Chiara Zgraggen
Chiara Zgraggen
Chiara Zgraggen
Mit einem breiten Lächeln steigen zwei junge Frauen aus einem Auto auf dem Parkplatz des «Trumpf Buur» in Ebikon. Beide stecken in dunklen Jeans und schwarzen Shirts. Nur eines unterscheidet sich: das Schuhwerk. Die Mimik, die Stimme, das Aussehen hingegen – alles zum Verwechseln ähnlich. Es sind die eineiigen Zwillinge Nicole Koller und Carmen Kretz-Koller aus Luzern. Der Anlass des Treffens ist die Sommerserie unserer Zeitung über aussergewöhnliche Luzerner Vereine. Auch wenn die beiden Frauen in vielen Bereichen kaum zu unterscheiden sind, entschieden sie sich in der Berufswahl für völlig verschiedene Richtungen. Nicole ist als Gestalterin Werbetechnik die Kreative. Carmen, zwei Minuten älter ist als ihre Schwester, interessiert sich mehr für Naturwissenschaften und ist Augenoptikerin.
Absprache mittels Blickkontakt
Die Zwillinge gehören seit sieben Jahren dem Luzerner Zwillingsverein an. Carmen amtet seit fünf Jahren als Beisitzerin im Vorstand. Die Schwestern kamen durch Zufall in den Verein. Das war vor gut sieben Jahren. Seither begaben sie sich beispielsweise im Juni zum Armbrustschiessen nach Ettiswil, besichtigten im April eine Straussenfarm oder wandern am nächsten Freitag bei Vollmond. «Alles Aktivitäten, die man sonst nicht machen würde. Deshalb mögen wir den Verein so», erzählt Nicole.
Bevor die beiden jeweils eine Antwort auf die Fragen geben, schauen sie einander in die Augen. Durch diesen Blickkontakt kriegt man das Gefühl, sie würden sich zuerst wortlos absprechen, was sie sagen wollen.
«Das beste am Zwilling ist, dass du dich einfach verstanden und geborgen fühlst.»
Wenn Nicole und Carmen von ihren Erfahrungen als Zwillinge oder den Vereinstätigkeiten berichten, wirken sie wie ein eingespieltes Team. «Das beste am Zwilling ist, dass du dich einfach verstanden und geborgen fühlst», sagt Carmen. «Es ist einfach wunderbar, wenn du vor allen anderen, spürst, wie sich die jeweils andere fühlt», ergänzt Nicole. Es sei schön zu wissen, dass man immer einen Partner habe. Beide verbringen ihre Freizeit gerne beim Wandern oder Biken, Hauptsache in der Natur. Beim Thema Joggen unterscheiden sie sich: Carmen braucht ihre Jogging-Runden, Nicole hasst es. Dafür taucht sie sehr gerne.
Auch für den Zwillingsverein haben Freizeitgestaltung und Geselligkeit eine hohe Bedeutung. Die Mitglieder treffen sich ungefähr ein Mal monatlich, um miteinander etwas zu erleben und Erfahrungen auszutauschen. Der Verein hat bei den Mitgliedern einen hohen Stellenwert, da er ihnen die Möglichkeit bietet, als «normal» angesehen zu werden. Vereinspräsidentin Andrea Trösch: «Das Vereinsleben verbindet Menschen, welche durch das Zwillingsein schon speziell sind. In diesem Verein werden sie als ‹normal› angesehen und es ist keine Seltenheit, wenn sich zwei Menschen ähnlich sehen.»
Verwechslungen gehören dazu
Zurück zu Nicole Koller und Carmen Kretz-Koller: Auch sie haben schon Ungewöhnliches erlebt. So beispielsweise am Ebikoner Open-air. Als Nicole mit dem Angebeteten ihrer Schwester im Freien stand, war Carmen gerade auf dem WC. Als sie zurückkam, bot sich ihr eine lustige Szene: Der Mann hatte gerade den Arm liebevoll um ihre Schwester gelegt. Die Aussage «Du, ich bin dann die Schwester, nicht Carmen», löste die romantische Stimmung rasch in Luft auf.
Auch wenn sich die Schwestern einander sehr schätzen, haben sie früh begriffen, dass sie nicht alles zusammen machen können. So wollten sie in der Oberstufe in verschiedene Klassen eingeteilt werden. «Wir fanden, jede müsse auch eigene Freunde finden.» Geklappt habe das ziemlich gut – die beste Freundin teilen sie sich aber nach wie vor.
Aussagen wie «Das Doppelpack muss alles immer zusammen machen» oder «Die Twins kommen wieder» können die Schwestern nicht ausstehen. Als ein und dieselbe Person angesehen zu werden, mögen sie genau so wenig. Wer die Schwestern auch nur kurz kennt, merkt, dass sie doch sehr verschieden sind. So wirkt Carmen etwas dominanter als ihre Schwester. Das liegt vielleicht auch daran, dass sie Offizierin der Betriebsfeuerwehr des Luzerner Kantonsspitals ist.
Ihr gleiches Aussehen sorgt immer wieder für lustige Situationen. «Es kommt immer wieder vor, dass dir jemand winkt oder dich umarmen kommt. Wenn die Person dann merkt, dass du der Zwilling bist, ergeben sich jeweils lustige Situationen. Für den anderen ist es meist peinlich.» Dass sie gleich aussehen, liegt garantiert auch ein wenig an ihrem ähnlichen Kleidergeschmack. «Es kommt oft vor, dass wir unabhängig voneinander in einem Laden genau dieselben Kleidungsstücke kaufen», berichtet Nicole lachend. Zu Streichen waren die beiden in ihrer Kindheit nicht aufgelegt. «Bei unseren Eltern hat das leider nicht funktioniert.»



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