche Erinnerungen eben doch.

Nun können die Zürcher im 67. und letzten Spiel im eigenen Stadion die Saison mit dem Titelgewinn krönen. Nachdem sie die bisherigen drei Heimspiele im Final gewonnen haben. Geben die Zürcher Titanen diese einmalig günstige Ausgangslage doch noch aus den Händen? Der eigene Verstand sagt: Nein. Frei nach Immanuel Kant (er hielt auch Vorlesungen über Logik): Der Titelgewinn der ZSC Lions ist logisch.

Marcel Kuchta: Lausanne wird Meister, weil...

...es diese Mannschaft schlicht verdient hätte. Natürlich: Die ZSC Lions haben den Qualifikationsmarathon nach Belieben dominiert und sind auch mit 8:0-Siegen auf eindrücklichste Weise in die Playoff-Finalserie eingezogen. Blickt man auf diese Bilanz, dann wäre selbstverständlich auch ein Titelgewinn der Zürcher alles andere als gestohlen.

Aber genau das ist der Punkt: Dass es Lausanne gelungen ist, die Lions derart in Bedrängnis zu bringen und unter Druck zu setzen, dass wir jetzt vor diesem siebten und entscheidenden Spiel stehen, sagt alles aus über die Leistungsfähigkeit dieser Mannschaft. Ich muss gestehen: Schon lange nicht mehr hat es mir derart viel Spass gemacht, einem Team beim Eishockey spielen zuzusehen. Das, was die Lausanner zeigen, hat Hand und Fuss. Sie agieren clever, smart, intelligent, hartnäckig, leidenschaftlich – und zeigen darüber hinaus auch schöne Spielzüge. Da passt extrem viel. Genau deshalb hätte der LHC seinen ersten Meistertitel verdient.

Verdient hätte ihn auch der Architekt dieses Kunstwerks: Headcoach Geoff Ward. Er ist mit seinem Schmuddel-Look (Dreitagebart, strähnige, lange Haare und Freizeitkleidung) die Antithese zum stets adrett gekleideten und wohlgestylten ZSC-Übungsleiter Marc Crawford. Wie Ward es geschafft hat, seine Mannschaft zu solch einer gutgeölten Maschinerie zu entwickeln, ist schlicht faszinierend. Und das wird der Grund sein, weshalb am Ende von Spiel 7 in der Swiss Life Arena die Gäste jubeln werden.